Geposted 06.10.2017

#Gesellschaft #Deutschland

Street Art: Der Hype um die Straßenkunst

In fast jeder Großstadt kann man mittlerweile Straßenkunst bewundern. Wände die bunt bemalt sind, um politische Botschaft nach dem Motto "Make love, not war" zu verbreiten. Die Kunst ist also vielmehr als etwas ästhetisches, sie ist vor allem auch Bestandteil politischer Beteiligung und demokratischer Meinungsfreiheit.

East Side Gallery (Berlin)

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Street Art gegen die Tristesse (London)

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Berlin ist wohl die Hochburg für Street Art-Künstler aus Deutschland und der ganzen Welt. Die Bülowstraße in Schöneberg ist nicht gerade die Vorzeigewohngegend, der nahgelegene Straßenstrich, die laute U-Bahn und viele herunter gekommene Gebäude prägen das Stadtbild. Der perfekte Nährboden also für eine künstlerische Subkultur, die sich zur Aufgabe gemacht hat durch einfache Kunst wichtige Botschaften zu transportieren. Weltweit bekannt ist wohl die East Side Gallery in Berlin - auf der Mauer, welche einst Deutschland trennte - befinden sich nun politische Kunstwerke aller Art. 1990 begannen über 100 Künstler aus den verschiedensten Enden der Welt, die übriggebliebenen Mauerreste zu übermalen. Die Pläne diese später wieder zu übermalen, wurden verworfen, da sie zur Geschichte der Stadt und des Landes gehören, mittlerweile sind die Kunstwerke mit Glas geschützt aus Angst vor Vandalismus. Man merkt also welche Wichtigkeit den Straßenkunstwerken beigemessen wird. Berühmtestes Kunstwerk dieser Freiluft Galerie ist wohl der "Bruderkuss" zwischen Honecker und Breschnew von dem russischen Künstler Wrubel.

Kunst als politisches Instrument (Thailand)

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Mehr als nur "Art" (Hong Kong)

©Man Li/123RF

Neben dem bemalen von Wänden, Stromkästen, Laternenpfosten und ähnlichem gibt es noch die Technik des Beklebens oder des Besprühens mit Hilfe von Schablonen. Alles mit der Absicht Menschen durch Bilder, Motive, Symbole oder Schriftzüge zu erreichen. Teilweise ist aber auch Ziel die Menschen aus der tristen Urbanität in ein bunteres Umfeld zu holen, denn was ist schon deprimierender als immerzu auf graue Betonmauern zu starren? Deshalb gibt es zum Teil schon Hauseigentümer oder Gemeinden, die Künstler engagieren um die Häuserwände bunt zu verzieren. Beispiele findet man in vielen europäischen Großstädten, wie Paris, London, Berlin, Hamburg, Helsinki und so weiter.

Gleichzeitig sollte man im Hinterkopf behalten, dass Street Art auch ein Mittel der Zensurumgehung sein kann. Länder die starke Zensurmaßnahmen auf Sozialen Netzwerke und Medien haben, haben meisten auch ein großes Netz an Street Artisten. Das bemalen der Fassaden ist zwar riskant, aber manchmal das einzige Mittel, Zensur und Unterdrückung zu übergehen. Nicht selten werden die politischen Statements jedoch übermalt -Kritik ist nicht überall erlaubt.

Street Art ist demnach nicht einfach nur urbane Dekoration, sondern vielmehr: Es ist ein politisches Ventil. Eine Möglichkeit sich zu engagieren und gleichzeitig die Anonymität zu wahren. Interessant also, dass es mittlerweile nicht nur dekorative Kunst gibt sondern auch kritische, politische Kunst. Oftmals ist sie viel leichter zu verstehen und weniger anstrengend als die Lektüre eines Flyers. Apropos, mittlerweile werden nicht mehr nur Rembrandt, van Gogh, Picasso und Co ausgestellt, auch die Straßenkunst hat den Weg in die Museen geschafft. In Berlin wird es bald ein solches geben, was auch die "andere" Kunst ehrt.