Geposted 02.06.2017

#Kultur #Italien

Florenz will Touristen mit Wasser vertreiben

Sich mit Bier und Panini to go auf der hübschen Piazza della Signoria niederlassen wie auf einer einfachen Parkbank? Um gegen solche Kulturbanausen vorzugehen, hat sich der Bürgermeister von Florenz nun eine neue Maßnahme überlegt.

Die unberührte Schönheit des Florentiner Stadtbildes

© Alexey Kuznetsov/123RF

Florenz ist eine der malerischsten Städte Italiens, gesegnet mit vielen imposanten Kirchen, eleganten Palästen und Plätzen mit einzigartigen Statuen und Brunnen aus der Zeit der Renaissance. Diese beeindruckende Fülle an Kunst und Architektur zieht natürlich auch viele Touristen an. Gegen jene Urlauber, die auf den vornehmen Plätzen unüberlegt ihr belegtes Brot verzehren, möchte die Stadt nun mit einer neuen Maßnahme vorgehen. Versuchsweise sollen die Treppen und Plätze vor einigen Kirchen im Zentrum zur Mittagszeit mit Wasser bespritzt werden - um sie zu reinigen und Touristen vom Picknicken abzuhalten.

Bürgermeister Dario Nardella sieht sich in der Pflicht dafür zu sorgen, dass den vornehmen Plätzen der nötige Respekt entgegengebracht und die Ästhetik des Stadtbildes nicht durch essende Menschen zerstört wird. Es gehe nicht darum, dass Besucher sich nicht kurz niederlassen und ausruhen könnten. Außerdem betonte er, dass es sich um ein "Experiment" handele. Es sei ja nicht geplant, "die Touristen mit Hochdruckreinigern und Hydranten zu bespritzen".

Gegner kritisieren vor allem die Wasserverschwendung, da gerade in der Sommerhitze das Wasser natürlich schnell verdampft. Andere schlagen vor, lieber mehr Sitzmöglichkeiten für Besucher zu schaffen. Lediglich die Restaurant- und Barbesitzer scheinen erfreut zu sein, dass endlich jemand gegen die Unsitte der Lunchpakete vorgeht, die ihre Einnahmen schon seit einiger Zeit verringert.

Florenz ist nicht die erste Stadt Italiens, die sich mit eher ungewöhnlichen Maßnahmen gegen den Touristenansturm wehren will. In Venedig werden auf der Piazza San Marco inzwischen Polizeibeamte beschäftigt, die Touristen davon abhalten sollen, sich einfach hinzusetzen und zu essen. Angesichts der mittlerweile dreißig Millionen Besucher pro Jahr denkt die Stadt sogar über Besuchergrenzen oder ein "Buchungssystem" für den Markusplatz nach.

Rom hat ähnliche Probleme. Vor einiger Zeit wurde der Vorschlag geäußert, die Spanische Treppe mit einem Gitter vor picknickenden Menschen zu schützen und auch vor der Fontana di Trevi ist es für die Stadtverwaltung mittlerweile schwierig, die Kontrolle über die Touristenmassen zu wahren. Erst kürzlich gelang es zwei Menschen, sich ungehindert nackt auszuziehen und unter dem Gejohle der umstehenden Urlauber durch das spätbarocke Brunnenbecken zu schwimmen. Es scheint also sinnvoll, die Touristen in Florenz frühzeitig abzuschrecken bevor die Urlauber auch dort auf derartige Ideen kommen.