Geposted 28.10.2016

#Natur #Albanien

Albanien - die Wiederholung eines Wunders?

Albanien ist ein wunderschönes Land und hat landschaftlich alles, was man sich wünschen könnte. Doch leider sind viele Menschen sehr arm und als Ziel für Touristen ist Albanien nicht bekannt. Das will die GIZ mit neuen Wanderrouten durch den Süden nun ändern.

Die Bergdörfer Albaniens

Südalbanien bringt man vor allem mit Strand und Entspannung in Verbindung, dabei liegen gleich hinter der Küste verführerische Berge mit einer traumhaften Aussicht, die bisher nur wenige Menschen als Wanderweg entdeckt haben. Doch das soll sich jetzt ändern. - © Vereshchagin Dmitry/123RF

Die GIZ bei der Arbeit

Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) hat sich nun vorgenommen, dem Tourismus in den Bergen zu einem Aufschwung zu verhelfen. Dabei gehen sie ähnlich vor, wie 2005 auf dem Balkan. - © Olena Kachmar/123RF

Das erste Wunder

Damals gab die GIZ den Familien in verlassenen Bergdörfern Kredite, um ihre Häuser zu einfachen Gästehäusern umzubauen, in denen sie Touristen unterbringen konnten. Das Ergebnis war ein unvergleichlicher Erfolg. Heute sind die "Peaks oft he Balkan" ein beliebter Wanderweg, der Albanien mit dem Kosovo und Montenegro verbindet. Die Zahl der Gäste explodierte und das Leben kehrte in die Dörfer zurück. - © Vereshchagin Dmitry/123RF

Das zweite Wunder

Das zweite Wunder befindet sich noch in der Vorbereitungsphase. Nun möchte die GIZ nämlich ein ähnliches Unterfangen in den Bergen Südalbaniens wiederholen. Die Familien bekommen eine grundlegende Ausstattung, finanzielle Unterstützung und einen Crashkurs in Tourismus - wie verhält man sich den Gästen gegenüber und was erwarten westliche Touristen von ihrer Unterkunft. - © Yuriy Brykalyo/123RF

Butrint

Mit dem Süden Albaniens verbindet man die Ruinen von Butrint, das UNESCO Weltkulturerbe, und finanzierbaren Luxus. Um auch in den Bergen eine vergleichbare Qualität zu erreichen, werden junge Leute zu Köchen oder Wanderführern ausgebildet, die hier dringend gebraucht werden, denn die Wege sind verzweigt und nicht immer sicher. - © milacroft/123RF

Hilfe aus Griechenland

Nach dem Verfall des sozialistischen Reiches von Hodscha gingen viele junge Menschen nach Griechenland, da sie sich dort bessere Arbeitschancen versprachen. Viele von ihnen kommen nun zurück und sollen die Grundlage für den Tourismusboom in den Bergen bilden, denn sie haben die entsprechende Erfahrung. - © Konstantinos Michail/123RF

Ausgezeichnete Wanderwege

Bisher wurden elf Wanderwege markiert, mit Namen versehen, auf Karten eingezeichnet und in Broschüren beschrieben, die zunächst einmal auf Englisch erhältlich sind. Ähnliches gilt für die zehn Mountainbikestrecken. Doch das ist erst der Anfang - die Routen sollen ausgeschildert, in Apps verzeichnet und im Internet veröffentlicht werden. - © Alexey Semenov/123RF

Qeparo

In Qeparo bekommt man bereits einen ersten Vorgeschmack auf das, was auch in den übrigen Bergdörfern aufgebaut werden soll: pittoreske Häuschen, freundliche Bewohner und einen sagenhaften Ausblick auf das Meer. - © ollirg/123RF

Das Hindernis

Ein Hindernis für die Entwicklung des Tourismus war bisher die traditionelle Gastfreundlichkeit der Albaner, denn sie nahmen von den gelegentlich ankommenden Gästen kein Geld. Im Kanun, dem uralten Gewohnheitsrecht der Albaner, steht, dass Häuser Gott und den Gästen gehören, weshalb man von Gästen kein Geld annehmen wollte, selbst wenn diese nach dem Preis fragten. Für die Bewohner bedeutet der Tourismus eine gewaltige Mentalitätsänderung. - © Olena Kachmar/123RF

