Festivals, Festivals und dann noch mehr Festivals: Edinburgh im August

Praktische Reisetipps

Je nachdem, zu welchem Typ Reisenden man sich zählt und was man sich von seinem Urlaub erhofft, sollte man Edinburgh im Monat August entweder unbedingt besuchen oder auf jeden Fall meiden. Denn zu dieser Zeit wird die schottische Hauptstadt zur Festivalstadt der Superlative. Unter Festival versteht man in Edinburgh aber nicht ein paar vereinzelte Events, die auf den großen öffentlichen Plätzen oder einem Festivalgelände fernab des restlichen Geschehens stattfinden. Die Schotten nehmen den Begriff Festival richtig ernst, da wird jeder Teil der Stadt miteinbezogen und vom Festival-Fieber gepackt. Was passiert also, wenn hier fünf Festivals gleichzeitig stattfinden? Richtig geraten, es herrscht Chaos. Ein kreatives Chaos. So könnte man die Atmosphäre in Edinburgh im August beschreiben. Das hat die Stadt vor allem dem Edinburgh Fringe zu verdanken, dem berühmtesten der Festivals, die den Sommer in Edinburgh so einzigartig machen. Kein 0815-Festival : Das Edinburgh Fringe Angefangen hat alles im Jahre 1947, als eine handvoll Theatergruppen von dem offiziellen Stadtfestival und den Besuchern, die es nach Edinburgh lockte, profitieren wollten, obwohl sie selbst nicht zum Festivalprogramm gehörten. Sie traten am Rande (auf Englisch "Fringe") des Festivals in Straßen und Parks auf, jedes Jahr erneut, bis sie irgendwann selbst das offiziele Festival überflügelten: Das Edinburgh Festival Fringe war geboren. In den daruffolgenden Jahrzehnten wuchs das Edinburgh Festival Fringe, kurz "The Fringe" zum größten Kunstfestival Europas heran. Der Schwerpunkt liegt auch heute noch auf der darstellenden Kunst und Rund zwei Drittel des Programms besteht aus Theater- und Comedy-Vorstellungen. Die Dimensionen des Festivals sind kaum vorstellbar, ist man nicht selbst beim Fringe dabei: Über 32.000 Vorführungen, mehr als 2000 Shows aus fast 50 verschiedenen Ländern, 250 Veranstaltungsorte und knapp 50.000 Künstler. 25 Tage lang. Was es beim Fringe genau zu sehen geben wird, ist unmöglich vorher zu sagen, Auf jeden Fall sollte man das Unerwartete erwarten. Damit sich Besucher in der fast grenzenlosen Vielfalt des Programms nicht verlieren, sind Vorstellungen in zehn Kategorien unterteilt. Viele der Shows können allerdings nur schwer in eine Kategorie gesteckt werden. Beim Edinburgh Fringe (1. - 25. August) geht es nämlich in erster Linie um Innovation und Kreativität. Von jungen Stand-Up-Comediens über traditionelle Shakespeare-Vorstellungen zu modernem Ausdruckstanz: bei The Fringe lautet das Motto "Alles geht", solang es interessant ist und das Publikum überzeugt. Obwohl die meisten Vorstellungen in englischer Sprache stattfinden, muss man gewiss nicht fließend Englisch sprechen um am Fringe Teil zu haben. Täglich finden auch aufregende Tanz- und Musikveranstaltungen statt. Ob ernst, witzig, politisch, absurd, schockierend oder einfach nur ein bisschen verrückt, beim Fringe ist auf jeden Fall etwas für Sie dabei. Genauso vielfältig und bunt wie das Programm sind auch die Veranstaltungsorte, an denen das Festival ausgetragen wird. In Kirchen, Studios, Bars, Restaurants, Hotels, Gärten, Buchläden und Theatern - dem Festival kann man eigentlich gar nicht entkommen. Museen, Musik, Märsche und mehr! Und schafft man es doch, Abstand von dem Fringe zu gewinnen (aber wer will das schon?), dann trifft man gleich schon auf das nächste Festival: Zeitgleich mit dem Fringe findet nämlich auch das Edinburgh Art Festival Stadt, bei dem in 30 Museen und Galerien der Stadt 40 Ausstellungen besucht werden können. Diese zeigen eine Auswahl der spannendsten und neusten Kunst aus aller Welt. Vom 1. zum 23. August wird außerdem jeden Tag auf dem großen Platz direkt vor der berühmten Burg Edinburghs das sogenannte Edinburgh Military Tattoo statt: Ursprünglich der Militärmusik gewidmet gehören auch heutzutage die traditionellen schottischen Militärkapellen zum Programm. Wer nicht so auf Dudelsackmusik steht, sollte dem Military Tattoo trotzdem eine Chance geben: 1000 Künstler und Darsteller aus der ganzen Welt tragen zur Vorstellung bei, die Zuschauer auf eine musikalische Weltreise führt. Immer noch nicht vom Festivalfieber gepackt? Das Fringe ist zwar inzwischen das berühmteste unter den Edinburgh Festivals, doch das "offizielle" Festival, das die Tradition ursprünglich in Gang setzte findet auch heute noch unter dem Namen "Edinburgh International Festival" statt. Vom 8. bis zum 31. August kommen renommierte Persönlichkeiten und prestigeträchtige Ensembles aus den Bereichen Theater, Oper, klassische Musik und Tanz in die schottische Hauptstadt. Weniger schräg und ausgefallen, aber mit einem ähnlich niveauvollen Programm wie das Fringe ist das Edinburgh International Festival nicht weniger innovativ als das Fringe, allerdings finden seine Vorstellungen finden einem eher konventionellen Rahmen statt. Bücherwürmer kommen auch auf ihre Kosten Bei den Schotten gilt: entweder ganz oder gar nicht. Auch bei ihrem Festivalmonat machen sie keine Kompromisse. Vom 9. bis zum 25. August beweist Edinburgh, weshalb Sie sich UNESCO Literaturstadt nennen darf: In einem riesigen Zelt mitten in den zentral-gelegenen Charlotte Square Garden treffen sich anlässlich des Edinburgh International Book Festival Bücherfans aus der ganzen Welt. Mehr als 800 Autoren sind dieses Jahr auf das Fest geladen, darunter Bestseller-Autoren wie George Martin (Game of Thrones), Nobelpreisträger und Experten aus den Bereichen Politik, Sport, Philosophie, Wirtschaft, Wissenschaft, Gesundheit und mehr. In hunderten Vorträgen und Diskussionen werden unter dem Motto "Let's Talk" wichtige Themen der Literatur und des Lebens diskutiert und gemeinsam hinterfragt. Edinburgh im August zu besuchen ist ein ganz anderes Erlebnis als zu jeder anderen Jahreszeit. Wenn man gerne den Alltag der schottischen Hauptstadt kennen lernen und ihre Sehenswürdigkeiten in Ruhe erkunden möchte, dann sollte man sich zweimal überlegen, im August nach Edinburgh zu fahren. Wer allerdings die Stadt mal im Ausnahmezustand erleben will, für den gibt es keine bessere Zeit. So lebhaft und aufregend wie im August ist es sonst nie in Edinburgh und selten in anderen Städten auf der Welt. Die Straßen sind randvoll mit Menschen, an jeder Ecke ist etwas los und Besucher und Künstler aus aller Welt schaffen eine einzigartige Atmosphäre.
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