Geposted 07.11.2016

#Kultur #Kroatien

Das Rätsel von Malo Grablje

Bis vor 50 Jahren war dieses Dorf im Zentrum der kroatischen Insel Hvar noch bewohnt, dann verließen die Einwohner von einem Tag auf den anderen ihre Heimat. Heute ist Malo Grablje ein Geisterdorf, doch was bewegte die Bewohner dazu, das Dorf zu verlassen?

Wie ein winziges Wesen zahlreiche Existenzen zerstörte

© Leon Tudor/123RF

Wenn man sich vom lebendigen Zentrum Hvars entfernt und über Schotterwege durch eine Schlucht landeinwärts fährt, erreicht man nach etwa einer halben Stunde das kleine, verlassene Dorf Malo Grablje. Auf den ersten Blick sieht es gar nicht verlassen aus, denn die Häuser im Zentrum sind noch sehr gut erhalten, bald wird der Irrtum jedoch eindeutig.

23 Familien lebten einst in diesem Dorf, bis ein kleiner Schädling sie ihrer Lebensgrundlage beraubte und sie dazu zwang, ihr Dorf zu verlassen. Die Reblaus hat schon zahlreiche Landschaften vollständig zerstört und auch die Lavendelfelder und Weinberge, welche für die 180 Dorfbewohner lebenswichtig waren, fielen ihr zum Opfer.

Zwei Kilometer weiter, in Milna, fanden sie ein neues Zuhause und bauten sich ein neues Leben auf. Die Rebläuse haben Malo Grablje zwar längst verlassen, die Bewohner kamen jedoch nicht zurück.

Der einzige Bewohner

© Sam Grocott/123RF

Bis heute hat es nur einen einzigen Mann zurück in seinen Heimatort gezogen, den nun 49-jährigen Berti Tudor. Er wuchs in dem Dorf auf und verbringt nun als einziger wieder Zeit in dem Ort. Berti hat für die wenigen Besucher ein kleines Restaurant in seinem Elternhaus eingerichtet, das täglich für ein paar Stunden geöffnet ist.

Ganz möchte jedoch auch Berti nicht zurück nach Malo Grablje ziehen, denn dafür ist es doch zu einsam. Auch er lebt eigentlich in Milna. Die anderen Bewohner kommen nur einmal jährlich zu einem Wiedersehen in ihre Heimat.