Geposted 24.07.2017

#Kultur #Frankreich

Wenn die Narren ihren Unfug treiben

Weltliche Schauspieler in Kirchengewändern vollführen spektakuläre Aufführungen, bunt geschminkte Narren geben akrobatische Darbietungen zum Besten und ausgelassene Straßenmusikanten untermalen das Ganze mit mittelalterlicher Tavernen-Musik - auch dieses Jahr verschwimmen in Avignon zur Festivalzeit Fiktion und Realität zur einer großen Komödie.

Schauspieler auf Stelzen, der für seine Leistung wirbt

© Bertrand Iniesta/123RF

Freie Theatergruppen plakatieren ganz Avignon zu

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Schauspieler in historischen Kostümen

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Berühmte mittelalterliche Brücke in Avignon

© Bertrand Iniesta/123RF

Theater in der Provence - zum alljährlichen Theater-, Tanz- und Gesangsfestival in der südfranzösischen Stadt Avignon verwandeln sich die Straßen in ein buntes Schaubild. Schon im 14. Jahrhundert haben die Päpste die Stadt an der Rhône wie ein großes Theater bespielt. Heute sind an die Stelle der Kirchenmänner weltliche Schauspieler getreten, die Avignon während des Festivals für die letzten drei Juli-Wochen zur Bühne machen.

Der Ursprung des Festivals liegt jedoch bei fremden Herren - voran der Theaterregisseur Jean Vilar - welche die Stadt 1947 okkupiert hatten. Nur kamen sie dieses Mal nicht aus Rom, sondern aus dem heimischen Paris. Die Idee dahinter: Wenn das Pariser Theaterpublikum in die Ferien ans Mittelmeer reist, muss ihnen das Theater, das sie bespielt, hinterher.

Das Festival wurde schnell ein großer Erfolg. Hart gesottene Liebhaber besuchten es, die nicht einmal in der Sommerpause ohne Theater sein konnten. Kleinsttheater, Aufführungen in Hinterhöfen, Kellern, Garagen und Ladengeschäften machten später die erlesene Kunst auch für das große Publikum zugänglich.

Heute treiben sich während des Sommermonats Juli zahlreiche Schauspieler, Artisten, Straßenmusiker und Narren auf den Straßen Avignons rum, die für ihre Aufführungen werben und hin und wieder eine kleine Darbietung zum Besten geben. Sehr gut beobachten lässt sich das um den Papstpalast herum, der auch in der Gegenwart das Zentrum des Trubels ist: In dem größeren der beiden Innenhöfe, dem Cour d'Honneur, findet die Eröffnungspremiere des Festivals statt und dann fast jeden Abend nach Einbruch der Dunkelheit eine Aufführung.

Reges Treiben herrscht auch im Stadtinneren - besonders sehenswert: Rue des Teinturiers und Place de l'horloge. Nur in den frühen Morgenstunden kommt die Stadt zur Ruhe. Sobald die Cafés und Restaurants öffnen, werden sie auch schon von Theaterleuten frei Haus mit Papiertischdecken beliefert, auf denen die Spielpläne einzelner Off-Theater abgedruckt sind.