Trinkgeld im Urlaub - eine heikle Angelegenheit

Praktische Reisetipps


Eigentlich sollte Urlaub entspannt sein, doch für so manchen bedeutet das Bezahlen im Restaurant in einem fremden Land Stress. Wird ein Trinkgeld erwartet? Wenn ja, wie viel? Oder ist ein Obolus hier total unüblich und ich fange mir irritierte Blicke ein, wenn ich etwas liegen lasse? Apropos liegen lassen, ist das der normale Weg oder drücke ich dem Kellner das Geld persönlich in die Hand? Fragen über Fragen, die in jedem Fall berechtigt sind. Denn in jedem Land wird dieses Thema anders gehandhabt: Während in den USA ein Spitzentrinkgeld von bis zu 20 Prozent ganz normal ist, wird in den meisten skandinavischen Ländern keins erwartet und in Japan gilt es sogar als Beleidigung. Doch keine Sorge - mit unserer Übersicht sind Sie perfekt für Restaurantbesuch, Taxi-Fahrt & Co in Ihrem nächsten Urlaub gerüstet und können das Bezahlen ganz entspannt angehen!

Österreich - ganz ähnlich wie bei uns

Fangen wir mit dem Land an, das uns mit seiner Sprache und Kultur mit am nächsten steht. Das gilt praktischerweise auch für das Trinkgeld: Wie in Deutschland sind im Restaurant 5 bis 10 Prozent des Gesamtbetrags üblich. Wo man sich in dieser Spanne einpendelt, hängt ganz von der Zufriedenheit mit dem Service und der eigenen Großzügigkeit ab. Für Ihren Hotelaufenthalt planen sie einen Euro pro Gepäckstück für den Kofferträger ein. Das Zimmermädchen freut sich über ein paar Groschen (ein bis zwei Euro), die Sie am Ende Ihres Urlaubs im Zimmer hinterlassen können.

Benelux - Trinkgeld im Kino?!

Hier sind die Trinkgelder generell im Preis enthalten. Wenn man zufrieden mit der Bedienung ist, kann man trotzdem gerne einen kleinen Obolus geben, ohne dass jemand irritiert reagiert. Anders als in Deutschland bekommen hier auch Platzanweiser im Kino oder Theater ein kleines Trinkgeld.

Frankreich - Das Pourboire einfach liegen lassen

In Frankreich darf es im Restaurant mit 10 bis 15 Prozent schon etwas mehr an Trinkgeld sein. Traditionell wird es dem Kellner nicht wie bei uns ausdrücklich gesagt oder ihm persönlich hingereicht, sondern einfach auf dem Tisch liegen gelassen. Doch gerade in touristischen Gegenden verstehen die Kellner auch ein "Merci, ça va" (ähnlich wie das deutsche "Stimmt so"). Aufgepasst: Das oft in der Rechnung enthaltene Service compris ("Bedienung enthalten") heißt nicht, dass Sie nichts mehr geben müssen. Das Pourboire (?Trinkgeld?) ist damit nicht gemeint und wird in jedem Fall erwartet. Den Taxifahrer können Sie ebenfalls mit zehn Prozent beglücken, wohingegen Sie im Hotel ganz ohne schlechtes Gewissen auf einen Obolus verzichten können.

Spanien und Portugal - bitte keine Glückcents!

Hier sind in Restaurants 5 bis 10 Prozent angemessen, das lässt man wie in Frankreich einfach auf dem Tisch liegen. Kupfermünzen gelten jedoch als sehr knauserig. Bei der Taxifahrt einfach auf den nächsten Euro aufrunden. Im Hotel darf es etwas mehr sein, hier beträgt der normale Obolus um die fünf Euro.

Italien - Hier wird für's Gedeck geblecht

In italienischen Restaurants sind zehn Prozent Trinkgeld angemessen, doch Vorsicht: Hier müssen Sie eine Besonderheit beachten, die vielen Deutschen zunächst merkwürdig erscheint. Man bezahlt in der Regel eine Grundgebühr für das Gedeck, das Coperto, das in der Rechnung aufgelistet ist. Sollte es nicht berechnet werden, hält man sich einfach an die zehn Prozent. Falls doch, kann man ein etwas reduzierteres Trinkgeld geben, - natürlich nur, wenn man mit der Bedienung zufrieden war. Das geht mit der Wendung "Va bene così" ("Stimmt so"). Äußern Sie den Wunsch nach getrennten Rechnungen, werden Sie schnell als Knauser verachtet. Beim Taxifahren wird einfach aufgerundet.

