Geposted 19.11.2009 (Bearbeitet am 20.07.2015)

#Umwelt #Deutschland

Das Handy als Reisebegleitung

Der Reiseführer der Zukunft ist digital und passt auf ein Handy-Display. Er weiß, wo man sich gerade befindet, listet Sehenswürdigkeiten der Umgebung auf, kennt die günstigsten Hotels

Der Reiseführer der Zukunft ist digital und passt auf ein Handy-Display. Er weiß, wo man sich gerade befindet, listet Sehenswürdigkeiten der Umgebung auf, kennt die günstigsten Hotels der Stadt und zeigt den Weg dorthin auf einer Karte an. Schon jetzt ist das auf vielen Handys mit eingebautem GPS-Chip möglich. Bis 2013 wird etwa jedes zweite Handy in Europa einen solchen GPS-Empfänger haben und mit entsprechender Software als vollwertiges Navigationsgerät nutzbar sein, das ortsbezogene Informationen liefern kann. Ein perfekter Reisebegleiter also.
Einige Verlage haben das realisiert und bieten bereits mobile Reiseführer an. Vor allem für Apples iPhone, aber zunehmend auch für Nokias Betriebssystem Symbian oder Android, das auf dem "Google Handy" G1 läuft. Manche funktionieren wie einfache E-Books, deren digitale Seiten man einzeln umblättern muss. Andere nutzen die technischen Möglichkeiten besser aus und liefern je nach Standort maßgeschneiderte Daten aufs Display. Zum Beispiel die digitalen Reiseführer von Falk, Lonely Planet, Marco Polo, Merian oder Polyglott auf dem iPhone. Man kann sie als Apps, kleine Programme, im iTunes-Store kaufen. Es sind begehbare Nachschlagewerke, deren Informationen als Geodaten im Raum "liegen". Statt Seiten umblättern zu müssen, bewegt sich der Leser durch die Informationen hindurch. Steht man zum Beispiel vor dem Eiffelturm in Paris, erscheint der Eintrag dazu automatisch an erster Stelle. Und möchte man einen Kaffee trinken, lässt man sich die vom Autor empfohlenen Cafés in der Nähe anzeigen - und den Weg dorthin.
Doch nicht nur Verlage bieten dem Reisenden unterwegs wertvolle Informationen. Es gibt eine ständig wachsende Anzahl von Angeboten, die gratis oder für wenige Euro auf das Handy zu laden sind - und sich unterwegs als nützliche Begleiter erweisen können. Das unscheinbare WikiMe für das iPhone zum Beispiel, listet alle Wikipedia-Artikel der Umgebung auf, die mit GPS-Koordinaten versehen sind und wird so zu einem offenen Reiseführer, der auf der ganzen Welt funktioniert. Das simple Icoon-Bilderwörterbuch hilft bei der sprachlosen Kommunikation im Ausland, der Währungsrechner "Währung" dabei, dass man im Souvenirladen nicht zu viel bezahlt. Reisende schreiben selbst
Auch Internet-Communities wie Tripwolf oder Bewertungsportale wie Qype oder Tripadvisor stellen dem Reisenden hilfreiche Informationen mobil zur Seite. Man hat so unterwegs Zugriff auf Tipps anderer Reisender und kann sich zum Beispiel Bewertungen zu einem Restaurant durchlesen, während man davor steht und überlegt, ob man hinein gehen soll. Und der Reisende kann selbst agieren, ein Restaurant oder ein Hotel bewerten oder eine Sehenswürdigkeit empfehlen. So entstehen interaktive Community-Reiseführer, die ständig aktualisiert werden und dem Reisenden als Entscheidungshilfe dienen können. Einige Verlage und Reise-Communities arbeiten bereits daran, Nutzerbeiträge und redaktionelle Inhalte in einer Anwendung zu vereinen. Das österreichische Reiseportal Tripwolf zum Beispiel, bietet zusätzlich zu Community-Einträgen auch Informationen aus Marco-Polo-Reiseführern, die wie Tripwolf zur Verlagsgruppe MairDumont gehören. Der fast perfekte Reisepartner
Wird das Handy also tatsächlich zum perfekten Reisebegleiter? So lange der Akku funktioniert vielleicht. Und solange man nicht an die Kosten denkt. Denn bisher sind viele mobile Dienste nur dann sinnvoll nutzbar, wenn sie auf das Internet zugreifen können. Und das kostet Geld, zumindest wenn man keine Daten-Flatrate hat oder - wie so oft im Urlaub - im Ausland unterwegs ist. Zwar sind die meisten mobilen Reiseführer auch für die Nutzung ohne Internetverbindung ausgelegt, doch auf dem iPhone zum Beispiel steht ohne Netzzugang die Kartenfunktion nicht zur Verfügung. Wer sich etwa in Barcelona den Weg zur Sagrada Família anzeigen lassen will, braucht dafür eine Internetverbindung und teure Kilobytes.
Günstiger wird es mit dem iPod touch, bei dem die teuren Telefongebühren für den Internetzugang per Wlan, den viele Hotels und Cafés kostenlos bieten, entfallen. Einen anderen Weg geht Nokia und installiert auf neuen Handys navigationsfähige Karten des Tochterunternehmens Navteq, die ohne Datenverbindung nutzbar sind - je nach Gerät für Deutschland, Schweiz und Österreich oder ganz Europa.
Für das iPhone gibt es als Alternative nur kostenpflichtige Navigations-Lösungen mit Offline-Karten wie Mobile Navigator von Navigon und Tom Tom oder das kleine Programm Off Maps, mit dem man vor der Reise Kartenteile des frei nutzbaren Open-Street-Map-Projekts auf das iPhone laden kann. Ansonsten wird es schnell teuer, vor allem außerhalb der EU: Bei T-Mobile zahlt man für einen Megabyte in Barcelona 2 Euro, in Istanbul sogar 15 Euro. Zwar wurde mit der neuen EU-Roaming-Verordnung vor ein paar Monaten eine Obergrenze für Roaming-Kosten in der EU festgelegt, aber die gilt nur für Preise der Telekommunikationsanbieter untereinander, die nicht zwangsläufig an die Kunden mit Datentransfer weiter gegeben wird.