Geposted 09.12.2017

#Ausgefallenes #Schweiz

Der Wettkampf um den billigsten Skipass

Skipässe mit Kartellpreisen sind abgenudelt. Das dachte sich die schweizer Gemeinde Saas-Fee und hat die Konkurrenz mit dem ersten Skipass zum Discounterpreis geschockt. Nun feilen auch andere Skigebiete an ähnlichen Ideen.

Wintersportler profitieren von der neuen Konkurrenz der Liftbetreiber

© Mehmet BAYSAN/123RF

Kaum den ersten Schritt mit den Skischuhen auf der Piste gemacht und schon hat man ein paar hunderte von Euros ausgegeben. Für eine Chipkarte, die weder übertragbar ist noch ersetzt wird im Falle eines Verlustes. Selbst für nicht genutzte Tage, sei es wegen Streiks, eines Schneestrums, Technikproblemen oder eines Krankheitsfalles, bekommt man keinen Cent zurück. Kulant ist das nicht.

Es ist die Rede von einem Knebelvertrag, in den Bergen heißt es Skipass. Dessen Preise kennen seit Jahrzehnten nur eine Richtung - und zwar steil bergauf. Auch in dieser Saison sind die Preise wieder um acht Prozent gestiegen. Ein Kostenfaktor, auf den Wintersportöer keinen Einfluss haben - bis jetzt.

Saas-Fee lockt mit Skipass zum Discounterpreis

In Saas-Fee hat dies sein Ende. Statt Skipässe zu Kartellpreisen, gibt es hier nun Skipasse zum Discounterpreis. So startet ausgerechnet die Schweiz, in der die Skipässe zuvor bis zu 330 Euro für einen Sechs-Tage-Skipass kosteten, in den Preiskampf. Grund sei ein Rückgang von Gästen. So locke der bekannteste Wintersportort der Alpen seine Winterurlauber mit dem ersten Skipass zum Discounterpreis an: Fünf Monate Skifahren für etwa 200 Euro. Während man in den anderen Skigebieten über den Skiort öffentlich gespottet hat, wurde insgeheim ein ähnlicher Plan geschmiedet. Denn man habe erkannt, dass es sich lohne mit den Preisen runterzugehen.

Im Wintersportort Laax in Graubünden wird via App bereits analysiert. Auf diese Weise soll das Ticket der Zukunft entwickelt werden. Verlinkt ein Gast die App mit der Skikarte, wird sein Wintersportverhalten identifizierbar. Dies betreffe jedoch die Skipässe für Wenigfahrer mit Vorliebe für Sonnenterrassen, aber auch Skipässe für Tiefschneefahrer mit einem Skipass-Angebot an einem Tag mit Neuschneeprognose. Er erhält das Angebot per Push-Nachricht auf das Smartphone. Via App wird dann gekauft und bezahlt.

Da staunen die Amerikaner nicht schlecht. Denn aus ihrer Sicht sind die Skipass-Preise spottbillig. So kosten nämlich ein sechs-Tage-Ticket in den Rocky Mountains bis zu 1000 Dollar.

Wie Wintersportorte in den Alpen um Gäste buhlen

So verzocken jetzt zwei Schweizer Liftbetreiber ihre Skipässe. Bei den Pizolbahnen in St. Gallen und den Belalpbahnen im Oberwallis werden neue Gäste damit angelockt, dass sie nun gegen die Wetterprognose wetten können. Was hat es damit auf sich? Je schlechter die Vorhersage in den nächsten sieben Tagen, desto günstiger wird der Skipass. Soll es zeitweise sonnig werden und zeitweise ist Schneefall vorrausgesagt, so mache dies einen Abschlag von 18 Prozent. Bewölkt und zeitweise Schneefall bedeute gleich 38 Prozent Rabatt. Was ist bei Schneestrum? Dann gibt's den Skipass 50 Prozent günstiger. Ein geniales Konzept um neue Gäste anzulocken.

Auch werden wieder olle Kamelle ausgekramt. Mit der alten Punktekarte, die auch gerne unter schickeren Namen wie "Pay per Use", "Skipass 2.0" oder "Easycard" angeboten wird, zahlt der Gast nur das, was er abfährt. Die Abrechnung folgt pro Liftfahrt. Das System findet sich in Zermatt, aber auch in den österreichischen Alpen wie etwa in Obertauern, Galtür, am Arlberg sowie in den Skigebieten Alpbachtal-Wildschönau und Brauneck im Lenggries.

Um Skipasspreise gefeilscht wird auch in den Walliser Gebieten Aletsch-Arena, Bellwald und Lauchneralp. Wie auf einem Basar können hier Gäste bereits im Voraus online für eine Tageskarte ein Angebot abgeben, welches dann entweder angenommen oder abgelehnt wird.

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