Geposted 31.05.2017

#Gesellschaft #Färöer

Die Färöer-Inseln

"Wir sollten überhaupt nicht hier sein. Es gibt keine rationale Erklärung für unsere Niederlassung an diesen Inseln - sie sind viel zu abgelegen, viel zu klein und allzu feindlich gesinnt gegenüber Menschen. Sie wären perfekt für Zugvögel, nicht jedoch für Pächter. Und doch sind wir hier, 48 000 Einwohner, vermenschlicht, zivilisiert, selbst globalisiert - über die Jahrhunderte haben wir den widrigsten Umständen getrotzt."

Gásadalur, einer der isoliertesten Orte Europas

© Miroslav Liska/123RF

"Ein Blick zurück auf die Geschichte der Färöer-Inseln lässt darauf schließen, dass wir der Welt nichts Einzigartiges zu bieten haben - abgesehen von unseren Kenntnissen beim Fischen und unserem Geschick uns von knappen natürlichen Ressourcen zu ernähren. Hinsichtlich Kunst hat unser Land nie Genies wie Shakespeare oder Mozart hervorgebracht. Dies schlicht und ergreifend deshalb, weil die Umstände und der Antrieb nie vorhanden waren, um artistisches Talent zu fördern. Kunst ist von keinem Nutzen. Es ist weder ein Beruf noch eine erwünschte Fertigkeit. Möglicherweise nicht mal ein Wort im Vokabular."

Dennoch sind die Färöer-Inseln keineswegs kulturell verarmt oder benachteiligt. Tatsächlich pflegen die Inseln ein breites Spektrum an Gesangs- und Tanztraditionen. Auch unzählige Sagen, Mythen und Legenden blieben bis heute erhalten. Das Zusammenspiel kultureller Erbstücke und einzigartiger Landstriche im Land der Wikinger fasst wohl am besten das Kulturgut der Färöer zusammen.

Landschaft

© spumador71/123RF

Die Färöer-Inseln sind ein zur dänischen Krone gehörender autonomer Archipel im Nordatlantik zwischen den Britischen Inseln, Norwegen und Island. Auf keinem Fleck der Färöer sind Sie weiter als 5 km vom Ozean entfernt und überall können Sie die unvergleichliche Aussicht auf die zahlreichen Hügelspitzen genießen. Bereits vor über 1 000 Jahren verliebten sich die Wikinger in dieses Stückchen Erde und begannen hier zu siedeln. Somit wurde das Fundament für die heute färöische Gesellschaft gelegt.

Der Archipel steht für unberührte Natur, ungeschliffene Eleganz, nordische Küche und authentische Architektur. Von Lonely Planet wurden die Färöer- Inseln als eine der Top-Reisedestinationen gewählt und National Geographic Traveler ernannte sie zu den unverdorbensten Inseln der Welt. Weite grüne Steppen zieren diese Inseln vulkanischen Ursprungs und bieten somit die idealen Bedingungen für Schafszucht. Größere und kleinere Bäche durchziehen das Land oder stürzen auch häufig als Wasserfall direkt ins Meer. Senkrecht aus dem Meer ragende Küstenlinien, sumpfige Hochebenen und natürliche Häfen heben die Schönheit der Inseln hervor. Die meisten Besucher berichten, dass das färöische Hinterland sie an die "Herr der Ringe"-Filme erinnert.

Musik und Tanz

© belikova/123RF

Da es den Färöern seit der dänischen Reformation in 1538 untersagt wurde ihre Sprache in einem offiziellen Kontext zu verwenden, spielte die mündliche Übertragung zunehmend eine große Rolle. So ist es seit vielen Jahren üblich bei Familienfeiern und großen Zusammenkünften stundenlang alte und neue Lieder zu singen. Zahlreiche altherkömmliche färöische Balladen und Sigurlieder, die teilweise bis aufs Mittelalter zurückführen, wurden so von Generation zu Generation überliefert und finden noch heute ihren Platz in den traditionellen Tänzen. Musiker wie Eivør Pálsdóttir verbreiten diese Balladen und verhelfen somit dem färöischen Volkstum zu neuem Glanz.

Der färöische Kettentanz ist ein Kulturgut ersten Ranges und der letzte seiner Art, der den mittelalterlichen Brauchtum authentisch in die Moderne retten konnte. Auf Grund seiner heidnischen Abstammung wurde der Kettentanz in anderen europäische Ländern verboten. Traditionell steht man bei dem Tanz im Kreis und hält sich an den Händen. Falls jedoch eine größere Anzahl an Menschen involviert ist, deformiert sich der Kreis zu mehreren Schlaufen, um es allen Anwesenden zu ermöglichen am Event teilzunehmen. Auch wird der Tanz nicht von Musikinstrumenten begleitet. Die Tänzer selbst singen Balladen von Drachentötern und magischen Wesen und können somit ihren Rhythmus nach Belieben bestimmen. Eine Person führt den Chor an und die anderen singen nach. Ein solcher Liedführer wird "skipari" (skipper) genannt.

Etiketten

© kamchatka/123RF

Das gesellschaftliche Miteinander auf den Färöer Inseln ist zwanglos und entspannt. Geselligkeit und Einklang haben einen hohen Stellenwert bei den Färöern. Das Färöisch ist eher eine sanfte Sprache, so ist das allgemeine Klima auch eher ruhig und gedämpft. Gespräche werden tendenziell langsam geführt, insbesondere bei Männern. Auch ist es wichtig den anderen immer aussprechen zu lassen, dementsprechend entstehen verhältnismäßig viele Pausen bei Unterredungen. Statusdifferenzen werden nicht thematisiert, da Diskretion bei den Färöer sehr groß geschrieben wird. Obwohl öffentliche Interaktionen sich meist zwischen Mitgliedern des gleichen Geschlechts abspielen, gibt es dennoch keine explizite Regel die den Umgang zwischen den Geschlechtern verbietet.

Öffentlich begrüßen Bekannte sich nicht oder nehmen Notiz voneinander, es sei denn sie haben etwas zu besprechen. Normale Gespräche werden mit "Guten Tag" oder "Lebewohl" eingeleitet. Handschläge oder Küsschen werden nicht ausgetauscht. Bei zwanglosen Treffen besuchen sich die Leute oft zu Hause - Färöer gehen für gewöhnlich nicht häufig in Kaffees oder Restaurants. Da geht man einfach direkt in das Haus des Gastgebers ohne an die Tür zu klopfen und ohne die Schuhe auszuziehen.

Hinweise

- Behaupten Sie niemals, dass sie in Dänemark sind, wenn Sie die Färöer-Inseln besuchen. Die Färöer identifizieren sich nicht mit den Dänen und sehen sich als eigenes Volk.

- Färöer und Dänen verstehen sich untereinander nicht. Es gibt viel Vorurteile in Dänemark, die besagen, dass die Färöer weniger zivilisierte, konservative Bauern sind. Färöer hassen diese Klischees. Glauben Sie nicht, dass Sie den Färöer schmeicheln, wenn Sie das Dasein als Schafthirte loben. Das ist ein No-Go. Färöer führen ein vorstädtisches Leben und empfinden diese Auffassungen als eigenartig, beleidigend und peinlich.

- Die meisten Färöer sind sehr stolz auf ihr nationales Erbe, also vermeiden Sie es letzteres zu kritisieren.

- Die Färöer sind ein hilfsbereites, nettes und gastfreundliches Volk und erwarten von Gästen es ihnen gleich zu tun.