Geposted 24.04.2015

#Politik #Deutschland

In Deutschland mit Drogen am Steuer: Gilt das Fahrverbot auch für andere EU-Bürger?

DROGEN - In Deutschland werden die Konsumenten von Cannabis hinsichtlich des Führerscheinrechts härter bestraft als in anderen EU-Ländern. Während Autofahrer in Österreich und der Schweiz bis zu einem bestimmten THC-Wert im Blut noch legal unterwegs sind, kann es in Deutschland schon zum Entzug des Führerscheins kommen.

Wenn sich Autofahrer bekifft hinters Steuer setzen wird dies in dem meisten EU-Ländern bestraft. In Deutschland fallen die Strafen bei einem Nachweis von einer geringen Menge an Cannabis im Blut, aber deutlich härter aus als in anderen EU-Ländern. Auch ausländische Autofahrer in Deutschland, in deren Ländern ein anderer THC-Grenzwert beim Autofahren gilt, müssen sich um den Entzug ihres Führerscheins fürchten, sollte der deutsche THC-Wert überschritten sein.

Deutschland ist einem regelrechten Kontrollwahn verfallen, wenn es um illegalisierte Substanzen geht. Sollten Autofahrer den niedrigsten Grenzwert von 1ng THC/ml Blut in Deutschland überschreiten, drohen Geldbußen in Höhe von 500 Euro sowie ein mehrwöchiges Fahrverbot. In Österreich und vielen anderen EU-Ländern dürfen die Konsumenten bei dieser Menge an Cannabis im Blut ihren Führerschein jedoch behalten und müssen noch nicht einmal mit einer Geldstrafe rechnen. Denn in diesen Ländern schreiten die Behörden erst ein, wenn die Fahrer merklich unter Drogeneinfluss stehen und ein sicheres Fahren nicht mehr gewährleistet ist. Untersuchungen haben ergeben, dass bei einem Wert von einem Nanogramm pro Milliliter Blutserum (1 Nanogramm ist der Milliardste Teil eines Gramms) die Fahrtüchtigkeit in keinster Weise beeinflusst.

Stoned hinterm Steuer: Harte Konsequenzen in Deutschland

©

Die folgende Geschichte liefert ein Beispiel: Eine Autofahrerin aus Österreich geriet in eine Polizeikontrolle am Bodensee. Dabei wurde eine geringe Menge Cannabis in ihrem Blut nachgewiesen. Folglich wurde gegen die Frau nach deutschen Regelungen ein Fahrverbot verhängt, obwohl die Frau laut dem ärztlichen Protokoll nicht merkbar unter Drogeneinfluss stand. In Österreich kann die Fahrerin mit diesem THC-Wert jedoch legal weiterfahren. Die Fahrerin legte Wiederspruch gegen das Fahrverbot ein, doch dieser wurde vom Europäischen Gerichtshof abgewiesen.

Die deutschen Behörden gehen davon aus, wer regelmäßig kifft, ist immer benebelt, so dass man denjenigen einfach gleich von der Straße fern hält. Fazit: "Würde diese Logik auch auf den Alkohol angewandt - die Autobahnen wären immer frei!"

Unterschiedliche Grenzwerte weltweit

©

In der Schweiz gelten Autofahrer noch bei 3ng/ml als fahrtüchtig, während im US-Bundesstaat Colorado mit 5ng/ml noch hinterm Steuer gesessen werden darf.

Sollten Sie in Deutschland jedoch mit einem THC-Wert von 0,5 ng/ml im Blut, also der Hälfte des Grenzwertes erwischt werden, ist es auch schon vorgekommen, dass eine Führerscheinstelle den Betroffenen aufforderte, ein fachärztliches Gutachten auf eigene Kosten erstellen zu lassen. Dies ist einem Studenten aus Baden-Württemberg passiert, dessen Führerschein aufgrund von "gelegentlichen Konsums" entzogen wurde, obwohl auch das Drogenscreening keinen regelmäßigen Konsum von Drogen mehr nachweisen konnte. Bisher hat er 500 Euro in Gutachten investiert, um seinen Führerschein wiederzuerlangen.

Quellen: n-tv, Spiegel online, Zeit online