Geposted 21.03.2014

#Kultur #Italien

Pompeji wieder um ein Kunstwerk ärmer

Als nationale Schande bezeichnen die Italiener das, was in Pompeji nun zum wiederholten Mal stattfand: Der Raub eines antiken Kunstwerks von unschätzbarem Wert, der erst Tage nach seinem Verschwinden bemerkt wurde. In der Casa di Nettuno, einem antiken Stadtpalast, frästen Kunsthändler vergangene Woche die Darstellung der Artemis aus einem Wandgemälde, das sie zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Apollon zeigt.

Pompeji

Die antike Stadt am Fuße des Vesuvs wird von Verfall und Kunstrauben heimgesucht. - © EASYVOYAGE

Als nationale Schande bezeichnen die Italiener das, was in Pompeji nun zum wiederholten Mal stattfand: Der Raub eines antiken Kunstwerks von unschätzbarem Wert, der erst Tage nach seinem Verschwinden bemerkt wurde. In der Casa di Nettuno, einem antiken Stadtpalast, frästen Kunsthändler vergangene Woche die Darstellung der Artemis aus einem Wandgemälde, das sie zusammen mit ihrem Zwillingsbruder Apollon zeigt.

Eine hübsche Summe für die Profis

Ein 20 mal 20 Zentimeter großes Teilstück mit dem Profil und dem Oberkörper der Göttin wurde einfach aus dem Wandgemälde gefräst. Da das Fresko in verheerendem Zustand war, von Schlieren überzogen und von Wind und Wetter fast bis zur Unkenntlichkeit gebleicht, handelt es sich bei den Dieben höchstwahrscheinlich um Profis. Bevor das Kunstwerk heimlich für Unsummen verhökert werden kann, muss es nämlich gut restauriert werden.

Verwahrlosendes Pompeji

Es ist nicht das erste Mal, dass wertvolle Fresken und Kunstwerke aus den Ruinen Pompejis verschwinden. Meist werden die Diebstähle aber erst nach Tagen oder Monaten bemerkt, denn es gibt viel zu wenige Wächter, um das riesige Gelände zu beaufsichtigen. Trotz ihres enormen kulturellen Werts wird die antike Stadt weiterhin dem Verfall überlassen. Eingestürzte Gewölbe und moosbewachsene Fresken, bis zur Unkenntlichkeit überwuchert, gehören zum Trauerspiel des einst blühenden Pompejis.

Die Mafia hat ihre Finger im Spiel

Auch die rund 100 Millionen Euro Soforthilfe, die 2013 zum Schutz des Weltkulturerbes nach Italien flossen, wurden bisher nicht zur Restauration der antiken Stätte eingesetzt. Der Grund dafür ist aber nicht Ineffizienz oder mangelndes Interesse an einer Aufbereitung. Im Gegenteil: Die Bevölkerung empört sich regelmäßig über den Verfall ihres nationalen Stolzes. Vielmehr steckt die Camorra, der neapolitanische Zweig der Mafia, hinter der gewollten Verwahrlosung. Dass ohne ihr Wissen kein Kunstraub in der Gegend vonstatten geht, ist ein offenes Geheimnis. Sicher bleibt also, dass der Raub der Artemis nicht der letzte gewesen sein wird.

Quelle: faz