Geposted 12.12.2016

#Gesellschaft #Niederlande

Das Ende der Coffee Shops in Amsterdam?

Amsterdam - die Stadt der Coffee Shops und alles, was mit ihnen verbunden ist. Doch was wäre, wenn diese geschlossen würden? Wie groß wären die Auswirkungen auf die niederländische Kultur? Leider - oder zum Glück? - sind diese Fragen nicht nur rhetorisch, sondern werden wohl in einem Monat Realität...

Wie steht es um die Zukunft der Coffee Shops in Amsterdam?

© Inna Felker/123RF

Der erste Coffee Shop in Amsterdam, das Mellow Yellow, eröffnete 1967. Kurz darauf folgte das berühmte "Bulldog". Cannabis auf diese Weise unter das Volk zu bringen, war vor allem durch eine Grauzone im niederländischen Drogengesetz möglich. Den Inhabern von Mellow Yellow war es bei ihrer Ideenentwicklung besonders wichtig, eine friedliche Atmosphäre unter ihren Gästen herzustellen - und das ist ihnen gelungen.

Denn wer das Mellow Yellow betritt, wird nicht nur von dem Geruch von Cannabis begrüßt. Es ist vor allem die friedliche Stimmung zwischen den unterschiedlichsten Nationen, zwischen Jung und Alt, die sich durch den ganzen Raum verbreitet. Gäste sitzen entspannt an Holztischen, unterhalten sich und reichen bei den Klängen von Reggae-Musik und Kaffeemaschinen ihre Joints weiter.

So weit, so gut. Doch laut einem neuen Gesetz soll das Mellow Yellow, genau wie zahlreiche andere Coffee Shops, geschlossen werden. Da bringt auch die Tatsache nichts, dass Israelis und Palästinenser hier in aller Ruhe miteinander an einem Joint ziehen und dass das Mellow Yellow für die Einheimischen Teil der Geschichte Amsterdams ist. Das neue Gesetz besagt, dass jeder Coffee Shop, der bis zu 250 Meter von einer Schule entfernt ist, geschlossen werden soll. Klingt auf den ersten Blick sinnvoll - doch niemand scheint zu bedenken, dass die besagte Schule in der Nähe des Mellow Yellow eine Friseurakademie ist und die meisten Schüler über 18 Jahre sind.

Das Nachtleben Amsterdams wird wohl bald auf Cannabis verzichten

© Andrew Mayovskyy/123rf

Auch scheint die Regierung mit dem neuen Gesetz nicht an die Inhaber der Coffee Shops zu denken. Johnny Petram, Besitzer des Mellow Yellow, fürchtet bereits um seine Zukunft, denn er weiß nicht, wie er die monatliche Miete von 7,000 Euro bezahlen soll. Selbst im Bürgermeisteramt ist man skeptisch, denn die Mitarbeiter der Stadt sind der Meinung, die neue Regelung helfe nicht, junge Leute vom Drogenkonsum abzuhalten - es würde nur illegaler vonstatten gehen.

Ein weiteres großes Thema der sogenannte "Weed Pass" (deutsch: "Pass für Gras rauchen"). Dieser wurde bereits in einigen Teilen der Niederländer eingeführt, doch bisher hat sich Amsterdam davon ferngehalten, da es letztendlich nur auf illegale Straßengeschäfte hinauslaufen würde. Doch wenn das Bürgermeisteramt mit der Landesregierung nicht auf einen grünen Zweig kommt, wird der Weed Pass wohl die einzige Lösung bleiben, wenn das Mellow Yellow gerettet werden soll.

Mit diesen Widerständen der Stadt versteht man wohl besser, dass das neue Gesetz hauptsächlich auf die Hauptstadt abzielt. Denn andere Städte in den Niederlanden haben bereits einen Großteil ihrer Coffee Shops geschlossen. Doch auch Amsterdam blieb von diesem Trend nicht verschont: In den 90ern konnte die Stadt nämlich noch 350 Coffee Shops verzeichnen - heute sind es nur noch 175.