Geposted 20.10.2017

#Gesellschaft #Tunesien

Ins Gefängnis wegen eines Kusses

Andere Länder, andere Sitten. In Tunesien muss dies ein französisch-tunesisches Paar am eignen Leib erfahren, wegen eines simplen Kusses sind sie zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt.

Rückschritt trotz fortschrittlichem Versuch

© poyomismo/123RF

Strafe wird gesellschaftlich Geächtet

Die Haftstrafe für das französisch-tunesische Paar wird auf jeden Fall auch von tunesischen Aktivisten sogar Politikern geächtet. Diese sind der Meinung, dass das Verfahren stellvertretend für viele Probleme im Land stehen soll, wie Machtmissbrauch, Intoleranz und der Respektlosigkeit gegenüber dem Bürger und seinen Rechten.

Trotzdem ist das Land auf einem guten Weg sich zu verändern und dem Bürger mehr Rechte zuzusichern und das vor allem auch für die weibliche Bevölkerung. Generell muss man damit rechnen, dass solch fundamentale Veränderungen Zeit brauchen.

Weil sie sich in einem Auto geküsst haben, muss nun ein Paar für drei Monate hinter Gitter. Das tunesische Gericht warf ihnen Unzucht, Erregung öffentlichen Ärgernisses, Beamtenbeleidigung, Angriff auf die guten Sitten, Trunkenheit in der Öffentlichkeit vor. In allen Punkten wurden sie für schuldig befunden und deshalb verurteilt. Ein Skandal laut dem Anwalt des Franzosen, der weder die Möglichkeit hatte mit seinem Anwalt Kontakt aufzunehmen, noch spricht er die Landessprache Arabisch, was eine lückenlose Kommunikation unmöglich macht. Beides, so der Anwalt weiter, müsste das Verfahren eigentlich ungültig machen. Doch die tunesischen Sittenwächter und konservative Kräfte sind meist stärker als vermutet.

Reisende, welche das nordafrikanische Land besuchen wollen, sollten auf jeden Fall von Küssen und Zärtlichkeiten jegliche Art in der Öffentlichkeit absehen.

Dabei war das Land auf dem Weg zu einer echten Revolution in der arabischen Welt. Im Laufe diesen Jahres wurden immer mehr Gesetze verabschiedet, die sich an westliche Standards anlegen und die Rechte der Frau stärken. Beispielsweise setzte man das Mündigkeitsalter zum Heiraten von 13 auf 16, Vergewaltiger werden strafrechtlich verfolgt auch wenn sie das Opfer heiraten und tunesische Frauen dürfen sich nun auch mit Nichtmuslimen verheiraten. Dennoch gibt es konservative-islamische Kräfte, die viele Prozesse verlangsamen oder gar nicht annehmen wollen.