Geposted 29.05.2017

#Kultur #Frankreich

Die Manche: Charmantes Reiseziel im Norden Frankreichs

Malerische Dörfer und Hafenbuchten, weite Felder und schöne Wege entlang der Küste - das Département Manche im Westen der Normandie, benannt nach der französischen Bezeichnung für den Ärmelkanal, ist ein schönes Reiseziel für alle, die sich nach einem entspannten Sommerurlaub abseits von Touristenmassen und überlaufenen Stränden sehnen. Bekannt ist die Region neben ihren beeindruckenden Landschaften für imposante Bauwerke, kulinarische Spezialitäten und die historischen Ereignisse im Sommer 1944.

Mont Saint-Michel

© Ivan Varyukhin/123RF

Der Mont Saint-Michel liegt etwa einen Kilometer vor der normannischen Küste und ist mit rund drei Millionen Besuchern pro Jahr eine der beliebtesten Sehenswürdigkeiten Frankreichs. Seit 1979 gehört er zudem zum UNESCO-Weltkulturerbe. Besonders lohnenswert sind das Benediktinerkloster aus dem 13. Jahrhundert mit Rittersaal, Kreuzgang, Refektorium und Abteikirche und der unvergessliche Ausblick auf das Meer und die eindrucksvolle Bucht. Zwischen 1995 und 2015 wurde außerdem ein Renaturierungsprojekt durchgeführt, bei dem der Damm zwischen dem Klosterberg und dem Festland durch eine Brücke ersetzt wurde. Dadurch wird der Mont Saint-Michel nun bei Springfluten wieder zur Insel und bekommt - zumindest ein paar Mal im Jahr - seinen ursprünglichen maritimen Charakter zurück.

Ein einzigartiges Erlebnis ist es auch, sich dem Mont Saint-Michel zu Fuß zu nähern. Aufgrund der starken Gezeiten ist die Durchquerung der Bucht allerdings nur in Begleitung eines Führers möglich. Neben der klassischen Wanderung werden auch kommentierte Führungen und besondere Touren, zum Beispiel während eines Sonnenuntergangs, angeboten.

Granville

© Sue Martin/123RF

Granville ist eine ehemalige Fischer- und Seeräuberstadt, die sich im Laufe der Jahre zu einem malerischen Hafenstädtchen mit schönen Sand- und Felsstränden und vielen Restaurants entwickelt hat. Die Altstadt im oberen Teil der Stadt hat ihren mittelalterlichen Charme behalten und ist noch von den alten Festungsmauern umgeben. Von dort aus hat man einen schönen Ausblick auf den Hafen und den moderneren unteren Teil der Stadt. Der Hafen von Granville ist als Heimathafen des letzten Holzschiffes der Neufundlandflotte "Marité" bekannt und außerdem der wichtigste Muschelhafen Frankreichs. Zudem befinden sich in Granville das Elternhaus Christian Diors mit Kreationen des Modeschöpfers und wechselnden Ausstellungen sowie ein dazugehöriger sehr schöner Garten. Da Haus und Garten oberhalb einer Klippe liegen, bietet sich von hier aus auch ein beeindruckender Ausblick auf das Meer und die Stadt. Weniger als eine Stunde Bootsfahrt von Granville entfernt liegen die Chausey-Inseln, deren weite Strände und idyllische Buchten jeden Sommer ebenfalls viele Touristen anziehen.