Die Qual der Wahl

Bei den vielen, üblicherweise von und mit Eseln benutzen Pfaden durch die Berge ist es schwierig zu entscheiden, welche man als Wanderwege auszeichnen soll. Die Wahl basiert auf einer einfachen Maxime - möglichst viele Dörfer sollen durch die Wege erreicht werden. Schließlich sollen die Dörfer durch den Tourismus wiederbelebt werden. - © makusek/123RF

Zeichen der Geschichte

Entlang der Wege sind nicht nur Berge und Täler zu sehen, sondern vor allem die vielen Bunker, die der Diktator Hodscha errichten ließ. Die Natur ist derzeit dabei, diese für sich zu beanspruchen. - © Colin Moore/123RF

Wanderführer

Wer derzeit in diesem Gebiet wandern möchte, sollte sich auf jeden Fall einen Wanderführer mitnehmen, der die Gegend kennt. Bei den vielen kleinen Wegen ist es leicht sich zu verlaufen und immer wieder kann man aus irgendeinem Grund nicht den direkten Weg nehmen, wodurch ein Umweg notwendig wird. - © Olena Kachmer/123RF

Sicherheit

Außerdem ist die Sicherheit bisher noch nicht so sehr gewährleistet, dass man alleine durch die Berge wandern sollte. Ein Pfefferspray gegen angriffslustige Hunde kann sehr hilfreich sein. Doch auch das soll mit dem Eintreffen des Tourismus geändert werden. - © Leszek Czerwonka/123RF

Die Attraktionen

Die neuen Wanderwege können wunderbar mit den alten kombiniert werden, sodass man auch gleich UNESCO Weltkulturerbestätten wie Gjirokastra besuchen kann. Auch das Dorf Pilar ist eine Attraktion denn, der hiesige Gesangsverein ist die ausführende Kraft des immateriellen Weltkulturerbes der Iso-Polyphonie, eines traditionellen Schäfergesages mit einer Solistin und einem Chor. - © Wojciech Tchorzewski/123RF

Ein Erfolg?

Ob die GIZ hier einen ebenso großen Erfolg wird verbuchen können wie auf dem Balkan steht noch offen, sicherlich ist noch viel zu tun, ehe der Tourismus boomt. Rein landschaftlich bleiben hier zumindest keine Wünsche offen, das Essen ist gut und sehr günstig und die Gastfreundschaft eine Selbstverständlichkeit. - © aureliano1704/123RF

Historischer Überblick

Die heutige Republik Albanien war über vier Jahrhunderte Teil des Osmanischen Reiches, erlange jedoch am 18. November 1912, nach dem Ersten Balkankrieg, seine Unabhängigkeit und gründete das Königreich Albanien. Die Grenzen sind im Wesentlichen dieselben wie heute.

Während des Ersten Weltkrieges verlor das Königreich seine Unabhängigkeit gleich wieder und war bis 1919 von Griechenland, Italien, Serbien, Montenegro und Österreich besetzt. Anschließend brauchte das Land bis 1924, um sich vom Krieg zu erholen. Die Regierungen lösten sich schnell ab und es konnte sich kein stabiler Staat aufbauen. Demokratische Versuche scheiterten.

1925 ergriff Ahmet Zogu die Herrschaft, unter dem das Land zunehmend von Italien abhängig wurde und 1939 daran angeschlossen wurde. Auch während des Zweiten Weltkrieges was das Land von den Achsenmächten besetzt.

Das kommunistische Regime

1944 konnte sich das Land von der Fremdherrschaft befreien und Enver Honcha errichtete eine sozialistische Diktatur, die ein Bündnis mit Tito in Jugoslawien einging, ehe sie sich vier Jahre später der Sowjetunion annäherte und weitere drei Jahre später der Volksrepublik China.

1967 wurde Albanien zum ersten atheistischen Staat erklärt und sämtliche Religionen wurden verboten. Mit der Zeit wurde Honcha immer paranoider und ließ im gesamten Land 200.000 Bunker errichten, für den Fall einer feindlichen Invasion. 1985 starb er und Ramiz Alia trat die Nachfolge an. 1990 wurde das Regime gestürzt und zahlreiche Albaner verließen das Land in der Hoffnung, woanders ein besseres Leben führen zu können, man spricht von einer Massenauswanderung.

Die Umwandlung in eine Demokratie lief schleppend und noch heute hat das Land viele Probleme. Dennoch ist es seit 2014 offizieller Beitrittskandidat für die EU.