Geposted 31.10.2017

#Gesellschaft #Frankreich

Gentrifizierung - Wer? Wie? Was?

Die französische Stadt Bordeaux muss die Gentrifizierung gerade am eigenen Leib spüren. Immobilien- und Restaurantpreise steigen deutlich an und sorgen somit für Frust bei den Einheimischen. Schuld daran sind die Pariser, die gerne für ein Wochenendtrip an die Atlantikküste kommen. Jetzt reicht's Bordeaux, sie sagen: "Pariser? Nein, danke!"

Mallorca und Barcelona leiden schon seit langem darunter

Allerdings können nicht nur Modernisierungsmaßnahmen den Gentrifizierungsprozess anregen, sondern auch Tourismus. Je mehr Touristen in eine Stadt einfallen, desto mehr Wohnraum muss für diese geschaffen werden, dazu kommt Infrastruktur und Restauration. Da Urlauber oftmals in der Lage sind, tiefer in die Tasche zu greifen, es ist ja schließlich der Urlaub, können in Folge dessen die Preise dramatisch in die Höhe schießen. Dieses Phänomen ist neu in Bordeaux, existiert aber schon seit Jahren auf Mallorca oder in anderen spanischen Städten. Für die Einwohner wird das Leben in ihren Städten zu teuer, sodass sie sich nach Alternativen außerhalb umsehen müssen. Dramatisch ist das nicht nur für die Stadtentwicklung, sondern auch die soziale Entwicklung eines Stadtviertels. Schule, Kindergärten, Restauration all das wird sich nach gewisser Zeit an den Bildungs- beziehungsweise Wirtschaftsstandard der Einwohner anpassen, die Folge wird sein, dass die Gesellschaft zur Spaltung neigt.

Was in Bordeaux gerade passiert ist ein klassischer Gentrifizierungsprozess. Das schwierige Wort meint im Großen und Ganzen, dass das Stadtbild modernisiert und umstrukturiert wird, sodass ein Nachteil für die Bevölkerung entsteht. Wird zum Beispiel ein Arbeiterbezirk aufwendig saniert so steigen die Preise, in der Folge können sich nicht mehr alle Einwohner die Miete und die Lebenshaltungskosten in dem Stadtviertel leisten, sodass sie wegziehen müssen. Durch die urbanen Veränderungen werden Bürger oftmals an die Stadtgrenzen oder in Vororte ?gezwungen?, da hier die Mieten und Lebenskosten günstiger sind. Das Paradebeispiel hierfür ist wohl Paris Anfang des 19. Jahrhunderts. Teile der Stadt werden aufwendig saniert, damit die Oberschicht den Weg in die Stadt findet und die Arbeiter an die Stadtmauern gedrängt werden. Von diesem Prozess konnte sich die französische Metropole bis heute nicht mehr erholen.

Nicht nur Urlauber sind "gentrifiers" sondern auch Künstler

Gentrifizierende Faktoren sind außerdem auch Künstler, Homosexuelle und Einwanderer, die sich in einem bestimmten Gebiet stärker niederlassen und so das Straßenbild prägen. Die meisten europäischen Metropolen haben heute sowas wie ein Künstlerviertel, Homosexuellenviertel oder Szeneviertel. Anscheinend spielt nicht nur Wirtschaftlichkeit eine entscheidende Rolle bei der Gentrifizierung, auch persönliche Präferenzen und Berufsbilder können gentrifizierend wirken.

Wie wird es weiter gehen?

© Andrey Alyukhin/123RF

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