Utah Beach

© gerardkoudenburg/123RF

Die Landung der Alliierten in der Normandie Ende des 2. Weltkriegs gehört zu den großen historischen Ereignissen des 20. Jahrhunderts und macht die Manche zu einem geschichtsträchtigen Ort. Am 6. Juni 1944, dem sogenannten D-Day, landeten 836 000 Männer an verschiedenen Küstenabschnitten der Region, darunter 20 000 amerikanische Fallschirmjäger. Heute können viele Gedenkstätten wie die Landungsstrände, Museen und amerikanische Soldatenfriedhöfe besucht werden. Utah Beach, der etwa 5km lange Strand von Sainte-Marie-Du-Mont, war der erste Sektor der beiden Landungszonen der Amerikaner und sollte einen Brückenkopf im Cotentin darstellen, um die Einnahme Cherbourgs mit seinem Tiefwasserhafen zu beschleunigen. Heute steht an der Stelle, an der die Truppen landeten, ein Museum, das von der militärischen und technischen Leistung berichtet, die den Strand berühmt gemacht hat. Nicht weit entfernt liegt Sainte-Mère-Eglise, die erste befreite französische Gemeinde.

Coutances

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Ein Besuch der charmanten Kleinstadt und ehemaligen Département-Hauptstadt Coutances lohnt sich vor allem wegen der eindrucksvollen Kathedrale Notre-Dame, die als Meisterwerk der normannischen Gotik gilt. Die Kathedrale wurde Anfang des 13.Jahrhunderts im gotischen Stil errichtet, wobei große Teile des romanischen Vorgängerbaus aus dem 11.Jahrhundert wiederverwendet wurden und auch heute noch zu sehen sind. Wer ein bisschen mehr Zeit hat, sollte an einer Führung durch den oberen Teil der Kathedrale teilnehmen, die in 30 Metern Höhe durch die oberen Galerien des Längsschiffs und den Glockenturm führt. Ebenfalls einen Besuch wert ist der Botanische Garten der Stadt, der seit 1992 unter Denkmalschutz steht und der älteste öffentliche Garten in der Normandie ist. Der Park bietet wechselnde ungewöhnliche Blumenkreationen, ist sehr gepflegt und zudem kostenlos zugänglich. Wer Ende Mai in Coutances ist, sollte außerdem nicht das Jazzfestival "Jazz sous les Pommiers" (Jazz unter den Apfelbäumen) verpassen, das mittlerweile international renommiert ist, gleichzeitig aber auch eine Bühne für Amateur-Musiker bietet.

Villedieu-les-Poêles

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Villedieu-les-Poêles ist von seiner seit dem Mittelalter währenden Handwerkstradition geprägt und wurde 2002 als "Ville et Métiers d'Art" ausgezeichnet. Einen besonders hohen Stellenwert nimmt die Kupferverarbeitung rund um die Herstellung von Pfannen, Kesseln und Gusswaren ein, weshalb sich in der hübschen Innenstadt ein Kupfergeschäft an das nächste reiht. Darüber hinaus ist Villedieu für die traditionelle Glockengießerei Cornille-Havard bekannt, die beispielsweise anlässlich des 850-jährigen Jubiläums der Kathedrale Notre-Dame in Paris 2013 eine der neuen Glocken für den Nordturm anfertigte. Eine Führung durch die Werkstatt lohnt sich auf jeden Fall. Wer danach etwas Hunger hat, sollte einen Stopp in der Boulangerie "La Cérise sur le Gâteau" einlegen und die sehr empfehlenswerten Croissants und Pain au Chocolats probieren.

Neben dieser kleinen Auswahl gibt es in der Manche noch viele andere Orte, die sowohl landschaftlich als auch kulturell einiges zu bieten haben und auf jeden Fall einen Besuch wert sind. Dazu gehören zum Beispiel die Halbinsel Cotentin mit der maritimen Hauptstadt Cherbourg, der Tatihou-Insel und dem Leuchtturm von Gatteville, oder die Städte Saint-Lô und Avranches. Außerdem lohnt es sich, die Vielfalt der regionalen Gastronomie auszunutzen - neben verschiedenen Meeresfrüchten und der Wurstspezialität "Andouillette" ist die Manche vor allem für ihren Cidre, einige gute regionale Käsesorten und die "tarte normande", eine Tarte aus Mürbeteig mit Äpfeln und Mandelblättchen, bekannt.