Geposted 19.11.2017

#Gesellschaft #Kirgisistan

Deutsche Stadt mitten in Kirgisistan

Mitten in Kirgisistan an der Grenze zu Kasachstan liegt das kleine Örtchen Rot-Front. 7000 Kilometer von Berlin entfernt wohnen etwa 200 Deutsche, die hier ein Zuhause unweit der chinesischen Grenze gefunden haben.

Schicksalsjahre während dem Stalinismus

© gromaler/123RF

Das Leben in der Stadt ist einfach. Man kann es sich in etwa vorstellen wie Deutschland Anfang des 20.Jahrhunderts: Landwirtschaft, starre Rollenbilder und religiöse Pflichten sind den Einwohnern wichtig und daran wird nicht gerüttelt. Dennoch ziehen viele Nicht-Deutsche in das kleine Dörfchen, sodass mittlerweile Kirgisen in der Überzahl sind. Viele Deutsche wandern einfach aus und versuchen es im "Mutterland" zu schaffen. Das Ticket in die Heimat hat jeder als Rückversicherung in der Tasche.

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts wird das kleine Dörfchen Rot-Front von deutschen Aussiedlern bewohnt. Eigentlich sind sie damals gekommen, um in Russland zu leben, die Religionsfreiheit hat man ihnen im damaligen Zarenreich versprochen. Als in Russland der Krieg ausbrach wurde den Männern zugesagt, dass wenn sie nach Kirgisistan auswandern, sie vom Wehrdienst befreit werden. Viele Männer entschieden sich also mit ihren Familien ins entfernte Kirgisistan zu ziehen, um dort Gottesfürchtig zu leben. Zu dieser Zeit hieß Rot-Front noch Bergtal und die Unterrichts- sowie Umgangssprache war deutsch. Bis 1938 unter dem Stalinregime sich die Zeiten änderten und nur noch russisch in der Schule unterrichtet werden durfte. Die Deutschen waren ideologische Feinde und ihre Sprache sowie Kultur musste aus der damaligen Sowjetunion verschwinden. Dies tat sie aber nur offiziell, da inoffiziell also im familiären Kreis Sprache und Kultur überlebten.

Im Zuge des Sowjetregimes erging es dem Städtchen wie vielen anderen, aus ihr wurde eine Kolchose gemacht, viele Frauen und Männer wurden zur Zwangsarbeit verpflichtet und aus dem Namen Bergtal wurde Rot-Front. Da viele der älteren Generation ums Leben kamen oder von der Zwangsarbeit nicht mehr zurückkamen, wurde es für die jüngere Generation schwieriger die alten Traditionen fortzusetzen.

Leben wir vor 100 Jahren

1991 wurde Kirgisistan unabhängig und damit auch Rot-Front. Mit Hilfe einer kirgisischen Deutschlehrerin wurde langsam die "Ursprache" des Dorfes wieder etabliert. Später waren sogar die Botschaft und das Goethe-Institut mit eingebunden. Die Rot-Frontler sollten wieder deutschen Kulturunterricht bekommen. Trotz den Versuchen die deutsche Kultur aus der Stadt zu treiben, ist es den Einwohnern gelungen, sie zu konservieren und Sitten sowie Gepflogenheiten weiterzugeben.

Typisches kirgisisches Dorf

© ?????? ????????/123RF

Andere Artikel vorgeschlagen vom Autor