Geposted 27.04.2022 (Bearbeitet am 18.05.2022)

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Neuer UNESCO Global Geopark: Das Nördlinger Ries

Was vor fast 15 Millionen Jahren eine Katastrophe war, erweist sich nun als großes Glück für die Region nahe Nördlingen. Der Rieskrater entstand durch den Einschlag eines riesigen Asteroiden und lockt heute mehr und mehr Wissenschaftler, Astronauten und Touristen an. Nun wurde ihm sogar das ersehnte Label "UNESCO Global Geopark" verliehen.

Ausblick über den Geopark Ries - © Martin Erdniss/Shutterstock

Das Nördlinger Ries ist einer der am besten erhaltenen Einschlagskrater weltweit und auch dementsprechend wissenschaftlich erforscht. Es ist bereits der siebte Geopark in Deutschland - es gibt damit nun 177 UNESCO-Geoparks in 46 Ländern. Diese Parks sind Regionen, die ihre geologischen Besonderheiten und bedeutende Erdgeschichte für Besucher zugänglich und verständlich machen. Dabei sind der Schutz und Erhalt des geologischen Erbes sowie die Bildung und die Förderung einer nachhaltigen Entwicklung besonders wichtig.

Vom Asteroidenkrater...

Vom Asteroidenkrater...

© Dotted Yeti/Shutterstock

Der neue UNESCO-Geopark ist ein uralter Krater, der im Durchmesser 25 Kilometer misst. Er erstand vor 14,5 Millionen Jahren durch den plötzlichen Einschlag eines eineinhalb Kilometer großen Asteroiden. Dieser raste mit 70.000 km/h auf die Erde zu und löschte damals alles Leben im Umkreis von hunderten Kilometern aus. Heute bietet die flache Ebene im Krater jedoch einen der fruchtbarsten Böden in Bayern. Dort wird deshalb seit Jahrhunderten intensiv Ackerbau betrieben, während außerhalb des Kraters nur Wald zu finden ist. Dadurch ist das Ries auch so gut auf Google Maps zu erkennen: Auf den Satellitenbildern sieht man genau diese kreisrunde bewirtschaftete Ebene mitten in einer Waldfläche. Das kilometergroße Loch in der Erde zeigt uns unmittelbar, wie unser Planet durch kosmische Ereignisse geformt wurde. Es ist dennoch unvorstellbar, was in dem Moment des Asteroideneinschlags passiert ist! Zumindest einen Eindruck davon bekommt man, wenn man die zahlreichen Aussichtspunkte rund ums Ries besucht. Zum Beispiel in Ehingen, Mönchsdeggingen oder Kirchheim steht man auf dem bewaldeten Kraterrand und hat so von den Aussichtsplätzen einen weiten Blick über das gesamte Ries.

...zum internationalen Forschungsstandpunkt

...zum internationalen Forschungsstandpunkt

Nördlingen mit der Kirche St. Georg - © by-studio/Shutterstock

Die Entdeckung, dass es sich beim Nördlinger Ries um einen Meteoritenkrater handelt, wurde erst vor 60 Jahren gemacht - dank einer Kirche. In Nördlingen steht nämlich die gotische Kirche St. Georg, die aus einem besonderen Gestein erbaut wurde: Das sogenannte Suevit, das entstand, als sich verschiedene geschmolzene Gesteinsarten mischten und anschließend wieder erkalteten. Es war ein amerikanischer Geologe, dem bei einem Urlaub in Bayern auffiel, dass die Kirche aus einem ganz besonderen Stein gebaut ist. Laboruntersuchungen bestätigten seine Vermutung später: Das Ries ist ein riesiger Einschlagskrater - deshalb gibt es hier diese besonderen Steine.

Heute ist der Geopark ein bedeutender Forschungsstandpunkt, denn das Suevit ist dem Gestein auf dem Mond sehr ähnlich. Auch die US-Weltraumbehörde Nasa nutzt die Region regelmäßig, um sich mit dem weltweit extrem seltenen Suevit vertraut zu machen. Die Astronauten der Apollo-14-Mission trainierten in den 1970er Jahren sogar mehrere Tage lang in den Steinbrüchen für ihren Einsatz auf dem Mond.

...zum UNESCO Global Geopark

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Der Burggarten in Harburg - © pixel creator/Shutterstock

Im Nördlinger Ries können verschiedene Führungen gebucht werden: Entweder man erfährt bei einer geführten Wanderung mehr über den Krater oder man informiert sich bei einer historischen Stadtführung darüber, wie die Menschen vor Jahrhunderten im Ries lebten. Wer lieber auf eigene Faust loszieht, der kann sich stattdessen auch für einen der sechs Lehrpfade entscheiden, auf denen man zahlreiche Informationstafeln und Aussichtspunkte passiert. Besucher des Geoparks können außerdem in den Infozentren in Nördlingen, Oettingen und Treuchtlingen, sowie den Infostellen in Wemding, Monheim, Deiningen und Harburg mehr über die Entstehung und die Auswirkungen des Rieskraters erfahren. Bei der Gelegenheit lohnt es sich, die zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die der Geopark beherbergt, zu besichtigen: Es gibt hier Burgen, Schlösser, Kirchen, Klöster, Ruinen und ehemalige Schlachtfelder, die von bedeutsamen historischen Ereignissen zeugen. Nicht nur die historische Altstadt Nördlingens mit seiner begehbaren Stadtmauer ist einen Besuch wert, sondern auch den idyllischen Wallfahrtsort Wemding oder die Burgstadt Harburg an der Wörnitz sollte man nicht verpassen.