Geposted 25.09.2017

#Gesellschaft #Ägypten

Die ewigen Wanderer

Das Leben in der Wüste kann sehr hart sein und kräftezehrend. Trotzdem gibt es ein Volk, welches traditionell und seid hunderten von Jahren in der Wüste lebt. Die Rede ist von den Beduinen, welche sich überwiegend in verschiedenen arabischen Ländern angesiedelt haben und dort Diskriminierung und anderen Problemen ausgesetzt sind.

Beduine - Was ist das?

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Welche Bedeutung hat das Kamel?

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Besonders wichtig für die Beduinen war schon immer das Kamel. Zwar gibt es heute Jeeps und Pickups, die es zum größten Teil ersetzten, dennoch bleibt keine Beduinensiedlung vollkommen ohne die robusten Wüstentiere. Aber das Kamel dient nicht nur als Fortbewegungsmittel, sondern ist auch Nahrungs- und Wolllieferant, sowie Tauschobjekt und eine Art Währung. Zudem macht es das Leben in der Wüste erst mobil und sorgt für ein sorgenfreies Leben für viele Stämme, da es, wie bereits oben erwähnt, wichtiger Lieferant für Vieles ist. Des Weiteren spielen die Beduinen und ihre Liebe zu den Wüstenvierbeinern auch eine besondere Bedeutung für die arabische Literatur und Musik. So ist das wohl bekannteste arabische Versmaß nach dem gleichnamigen Schritt der Kamele entstanden, die Gesänge mit denen das Volk die Tiere antreiben, bilden die Grundlage für die arabische Musik und das arabische Wort für Schönheit "gamil" ähnelt dem arabischen Wort für Kamel "gamal" stark. Die Beduinen sind also eine feste Größe in der arabischen Kultur und dank ihnen sind viele Kunstformen entstanden.

Diskriminierung gegen die Beduinen

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Das Wort Beduine findet seinen Ursprung im arabischen Wort "badawi" und bedeutet so viel wie "nicht sesshaft". Allerdings wird diese Bezeichnung ausschließlich von Nicht-Beduinen gebraucht, da sich das Volk selbst als "arab" also zu den Arabern zugehörig fühlt. Die Beduinen sind überwiegend Muslime, jedoch glauben sie, wie viele andere Naturvölker auch, an übermenschliche Wesen, wie Hexen und Zauberer. Generell gelten sie als sehr abergläubig und glauben an böse Vorzeichen, ausgelöst durch beispielsweise Raben oder Eulen. Jedoch grenzt sich ihre Mentalität deutlich von der der "herkömmlichen" Araber ab. So gilt das Beduinenvolk als äußerst stolz und freiheitsliebend, Regierung und andere staatliche Zwänge lehnen sie ab. Dafür haben sie eine relativ streng organisierte Stammesregelung, die ähnlich unserer staatlichen Ordnung ist. Oberhaupt der Beduinengemeinschaft ist der Scheich. Dieser hat wichtige Aufgaben innerhalb des Stammes, wie die Friedenserhaltung, Streitschlichtung, Planung der Wanderrouten und die Verteidigung des Territoriums. Neben ihm sind auch noch der Kriegsbeauftragte und der Richter wichtig. Dennoch kann der Scheich nicht alles entscheiden, sondern braucht immer die Zustimmung der anderen Mitglieder des Ältestenrates. Man kann also festhalten, dass die Beduinen über basisdemokratische Strukturen verfügen.

Die Diskriminierung kann das Resultat aus vielen Vorurteilen sein, die immer noch gegenüber dem Volk existieren. So soll Polygamie und Vielehe unter vielen Beduinen verbreitet sein, jedoch ist man sich hier nicht einig. Es gibt auch Quellen die sagen, dass Polygamie in der Beduinengemeinschaft eher unüblich ist. Ein ähnlicher Streit entfacht, wenn man über die Rolle der Frau redet. Während die einen sagen, dass Mann und Frau vollkommen gleichberechtigt in der Volksgemeinschaft sind, sagen wiederrum andere, dass es eine Diskriminierung gegen die Frauen gibt, da sie ausschließlich einfachen häuslichen Tätigkeiten nachgehen.

Dennoch leidet das Ureinwohnervolk oft unter Diskriminierungen. So werden ihre Hütten abgefackelt oder ihre Gebiete werden nicht mehr staatlich Bewirtschaftet. Dies führt dazu, dass die Beduinen kaum Perspektiven haben und verarmen. Der ägyptische Staat beispielsweise tätigt keine Institutionen mehr in Gebiete, welche überwiegend von Beduinen besiedelt werden. Dadurch fühlen sich die Gemeinschaft diskriminiert, ausgegrenzt und wie "Bürger zweiter Klasse". Dieses Problem gab es schon vor der Frühlingsrevolution und blieb bis heute bestehen, weil die Richter/Verantwortlichen immer dieselben sind und der Staat diese nicht systematisch auswechselt. Deshalb verkommen immer mehr Beduinengebiete vollkommen. Auch die Flucht in andere Länder lohnt sich nicht, so geht zum Beispiel auch mit Härte gegen die Beduinen vor. Oftmals haben die Beduinen hier keinen Zugriff auf Agrarland, sodass sie an Hunger sterben. Wer als Bedun gilt, das heißt als Staatenloser, der hat es oftmals schwer in der arabischen Welt, zumal weil sich dieser Titel vererbt, wodurch ganze Familien ins Elend gestürzt werden.

Die Beduinen sind ein faszinierendes Volk, jedoch werden auch sie, wie viele andere Ureinwohner oftmals Diskriminiert und ausgegrenzt und finden in unserer "neuen Welt" nur schwer einen Platz.