Geposted 22.02.2016

#Gesellschaft #Nordkorea

Leben und Arbeit in Nordkorea

SPANNEND - Von Nordkorea, das durch seine Abschottungspolitik nur sehr wenigen Touristen zugänglich ist, übt trotz - oder vielleicht gerade wegen - seiner strengen Isolierung eine ungemeine Faszination aus. So auch auf den Fotografen Christian Petersen-Clausen, der der Anziehungskraft dieses Landes nicht widerstehen konnte und seine Eindrücke fotografisch festhielt.

Die U-Bahn von Pjöngjang

"Die U-Bahn von Pjöngjang ist klein, aber sie verläuft sehr tief. Nach einer unendlich langen Fahrt mit der Rolltreppe kommt man in den Tunneln an. Ich musste so daran denken, dass jemand das alles vermutlich von Hand ausgegraben hat. Selbst heute haben sich nicht gerade viel Baugerät." - © Christian Petersen-Clausen

Militärpolizistin

"Eine nordkoreanische Militärpolizistin. So gut wie alle sind Soldaten und Soldatinnen und tragen eine Uniform, doch die gelben Schulterklappen zeigen, dass sie einer Polizeieinheit angehört." - © Christian Petersen-Clausen

Ausflug

"Das hier sind die Mitglieder einer Arbeitergruppe, vielleicht von einem Bauernhof oder einer Fabrik, die ein paar Kilometer entfernt liegt, wer weiß. Der Ausflug zu diesem Wasserfall war ihre Belohnung für gute Arbeit.2 - © Christian Petersen-Clausen

Nationalfeiertag

"Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag in einem Park in Pjöngjang. Das ganze Land hat an diesem Tag frei und die Leute vergnügen sich mit Snacks, Getränken und Luftgewehren, ganz wie Amerikaner." - © Christian Petersen-Clausen

Grillparty am Nationalfeiertag

"Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag in einem Park in Pjöngjang. Gib's zu, bei diesem BBQ würdest du doch auch mitessen wollen." - © Christian Petersen-Clausen

Smartphones ohne Internetzugang

"Nicht nur sind Handys erhältlich, die Leute haben auch oft niedliche Hüllen, wie anderswo in Asien auch. Der einzige Unterschied: In Nordkorea sind sie sehr teure Statussymbole und ohne das richtige Internet so gut wie nutzlos. Unsere Touristenführer haben gesagt, manche Leute hätten Handys ohne SIM-Karte am Gürtel, denn das sei alles, was sie sich leisten können. Sich für reicher auszugeben, als man ist, das gibt es also auch hier in diesem Land der Gleichmacherei." - © Christian Petersen-Clausen

Schulkinder

"Schuljungen vor dem Mausoleum von Kim Jong-il und Kim Il-sung." - © Christian Petersen-Clausen

Englisch-Unterricht

"Diese Kinder lernen Englisch. Sie haben in dem Augenblick gerade den Satz gerufen, den sie gelernt hatten: 'ENGLISH IS VERY INTERESTING!' Sie waren schüchtern, aber sie konnten auf einfache Ja/Nein-Fragen antworten." - © Christian Petersen-Clausen

Musikabteilung einer Bibliothek

"Die Musikabteilung in einer großen Bibliothek mitten in Pjöngjang. Hier kann man angeblich 'jegliche' Musik anhören, für die man sich interessiert. Ich habe Thriller von Michael Jackson in einer Ecke erspäht." - © Christian Petersen-Clausen

Feldarbeit

"So ziemlich alles wird in der Landwirtschaft von Hand gemacht. Auf 50 Personen kommt vielleicht ein winziger Traktor. Von Ochsen gezogene Pflüge und Wagen sind viel verbreiteter." - © Christian Petersen-Clausen

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"Der Computerraum einer Schule...Die Schulleitung kann alle Klassenzimmer mithilfe von Überwachungskameras beobachten." - © Christian Petersen-Clausen

