Geposted 02.11.2013 (Bearbeitet am 20.07.2015)

#Formalitäten #Frankreich

Frankreich: Strafe beim Gang zur Hure?

Treffen sich ein Schriftsteller, ein Schauspieler und ein TV-Moderator im Wald von Boulogne, an den Seine-Kais oder an der Porte Saint Denis…


Treffen sich ein Schriftsteller, ein Schauspieler und ein TV-Moderator im Wald von Boulogne, an den Seine-Kais oder an der Porte Saint Denis…


Ohne Vorurteile schüren zu wollen, kommt es bei diesem Szenario häufig dazu, dass die Dienste des Straßenstrichs in Anspruch genommen werden. Die Unterzeichner von "Tout-Paris" bekennen sich nicht nur zu der Vorliebe auf Sex mit Prostituierten, sie verlangen in ihrem "Manifest der 343 Dreckskerle" den legal gesicherten Anspruch auf ihr Hobby.


Die Schrift soll in der kommenden Ausgabe der Zeitschrift "Causeur" veröffentlicht werden. Das Magazin orientiert sich, und genau deswegen wurde es gewählt, an dem historischen Vorbild von 1971, als Feministinnen das Recht auf Abtreibung einforderten. Nun machen die Machos gegen einen Gesetzesentwurf mobil, welcher vorsieht, die Inanspruchnehmer von Prostitution strafrechtlich zu verfolgen. Derzeit ist eine Buße von 1.500 Euro geplant. Rückfalltäter müssen doppelt so tief in die Tasche greifen.


Die sozialistische Abgeordnete Maud Olivier sieht in einem "Verbot von käuflichen Sex" die "effektivste Maßnahme gegen Mädchenhandel und Zuhälterei". Gegen diese Einstellung machen die Anwälte des angeblich ältesten Gewerbes gemeinsam Front.

Feministinnen, die einfach nur nicht putzen wollen?


Gemäß Elisabeth Lévy, Chefredakteurin der Zeitschrift "Causeur", zielt das Manifest vor allem darauf ab, die "heutigen Feministinnen zu verarschen". Damit sind Frauen gemeint, die sich lediglich für die Teilung der häuslichen Arbeit einsetzen. Sie tritt wiederum für das "Recht auf den Unterschied" ein, auf die "Sache der Männer."


Die Manifest-Unterzeichner sind auf den Beistand aus dem weiblichen Lager angewiesen. Sie unterscheiden sich zwar ganz klar von "Sex ohne Zustimmung", Gewalt und Menschenhandel, sie wehren sich jedoch vehement gegen den Vorwurf, "Frustrierte, Perverse oder Psychopathen" zu sein.


Auch französische Prostituierte rebellieren gegen die Initiative der Regierung. "Die Kunden angreifen, heißt uns angreifen", so eine Dame während einer Kundgebung vor der Nationalversammlung, als dort über den Gesetzesentwurf beraten wurde. Denn eines steht fest: Mit der Gleichsetzung von Prostitution und Menschenhandel würde ihr Gewerbe endgültig in den Untergrund gedrängt würden. Dies wäre auch ein wirtschaftlicher Tod.


Das feministische Magazin "Causette" kontert dagegen: 80 bis 90 Prozent der Prostituierten sind Ausländerinnen. Zudem werden 90 Prozent der Gewalt gegen die Frauen von ihren Kunden ausgeübt.


Es wird wohl noch einige Manifestationen und Pamphlete von beiden Seiten geben, bis feststeht, was mit dem Gesetzesentwurf passiert.


Quelle: spiegel.de