Geposted 21.04.2022 (Bearbeitet am 18.05.2022)

#Kultur #Litauen

Die Kulturhauptstädte Europas 2022

Seit dem 1. Januar 2022 dürfen sich gleich drei Städte für ein Jahr "Kulturhauptstadt Europas" nennen. Der jährlich vergebene Titel bietet die Chance, die Stadtentwicklung und den Tourismus zu fördern und das Image der Stadt international zu verbessern. Deshalb gibt es für die Kulturhauptstädte Fördergelder von der EU.

Kaunas, Esch und Novi-Sad

Die 2022 ausgewählten Städte könnten nicht unterschiedlicher sein: Esch-sur-Alzette in Luxemburg, Kaunas in Litauen und Novi-Sad in Serbien. Doch sie haben mehr gemeinsam als man im ersten Moment denkt. Es handelt sich jeweils um die zweitgrößte Stadt des Landes und damit auch um ein weniger bekanntes Reiseziel als die jeweilige Hauptstadt - Luxemburg, Vilnius und Belgrad. Für alle drei Städte ist der Titel bedeutsam und alle haben ein breit gefächertes Kulturprogramm zu bieten.

Um zu betonen, was sie verbindet, haben die Städte zusammen Veranstaltungen und Projekte erarbeitet, die alle Zielgruppen ansprechen und verschiedenste kulturelle Bereiche abdecken. Damit erfüllen sie genau das, was Ziel des 1985 ins Leben gerufenen Titels ist: Die kulturelle Vielfalt und die Gemeinsamkeiten der europäischen Staaten aufzuzeigen und Brücken zwischen ihnen zu bauen.

Kaunas bei Sonnenuntergang - © A. Aleksandravicius/Shutterstock

Wenn ihr euch also dieses Jahr für eine Reise nach Esch-sur-Alzette, Kaunas oder Novi-Sad entscheidet, profitiert ihr von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm, das ihr auf den Websiten der Kulturhauptstädte abrufen könnt. Doch auch außerhalb dieser Events haben die Städte einzigartige Kultureinrichtungen zu bieten...

Kaunas

 Als romantischster Ort in ganz Litauen gilt das Kloster Pazaislis in Kaunas. Hier finden Konzerte und Musikfestivals statt und es gibt ein Sakralmuseum sowie wunderschöne barocke Kirchengewölbe. Ein weiteres wichtiges Bauwerk, das für Kulturveranstaltungen genutzt wird, ist die Burg Kaunas. Sie liegt am Zusammenfluss von Memel und Neris und wurde im 14. Jahrhundert erbaut. Somit ist sie die älteste Steinburg Litauens und wird heute zusätzlich als Zweigstelle des Stadtmuseums genutzt.

Besonders wichtig ist außerdem die Festungsanlage IX fortas, die heute eine Gedenkstätte für die Opfer stalinistischer Verfolgung und nationalsozialistischen Massenmordes beherbergt. Hier befand sich das Konzentrationslager Kauen, das aus dem Ghetto Kauen gegründet wurde. Auch wenn es wahrscheinlich kein fröhlicher Ausflug wird - eine KZ-Gedenkstätte sollte wohl jeder einmal besucht haben.

Esch-sur-Alzette

Das Nationale Widerstandsmuseum in Esch besteht aus einem Museum und einem Totendenkmal. Hier wird nicht nur den Opfern des Zweiten Weltkriegs gedacht, sondern auch den Arbeitern aus dem Süden Luxemburgs, die in den Schmelzen und Gruben der Stahlindustrie umgekommen sind.

In der einstigen Hochburg der Stahl und Eisenindustrie widmet sich jedoch ein ganz besonderes Haus auch anderen Themen: Die "Kamellebuttek Art Gallery". Bereits das Gebäude sticht aus dem ansonsten ganz gewöhnlichen Viertel hervor, denn seine Fassade wird von einem riesigen Graffiti-Kunstwerk geziert. Das Innere ist ein Paradies für kreative Köpfe: In der Galerie gibt es wechselnde Ausstellungen zur zeitgenössischen Kunst und Urban Art, doch hier werden auch Festivals und Kunstprojekte geplant. Gleichzeitig begerbergt das Gebäude eine Kunstschule sowie Büros für Organisationen aus dem Kulturbereich.

Blick von der Festung Petrovaradin auf Novi-Sad - © xbrchx/shutterstock

Novi-Sad

In der serbischen Stadt an der Donau ist für Kulturliebhaber besonders eine Straße wichtig: Dunavska, die "Donaustraße". Hier wird sich jeder wohlfühlen, der gerne in Museen geht. Die Straße wurde im 19. Jahrhundert angelegt und ist damit eine der ältesten der Stadt. Zahlreiche Häuser zählen zu den vom Staat geschützten Kulturdenkmälern und zudem befinden sich hier gleich mehrere kulturelle Einrichtungen: die Stadtbibliothek, das Museum zeitgenössischer Kunst, die Sammlung "Ausländische Kunst" des Stadtmuseums sowie das Museum und die Archive der Vojvodina mit Sammlungen der Geschichte, Archäologie und Ethnologie.

Nicht verpassen sollte man in Novi-Sad außerdem die Festung Petrovaradin. Sie beherbergt das Stadtmuseum, Ateliers für bildende und angewandte Kunst und große Veranstaltungen wie das EXIT Festival, das dieses Jahr am 7.-10. Juli mit serbischen und internationalen Künstlern stattfindet.


Übrigens: Wenn die geplante Reihenfolge der Titelträger nicht wie in den letzten Jahren durch die Corona-Pandemie durcheinandergebracht wird, können wir uns 2025 über eine deutsche Kulturhauptstadt freuen. Denn dann wird Chemnitz zusammen mit der slowenischen Stadt Nova Gorica an die Reihe kommen.