Geposted 08.08.2017

#Kultur #Israel

Den Nahen Osten auf leisen Pfoten erkunden

In die Wiege der Menschheit nach Israel, in die Vereinigten Arabischen Emirate oder nach Saudi-Arabien reisen viele Menschen gerne das ganze Jahr über. Dabei wird häufig übersehen, dass auch ihr Stubentiger aus diesen Gebieten stammt und nicht, wie oft angenommen, aus Ägypten. Zum heutigen Weltkatzentag reisen wir zu den Spuren, die Katzen weltweit auf leisen Pfoten hinterlassen haben.

Reiselust haben Weltenbummler und Katzen gemeinsam

© maglara/123rf

Zypern ist ein paradiesisches Fleckchen Erde. Unter Wanderlustigen, Strandurlaubern, Gourmets und Kulturtouristen ist die Insel schon lange kein Geheimtipp mehr. Für Katzenfreunde hält sie ein besonderes Leckerli bereit: Auf Zypern haben Hauskatzen ihre ältesten bekannten Spuren hinterlassen. In einem knapp 10 000 Jahre alten menschlichen Grab wurde das Skelett einer acht Monate alten Katze gefunden. Das Kätzchen lag, genau wie das menschliche Skelett, nach Westen ausgerichtet. Da Mensch und Katze auf gleiche Weise bestattet wurden, weist dieser Fund auf ein engeres Verhältnis von Katzen und Menschen schon in der Jungsteinzeit hin. Per Schiff ist das auf Zypern gefundene Kätzchen vermutlich dorthin gelangt.

Futter lockte Wildkatzen an die Seite des Menschen

© Sergey Zaikov/123RF

Bevor das zyprische Kätzchen aufs Schiff gelangte, jagte es höchstwahrscheinlich auf dem sogenannten "Fruchtbaren Halbmond" Mäusen hinterher. In den Gebieten des Iraks, Syriens, Israels, Palästinas und Jordaniens wurden Menschen sesshaft und legten Kornspeicher an. Wo Getreide in Hülle und Fülle vorhanden waren, waren auch Mäuse nicht weit. Katzen, die sich in Menschennähe aufhielten, hatten also einen Überlebensvorteil, da sie einfacher an Futter gelangten. Anders als häufig angenommen, sind Katzen keine absoluten Einzelgänger. Sie bildeten Rudel und konnten sich deshalb gut mit ihren menschlichen Zeitgenossen arrangieren, ohne jedoch ihre selbstständige Lebensweise zu verlieren. Die Menschen duldeten die Streuner wohl, weil sie ihnen die Mäuse vom Leib hielten. Darüber hinaus wird vermutet, dass das Kindchenschema des Katzengesichts die Menschen entzückte. Kulleraugen, eine Stupsnase und die hohe runde Stirn - was heutzutage Katzen-Memes zum absoluten Hype macht, hat schon damals funktioniert.

Hauskatzen stammen von der Falbkatze ab

© Erika De Jager/123RF

Obwohl sie unauffällige Jäger sind, haben uns die ersten Hauskatzen im Fruchtbaren Halbmond einige Tatzenspuren hinterlassen. Diese sind ein schönes Gadget bei Reisen durch den Nahen Osten. In Israel kann ein 9000 Jahre alter Katzenbackenzahn bestaunt werden, während in Pakistan ein 4000 Jahre altes Exemplar ausgestellt wird. Alle heutigen Hauskatzen stammen von einer der sechs Wildkatzenarten ab, der Falbkatze. Diese lebte im Gebiet "Fruchtbaren Halbmonds" und hatte so zufällig die Chance, sich dem Menschen anzuschließen. Als Katze und Mensch diese Symbiose einmal geschlossen hatten, folgten die halb-domestizierten Falbkatzen den Menschen, wenn diese umzogen. So war die Nische an der Seite des Menschen für Wildkatzen in anderen Regionen der Erde, etwa in Afrika, Asien oder Europa, bereits besetzt, wo immer sich Menschen ansiedelten.

Künstler bilden Katzen seit rund 4000 Jahren ab

© Nestor Noci/123RF

Kunstgegenstände, die Künstler von ihren Katzen anfertigten, sind wesentlich jünger als die Zahn- und Skelettfunde. Sie sind das Zeugnis einer weiter fortgeschrittenen Domestizierung. Aus Palästina stammt eine knapp 4000 Jahre "junge" Elfenbeinfigur einer Katze. Schließlich wurde die Domestizierung der Katze in Ägypten weitestgehend vollendet. Während der ägyptischen Blütezeit vor rund 3600 Jahren entstanden Malereien von Katzen, die unter den Stühlen ihrer Besitzer sitzen, ein Halsband tragen oder aus Näpfen fressen. Die Ägypter gingen sogar noch einen Schritt weiter und verehrten Katzen vor knapp 3000 Jahren als die Göttin Bastet. Die Bubastis, Grabstätten der offiziellen Katzengöttin, können heute noch in Ägypten besichtigt werden, wie auch zahlreiche Malereien und Katzenskulpturen. Obwohl die Ausfuhr ägyptischer Katzengöttinnen verboten war, gelangten einige Tiere nach Griechenland. Die Römer trugen vor 2000 Jahren ihren Teil zur Verbreitung von gezähmten Samtpfoten in Europa bei. Die Katzen überholten die Römer sogar und gelangten vor ihnen auf die britischen Inseln.

Um 1350 schließlich verewigte ein Mönch in Thailand eine Katze in poetischen Versen. Über Handelsrouten zur See und auf dem Land begleiteten die Hauskatzen ihre Menschen bis nach China und Indien. Auch im westlichen Teil der Weltkugel streiften Hauskatzen ab Ende des 15. Jahrhunderts herum, denn Christoph Kolumbus nahm auf seine Expeditionen Katzen mit an Bord.

Nordische Wildkatze

© Astrid Gast/123RF

Heutzutage sind viele Wildkatzenarten gefährdet. Von der schottischen Wildkatze etwa, der nördlichste Vertreter der europäischen Wildkatze, treiben sich nur noch knapp 400 Exemplare in schottischen Wäldern herum. Da sich Haus- und Wildkatzen problemlos paaren können, entstehen häufig Bastarde, die die weitere Vermehrung der Wildkatzenart verhindern. Je mehr Hauskatzen vorhanden sind, desto problematischer also für Wildkatzenpopulationen.

Der Stubentiger ist und bleibt das beliebteste Haustier. So lebt in jedem achten deutschen, und sogar in jedem dritten amerikanischen Haushalt eine Katze an der Seite "ihres" Menschen.

Wer wissen möchte, wo die plötzlichen Tobeanfälle seines Schmusekätzchens herkommen, sollte also nicht zögern, sich auf eine Weltreise auf leisen Pfoten zu begeben.