Fußballtraining

"Kinder üben an einer Grundschule in Kaechon Fußball. Sie waren wirklich gut. Es gab allerdings nirgends Gras, also mussten sie auf Schotter spielen." - © Christian Petersen-Clausen

Heldenverehrung

"Büsten nordkoreanischer Helden auf dem Friedhof der Revolutionshelden." - © Christian Petersen-Clausen

Passant in Pjöngjang

"Ein Rentner, der zu Fuß in Pjöngjang unterwegs ist." - © Christian Petersen-Clausen

Nationalfeiertag

"Nationalfeiertag in Pjöngjang. Dieses Mädchen trägt ein Kleid im selben traditionellen Stil wie Frauen bei der großen Tanzvorstellung. Und sie weiß, dass sie damit alle Anderen alt aussehen lässt." - © Christian Petersen-Clausen

Vor seiner Abreise nach Nordkorea, wo er zwölf Städte besuchte, war der Deutsche auf große Ähnlichkeiten mit der DDR gefasst. "Es ist im Grunde wie Ostdeutschland vor der Wende, aber ultranationalistischer und viel extremer", so Petersen-Clausen.

In Nordkorea frei herumzureisen ist nicht möglich und Journalisten werden ständig von einem Aufpasser der Regierung begleitet. Doch trotz dieser ständigen Überwachung gelang es dem Fotografen in Kontakt mit den Einheimischen zu treten und deren Alltag zu dokumentieren. So traf er unter anderem auf Arbeiter bei der Raucherpause oder auf Menschen bei einem Nickerchen. Alltag eben.

Besonders deutlich ist ihm dabei der Unterschied zu China aufgefallen, wo er mittlerweile lebt. Dort sei man vor allem in den großen Städten nur einer von Millionen. In Nordkorea fiel er auf wie ein bunter Hund. Auch das Bild, das der Fotograf von den Nordkoreanern vor Beginn seiner Reise in seinem Kopf gehabt hatte, musste er revidieren.

Mit ihren Smartphones können sich die Bewohner des Landes zwar nicht mit der Welt verbinden, sondern nur im staatseigenen Internet surfen, das voller Propaganda steckt. Doch mit chinesischen oder südkoreanischen SIM-Karten, an die man Petersen-Clausen zufolge relativ leicht gelangen kann, holen sich die Nordkoreaner ein Stückchen Freiheit.
Das Vorurteil, Nordkoreaner wüssten nicht, was auf der Welt geschieht, kann der Fotograf nicht bestätigen. Verschiedenen Berichten zufolge gelangen ausländische Medien auf geschmuggelten USB-Sticks ins Land und zeigen der Bevölkerung auf diesem Weg, was auf der anderen Seite der Grenze vor sich geht. "Es wird ihnen im Grunde unter die Nase gerieben, wie arm sie sind, und gleichzeitig dürfen sie darüber kein Wort verlieren."

Neben den vielen größeren Städten, die Petersen-Clausen besuchte, macht er auch immer wieder halt in ländlicheren Gebieten. Verglichen mit der Hauptstadt Pjöngjang ist der Lebensstandard in diesen Regionen viel niedriger. Den Strom beziehen die Menschen aus Solarzellen auf ihren Dächern und die zahlreichen Gemüsegärten, die an jeder Ecke zu sehen sind, dienen der Selbstversorgung.

Am Ende seiner Reise hat der Fotograf vor allem den Eindruck, dass das Land sich mitten im Wandel befindet. Von einem politischen Wandel ist hier allerdings nicht die Rede - Petersen-Clausen spricht von einem kulturellen Wandel, der vor allem durch den Einfluss des benachbarten Chinas vorangetrieben wird.
Bleibenden Eindruck haben vor allem die Menschen bei ihm hinterlassen. Trotz der immensen Unterdrückung, der sie ausgesetzt sind, bewahren sie ihre Würde und machen das Beste aus ihrer schwierigen Lage. "Der menschliche Geist lässt sich nicht so leicht unterdrücken"", wie der Fotograf es zusammenfasst.

Quelle: vice