Griechenland - Luxusschuppen oder Taverne?

In Griechenland hängt die Höhe des Trinkgeldes von der Beschaffenheit des Restaurants ab. Gehört es zu den exklusiven und gehobenen Restaurants, dürfen es gerne zehn Prozent sein. In einfachen Tavernen hingegen wird weniger erwartet. Beim Taxifahren wird, wie fast überall üblich, einfach aufgerundet.

Türkei - Nein, Sie können nicht getrennt bezahlen

In dem bei Deutschen sehr beliebten Reiseland sollte man wissen, dass es als sehr unhöflich gilt, kein Trinkgeld zu geben. Sechs bis zehn Prozent sollten Sie hier geben. Ein paar kleine Besonderheiten gibt es: Wie in Italien werden getrennte Rechnungen nicht gerne gesehen. Außerdem gibt es auch hier in manchen Restaurants eine "Gedeckgebühr" (Kuver).

Großbritannien - Easy-going in den Pubs

Normalerweise gelten 10 Prozent in Restaurants als angemessen, in London dürfen es auch 15 Prozent sein. Sollte bereits eine Service Fee in der Rechnung aufgelistet sein, können Sie guten Gewissens etwas weniger geben. In den zahlreichen Pubs, in denen man oft am Tresen bestellt, ist das Ganze einfacher: Hier wird kein Trinkgeld erwartet. Kofferträger und Zimmermädchen freuen sich über einen Pfund, beim Taxifahren wird wie gewohnt aufgerundet.

Skandinavien - Schweden tanzt aus der Reihe

In den skandinavischen Ländern erwarten Kellner kein Trinkgeld. Doch Vorsicht, das gilt für Finnland, Norwegen und Dänemark, jedoch nicht für Schweden. Hier sind rund 10 Prozent üblich. In Finnland hingegen lauert eine weitere Besonderheit: Hier wird zuweilen ein kleines Garderobengeld verlangt, außerdem ist ein Trinkgeld für Kofferträger üblich.

Australien und Neuseeland - ganz entspannt

In Australien geht alles etwas lockerer zu, man kann Trinkgeld geben, muss es aber nicht. Wenn Sie dem Kellner eine Freude bereiten möchten, runden Sie am besten einfach auf. Auch der Gepäckträger im Hotel ist mit einem Australischen Dollar pro Gepäckstück sehr zu beglücken. In Neuseeland ist das Trinkgeld schon üblicher, hier sollten Sie auf keinen Fall darauf verzichten, guten Service zu honorieren.

Asien - bitte kein Trinkgeld!

In den meisten asiatischen Ländern, besonders in Japan, gilt ein guter Service als Selbstverständlichkeit. Wollen Sie diesen mit einem Trinkgeld honorieren, wird das nicht selten als Beleidigung aufgefasst. Ausnahme bilden hier jedoch die touristischen Gegenden und Thailand, wo Sie mit einem Trinkgeld von circa zehn Prozent alles richtig machen. Für das Zimmermädchen gibt es drei Yuan und auch der Reiseleiter freut sich über ein paar Groschen.

Ägypten, Tunesien und Marokko - Ein bisschen Bakschisch

In den nordafrikanischen Ländern sind etwa 10 bis 15 Prozent Trinkgeld üblich. Doch nicht nur im Restaurant, auch anderswo freut man sich über ein wenig Bakschisch, beispielsweise beim Friseur.

USA und Kanada - die Spitzenreiter

Zum Schluss die absolute Krönung: In den Vereinigten Staaten wird ein spitzenmäßiges Trinkgeld von 15 bis 20 Prozent erwartet, ohne das Sie lieber nicht das Restaurant verlassen. Sonst können Sie schnell den Ärger der Angestellten auf sich ziehen, denn wegen ihrer recht niedrigen Gehälter sind sie auf das Trinkgeld angewiesen. Auch im Taxi wird nicht einfach nur aufgerundet, hier gilt ein Satz von circa 15 Prozent. Bei Ihrem Hotelaufenthalt geben Sie dem Kofferträger einen Dollar pro Gepäckstück und dem Zimmermädchen ein bis zwei Dollar pro Nacht, die üblicherweise auf das Kopfkissen gelegt werden.
Quellen: Focus, Marcopolo, Reisebuch.de
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