Vor seiner Abreise nach Nordkorea, wo er zwölf Städte besuchte, war der Deutsche auf große Ähnlichkeiten mit der DDR gefasst. "Es ist im Grunde wie Ostdeutschland vor der Wende, aber ultranationalistischer und viel extremer", so Petersen-Clausen.
Geposted 22.02.2016
SPANNEND - Von Nordkorea, das durch seine Abschottungspolitik nur sehr wenigen Touristen zugänglich ist, übt trotz - oder vielleicht gerade wegen - seiner strengen Isolierung eine ungemeine Faszination aus. So auch auf den Fotografen Christian Petersen-Clausen, der der Anziehungskraft dieses Landes nicht widerstehen konnte und seine Eindrücke fotografisch festhielt.
Vor seiner Abreise nach Nordkorea, wo er zwölf Städte besuchte, war der Deutsche auf große Ähnlichkeiten mit der DDR gefasst. "Es ist im Grunde wie Ostdeutschland vor der Wende, aber ultranationalistischer und viel extremer", so Petersen-Clausen.
In Nordkorea frei herumzureisen ist nicht möglich und Journalisten werden ständig von einem Aufpasser der Regierung begleitet. Doch trotz dieser ständigen Überwachung gelang es dem Fotografen in Kontakt mit den Einheimischen zu treten und deren Alltag zu dokumentieren. So traf er unter anderem auf Arbeiter bei der Raucherpause oder auf Menschen bei einem Nickerchen. Alltag eben.
Besonders deutlich ist ihm dabei der Unterschied zu China aufgefallen, wo er mittlerweile lebt. Dort sei man vor allem in den großen Städten nur einer von Millionen. In Nordkorea fiel er auf wie ein bunter Hund. Auch das Bild, das der Fotograf von den Nordkoreanern vor Beginn seiner Reise in seinem Kopf gehabt hatte, musste er revidieren.
Mit ihren Smartphones können sich die Bewohner des Landes zwar nicht mit der Welt verbinden, sondern nur im staatseigenen Internet surfen, das voller Propaganda steckt. Doch mit chinesischen oder südkoreanischen SIM-Karten, an die man Petersen-Clausen zufolge relativ leicht gelangen kann, holen sich die Nordkoreaner ein Stückchen Freiheit.
Das Vorurteil, Nordkoreaner wüssten nicht, was auf der Welt geschieht, kann der Fotograf nicht bestätigen. Verschiedenen Berichten zufolge gelangen ausländische Medien auf geschmuggelten USB-Sticks ins Land und zeigen der Bevölkerung auf diesem Weg, was auf der anderen Seite der Grenze vor sich geht. "Es wird ihnen im Grunde unter die Nase gerieben, wie arm sie sind, und gleichzeitig dürfen sie darüber kein Wort verlieren."
Neben den vielen größeren Städten, die Petersen-Clausen besuchte, macht er auch immer wieder halt in ländlicheren Gebieten. Verglichen mit der Hauptstadt Pjöngjang ist der Lebensstandard in diesen Regionen viel niedriger. Den Strom beziehen die Menschen aus Solarzellen auf ihren Dächern und die zahlreichen Gemüsegärten, die an jeder Ecke zu sehen sind, dienen der Selbstversorgung.
Am Ende seiner Reise hat der Fotograf vor allem den Eindruck, dass das Land sich mitten im Wandel befindet. Von einem politischen Wandel ist hier allerdings nicht die Rede - Petersen-Clausen spricht von einem kulturellen Wandel, der vor allem durch den Einfluss des benachbarten Chinas vorangetrieben wird.
Bleibenden Eindruck haben vor allem die Menschen bei ihm hinterlassen. Trotz der immensen Unterdrückung, der sie ausgesetzt sind, bewahren sie ihre Würde und machen das Beste aus ihrer schwierigen Lage. "Der menschliche Geist lässt sich nicht so leicht unterdrücken"", wie der Fotograf es zusammenfasst.
Quelle: vice