Geposted 19.02.2017

#Gesellschaft #Italien

Vom Toskana-Hotel, das Flüchtlinge ihre Kochkunst präsentieren lässt

2014 wurde das Hotelprojekt "Villagio La Brocchi" vom italienischen Innenministerium ins Leben gerufen, um Flüchtlinge in der Region zu unterstützen. Diese gestalten seither die Speisekarte mit und bringen die vielseitige Kulinarik des Nahen Ostens und Ostafrikas in die grünen Hügel der Toskana.

Ostafrikanische Kochkunst

© Sergii Koval/123RF

In der Kleinstadt Borgo San Lorenzo nördlich von Florenz liegt ein Hauch von Ingwer, Kardamon und Nelken in der Luft. Mit der Abenddämmerung finden sich die Bewohner auf den Terrassen über den Olivenhainen und Steinhäusern ein - und tauchen von den Hügeln der Toskana aus direkt in die Welt der ostafrikanischen Kulinarik. Denn hier gibt es nicht nur italienische Fettunta und Foccacia, sondern auch Injera-Fladenbrote mit Fleisch oder Gemüse, gewürzt mit Safran, Ingwer und Kurkuma, Sambusa - frittierte, mit Linsen oder Fleisch gefüllte Teigtaschen - und Zigini, einen scharfen Tomateneintopf aus Eritrea, der mit einer Berbere-Gewürzmischung zubereitet wird.

Im Hotelrestaurant Ethnos helfen nämlich seit 2014 Flüchtlinge aus afrikanischen Ländern, Syrien, Armenien, dem Libanon und dem Kosovo bei der Zubereitung der Speisen mit. Die 28-jährige Chefin des Lokals, Sara Tagi, flüchtete vor drei Jahren selbst aus Äthiopien und unternahm die gefährliche Überfahrt von Libyen nach Lampedusa. Nach ihrer Ankunft in Italien bekam sie die Chance, bei "Villagio La Brocci" mitzuarbeiten, einem jener beiden Hotelprojekte, die das italienische Innenministerium zur Unterstützung von Flüchtlingen ins Leben rief.

Dabei wurden leerstehende Gebäude auf einer ehemaligen Rinderfarm in Hotelunterkünfte umfunktioniert. Heute leben hier 38 Flüchtlingsfamilien Seite an Seite mit den Hotelgästen, helfen bei der Gestaltung der Räume mit und geben Kochkurse für die Bewohner des Ortes. Und das Projekt hat sich als großer Erfolg erwiesen: Einwohner der umliegenden Dörfer und Städte reisen zum Teil extra an, um die internationalen Spezialitäten in Borgo San Lorenzo zu genießen und Zeit mit den Familien im Hotel zu verbringen. Die italienische Regierung plant, im Laufe des kommenden Jahres ähnliche Projekte für 4.500 weitere Flüchtlinge zu schaffen.