Geposted 26.11.2016

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Die Weihnachtszeit in Russland

Advent und Weihnachten wird nicht in jedem Land gleich gefeiert. Wie das christliche Hochfest und die Vorbereitung darauf in Russland begangen wird, lesen Sie hier...

Weihnachten in Moskau

© Alexander Tolstykh/123RF

Die Adventszeit

In Russland beginnt die Weihnachtszeit erst morgen, dauert aber bis zum 6. Januar. Doch der Advent ist nicht wie beispielsweise in Deutschland eine festliche Zeit, sondern ist vielmehr vom sogennanten "Philippus-Fasten" geprägt. Dabei steht der völlige Verzicht auf Fleisch, Käse, Butter, Milch und Eier im Mittelpunkt. Nüsse, Trockenfrüchte und Honig sind nur in Maßen erlaubt. Dreimal die Woche sollte erst nach der Abendmesse gegessen werden, jedoch möglichst keinen Fisch, kein Pflanzenöl und keinen Wein. Am Wochenende ist es Gläubigen erlaubt, Fisch und Alkohol in Maßen zu sich zu nehmen.

Was also dürfen russisch-orthodoxe Christen in den Wochen vor Weihnachten essen? Wie in Russland allgemein sehr beliebt, werden viele warme Suppen wie Schtschi oder Borschtsch serviert. Außerdem sind verschiedene Arten Brei aus Pilzen oder Trockenfrüchten weit verbreitet. Das Weihnachtsfasten ist unvorstellbar für nicht-orthodoxe Christen? Tatsächlich ist diese Tradition sehr nahe an der Vorstellung von Advent aller Christen. Denn natürlich geht es nicht um eine Diät, sondern darum, sich besinnen zu können und im Gebet Ruhe zu finden. Außerdem ist es kein Zufall, dass die Fastenzeit direkt nach der Ernte liegt, denn so danken die orthodoxen Christen Gott für alle Gaben und nehmen das Fasten gleichzeitig als Hilfe, mit der Ernte sparsam und kontrolliert umzugehen.

Der julianische Kalender

Im Gegensatz zu Katholiken und Protestanten folgt das orthodoxe Kirchenjahr noch immer dem julianischen Kalender, der dem gregorianischen Kalender derzeit 13 Tage voraus ist. Deshalb wird in Russland Heiligabend auch erst am 6. Januar gefeiert. Nach der Oktoberrevolution 1917 wurde von den Kommunisten zwar der gregorianische Kalender eingeführt, jedoch weigert sich die Kirche bis heute, deren Reform bei der Festlegung des Kirchenjahres zu übernehmen. Dazu haben sie auch jedes Recht, da die Kommunisten die Kirche als ihre Gegner - und die Religion als ihre Konkurrenz - ansahen und sie viele Kirchen wie die berühmte Basilius-Kathedrale säkularisierten oder gar zerstörten.

Babuschka-Puppen - ursprünglich ein russischer Weihnachtsbrauch

© chrisdorney/123rf

St. Nikolaus und Babuschka

Doch nicht nur das: Die Verehrung des St. Nikolaus hat sehr große Tradition in Russland, aber während des Kommunismus wurde der christliche Brauch von Großväterchen Frost und seiner Helferin Schneeflöckchen ersetzt. Zwar bekamen die Kinder immmer noch ihre Geschenke und zugegebenermaßen hatte das Großväterchen Ähnlichkeit mit dem Nikolaus, doch das Religiöse ging verloren. Ähnlich erging es Babuschka, die den Heiligen Drei Königen keine Unterkunft geben wollte und deshalb ihr Leben lang das Christkind suchen muss. Auf ihrem Weg besucht sie Kinder und bringt ihnen kleine Geschenke. Die Babuschka-Puppe ist mittlerweile auf der ganzen Welt berühmt.

Das Weihnachtsfest

Der Heiligabend ist am 6. Januar und wird auf russisch Sochelnik oder Koljadki genannt. Wie für orthodoxe Gottesdienste typisch, dauert auch der Weihnachtsgottesdienst mehrere Stunden lang. Jedoch bleiben die Gläubigen meist nicht die gesamte Zeit, sondern kommen und gehen, wann sie möchten. Der Moskauer Weihnachtsgottesdienst in der Christ-Erlöser-Kirche nahe des Roten Platzes wird jedes Jahr im Fernsehen übertragen. Unter den Besuchern befindet sich meist auch der Präsident der Russischen Föderation. Obwohl der Gottesdienst erst um 23 Uhr beginnt, ist die Kathedrale schon drei Stunden vorher voll. Bescherung gibt es an Weihnachten normalerweise nicht, denn diese findet meist schon an Silvester statt.