Weg vom Smartphone: Warum es sich lohnt, mit Stift und Zeichenblock zu reisen

Fotos sind heute ein so wesentlicher Teil unserer Reise-Gewohnheiten, dass es schwierig ist, sie sich wegzudenken. Und kein Wunder - nie war es so einfach, die schönsten Urlaubserinnerungen festzuhalten und über soziale Netzwerke sofort mit anderen zu teilen. Der Nachteil dabei: Bilderfluten und überbordende Foto-Ordner auf unseren Computern.

Der viktorianische Schriftsteller und Künstler John Ruskin war seiner Zeit weit voraus, als er Reisenden von den damals revolutionären Kameras abriet und sie stattdessen dazu anhielt, mit Bleistiften, Farben und einem Skizzenblock zu reisen. Die Qualität der eigenen Kunstwerke sei dabei nicht von Belang - denn Zeichnen, so Ruskin, sei die beste Möglichkeit, einen Ort erst richtig zu sehen.

Das leuchtet ein. Um eine Skizze zu machen, und sei sie noch so ungenau, reicht es nicht, seine Umgebung nur kurz mit dem Blick zu streifen - man muss innehalten und sich einen Ort wirklich ansehen. Zudem ist Skizzieren fast immer eine entspannende Tätigkeit und ermöglicht es, mühelos mit anderen Passanten ins Gespräch zu kommen - denn Leute sind instinktiv fasziniert von Skizzenzeichnern, blicken ihnen gerne über die Schulter und beginnen eher eine Unterhaltung. Anders als es meistens beim Fotografieren der Fall ist, ermöglicht das Skizzieren neue Begegnungen und damit eine ganz andere Verbindung zu einem Ort.

Diese Entdeckung machte unter anderem auch der spanische Künstler Gabriel Campanario, als er 2006 nach Seattle zog und dort Urban Sketchers ins Leben rief. Die Bewegung verbindet inzwischen tausende Künstler aus aller Welt, die ihre Umgebung vor Ort in Skizzen festhalten und sich in regelmäßigen Treffen und Symposien austauschen.

Aber man muss überhaupt keine Vorerfahrung im Zeichnen haben, um Spaß am Skizzieren zu finden. Welche Materialien man dabei verwendet, ob man drinnen oder draußen zeichnet, welchen Stil man anwendet - das ist alles ganz dem eigenen Geschmack überlassen. Häufig sind die besten Reiseskizzen auch jene, die schnell und planlos entstehen - in ihnen ist die Stimmung des Augenblicks danach oft am besten eingefangen.

So werden Skizzenbücher und Zeichenblöcke ganz automatisch zu perfekten Reisetagebüchern, in denen Erfahrungen von unterwegs auf sehr persönliche Weise festgehalten sind. Es empfiehlt sich, zusätzlich zur Zeichnung auch ein Foto der Szene zu machen - für den Fall, dass man die Skizze später fortsetzen möchte. Ansonsten aber: Hände weg vom Smartphone und die Umgebung mit dem Zeichenblock erkunden!

Gefunden auf Lonely Planet.

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