Geposted 22.06.2017

#Gesellschaft #Mongolei

Leben auf den Rücken von Pferden - die Mongolei

Berauscht vom Klappern der Hufe und der Überschwänglichkeit des Nomadentums galoppieren Sie durch die unendlichen Weiten des mongolischen Hinterlandes. Sich schlängelnde Flüsse durchkämmen die naturbelassenen Landstriche, majestätische Berge erheben sich am Horizont und wilde Steppen erstrecken sich über das ungestüme Gefilde des Reitervolkes. Reiten und die Mongolei - zwei Ausdrücke, die man unmöglich voneinander trennen kann.

Wilde Steppen, stolze Nomaden, Pferde - die Mongolei

© DmitryPichugin/123RF

Pferde - ohne sie wäre die glorreiche mongolische Geschichte nicht denkbar, Reiche wären nicht zerfallen, Dynastien wären nicht zu Grunde gegangen und Städte wären nicht dem Erdboden gleichgemacht worden. Dschingis Khans gesamte Herrschaft wurde auf den Rücken der Pferde aufgebaut. Sie trugen ihn die ganze Stecke über vom Japanischen Meer im Osten bis hin zum Kaspischen Meer im Westen. Kein Reich der Welt erlangte jemals derartigen Umfang!

Bis vor wenigen Jahrzenten war das Reiten die einzige Fortbewegungsart in der Mongolei und besitzt auch noch heute eine fundamentale Bedeutung. Gerüchten zufolge sollen Kinder das Reiten vor dem Gehen erlernen und bereits im frühen Teenager-Alter erfahrene Pferdehüter sein. Wer auf dem Rücken eines Pferdes die mongolischen Landstriche durchquert, erlebt das Land somit natürlicher und authentischer als jeder andere Reisende. Manche Mongolen behaupten sogar, dass man das Land nicht gesehen hat ohne einmal auf dem Rücken eines Pferdes gesessen zu haben.

Reittouren werden in der Mongolei von allen möglichen Veranstaltern angeboten, wenn man sich aber etwas Individuelleres wünscht, besteht durchaus die Möglichkeit seinen eigenen Streifzug vor Ort selbst zu organisieren. Näheres dazu finden Sie folgend.

Organisation

© Florian Blümm

Es bestehen grundsätzlich zwei Möglichkeiten um an Pferde zu kommen. Erstens Sie kaufen sich eins: Für ein gutes Pferd zahlt man in der Mongolei etwa 250 Euro und wer geschickt ist, kann es zum Ende der Reise wieder verkaufen. Bei der zweiten Variante wenden Sie sich am besten direkt an den Viehzüchter, wo Sie nachfragen können, ob Sie eines der Pferde für einen gewissen Zeitraum mieten dürfen. Durchschnittlich zahlen Sie dafür pro Tag 5 bis 10 Euro. Falls Sie noch einen Führer wünschen, wird je nach Lust und Laune für 10 bis 20 Euro am Tag zugesagt. Natürlich wartet man nicht jeden Tag in der Steppe auf Touristen, die eine Reittour machen wollen. Generell sind die Mongolen aber ziemlich unkonventionell eingestellt und verdienen sich gern nebenher etwas dazu. In den meisten Fällen hat die jeweilige Begleitung zwar keine professionelle Erfahrung als Führer, dennoch stellt dies eigentlich kein Problem dar, denn Mehrtagesritte mit Übernachtungen in der Steppe gehören für die meisten Viehzüchter zum Alltag.

Pferde & Reiten

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Im Allgemeinen ist zu beachten, dass die mongolischen Pferde weitaus kleiner sind als die bei uns heimischen Artgenossen. Die stämmigen kleinen Tiere messen zwischen 1,25 und 1,45 Meter Widerristhöhe und zählen somit zu den Kleinpferden. Das Erscheinungsbild dieser Pferde ist gedrungen - sie besitzen einen großen Kopf und eine lange Mähne. Jedoch sind sie sehr genügsam und verfügen über eine enorme Ausdauer. Meist werden die Pferde frei laufend gehalten, nur die Reittiere werden eingefangen und angebunden. Da diese sanften Wesen bekannterweise äußerst sensibel sind, sollte man bei dem ersten Kontakt erst einmal behutsam vorgehen. Die Tiere sind zwar generell recht ausgeglichen, dennoch provozieren die fremdartigen Gerüche aus Europa erstmal Stress. So ist es zu empfehlen vorerst auf Deospray, Mückenmittel und Co. zu verzichten. Wenn sich das Tier dann aber an den Reiter gewöhnt hat, ist es erfahrungsgemäß ein zuverlässiges Reittier und guter Gefährte.

Mongolen reiten. Sie sehen ihre Pferde nicht als Teil ihrer Kultur an - für sie sind die Pferde selbst die Kultur. Und Teil davon ist nun eben der traditionell mongolische Sattel Emeel. Dieses unförmige hölzerne Ungetüm bildet ein hohes, beinhartes Gestell, dessen viel zu enge Sitzfläche zusätzlich noch durch erhabene Metallknöpfe irritiert. Wenn Sie also ihr Gesäß schonen wollen und doch nicht ganz auf die Annehmlichkeiten der westlichen Welt verzichten wollen, ist es zu empfehlen sich selbst frühzeitig nach einem passenden Sattel umzusehen. Denn gegen eine Jahrtausend alte Kultur kommt man bekanntlich nicht an.

Tourenvorschläge

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Wenn man die Größe der Mongolei in Betracht zieht, macht es wenig Sinn von der Hauptstadt Ulan Bator in die Steppe zu reiten und dann tagelang den gleichen Horizont zu sehen. Sucht man eine Route für eine individuelle Tour, sollte man sie in eine Region verlegen, wo es landschaftlich abwechslungsreich ist. Ein schönes Ziel um sich Pferde zu mieten, ist z.B. der Khorgo Nationalpark. Dieses idyllische Stückchen Erde ist mit einem atemberaubenden See, goldenen Steppen und einer spektakulären Bergkulisse gesegnet. Das Highlight des Parks ist wohl der gleichnamige Vulkan Khorgo, der sich hinter der Gobi-Wüste befindet. Reittouren werden dort häufig in den großen Flusstälern der Gebirge unternommen. Weitere beliebte Routen befinden sich in Changai: In den dortigen Flusstälern sind die Voraussetzungen fast immer günstig. Es ist genügend Wasser vorhanden, ab und zu kann man auf kleine Siedlungen treffen und man findet immer Wege zum Reiten, da das Gelände im Tal in der Regel offene Steppe ist. Um Versorgung für die Tiere müssen Sie sich auch nicht sorgen, wie gesagt sind die mongolischen Pferde für ihre Genügsamkeit bekannt - was die Steppe hergibt, reicht in der Regel aus.

Neben eindrucksvollen Reittouren hat die Mongolei jedoch noch viel mehr zu bieten - gastfreundliche Menschen, jahrhundertelange buddhistische Tradition und eine Vielzahl kultureller Attraktion, drunter rituelle Tänze, Pferderennen und Ringkämpfe erwarten Sie hier im Herzen Asiens. Nichts desto trotz hat das Reiten einen besonders hohen Stellenwert in der mongolischen Gesellschaft und gewährleistet das Bestehen des Nomadentums.