Geposted 10.02.2020

#Ausgefallenes #Italien

In diesen italienischen Dörfern können Sie sich ein Haus für nur einen Euro kaufen

Immer mehr Gemeinden in Italien bieten in den letzten Jahren Immobilien zu einem symbolischen Kaufpreis von einem Euro an. Doch was verbirgt sich wirklich hinten diesen Aktionen und handelt es sich bei den Häusern tatsächlich um Schnäppchen?

Im Jahr 2014 sorgte das Dorf Gangi auf Sizilien als einer der ersten Orte mit einem unkonventionellen Marketing-Konzept für Schlagzeilen. 16 Immobilien standen zum Preis von nur jeweils einem Euro zum Verkauf. Durch diese Initiative wurde versucht, dem Ort im Madonie-Gebirge wieder neues Leben einzuhauchen. Eigentlich verleihen zahlreiche Kirchen, kleine Gassen, malerische Steinhäuser und eine Panoramaaussicht dem Bergdorf einen zauberhaften Charme. Im Jahr 2014 setzte sich Gangi bei einem Wettbewerb sogar als "schönstes Dorf Italiens" gegen die anderen Bewerber durch. Dennoch sah sich die Stadt gezwungen, mit Schnäppchenhäusern um neue Einwohner zu werben. - © Jens Ickler/123RF

Die Konsequenzen der Landflucht

Eine dramatische Folge der Urbanisierung für kleine Dörfer stellt die Abwanderung der Landbevölkerung in größere Städte dar. Immer mehr junge Menschen verlassen ihre Heimat, da sie in den wirtschaftlich schwachen Regionen keine Arbeit finden. Gleichzeitig sterben die älteren Dorfbewohner. Sinkende Einwohnerzahlen, verlassene Häuser und baufällige Gebäude sind die Konsequenzen. In den 1950er Jahren lebten in Gangi rund 16.000 Einwohner, heute sind es noch etwa 7000. Durch die Initiative soll Gangi für Ausländer attraktiver werden und so die Stadt wiederbelebt werden.

© myriamscr/123RF

Zu schön, um wahr zu sein

Die Ein-Euro-Angebote haben jedoch gleich mehrere Haken. Die Häuser, die zum Verkauf stehen, sind meist leerstehend und baufällig. Zu teilen handelt es sich um Objekte, die nach dem Tod des Eigentümers in den Besitz der Gemeinde gelangt sind oder um Schenkungen der Inhaber an die Stadt. Außerdem muss ein Käufer gewisse Bedingungen erfüllen, um ein solches Schnäppchen ergattern zu können. Innerhalb von 3 Jahren muss die erworbene Immobilie renoviert und bewohnbar gemacht werden. Zudem ist eine Bürgschaft in Höhe von 5000 Euro zu leisten, für den Fall, dass es in der Umbauphase zu unvorhergesehenen Problemen kommt, die eine Fertigstellung des Hauses verhindern. Ein Interessent muss sich also der Investition von mehreren tausend Euro zwecks Restaurierung und Modernisierung der Immobilie bewusst sein.

Neben der Wiederbelebung des Stadtkerns sollen so auch die lokalen Handwerker unterstützt. Es wird eine generelle Aufwertung der Region und eine Förderung des Tourismus angestrebt. Zuvor galt die Stadt, welche zwischen Palermo und Catania situiert ist, als uninteressant für Reisende, da sie, gemäß dem ehemaligen Bürgermeister Giuseppe Ferrarello, zu weit vom Meer entfernt ist. Die Berichterstattung der New York Times sowie der britischen Zeitung "The Telegraph" über die ungewöhnlichen Angebote der sizilianischen Stadt Gangi löste ein internationales Interesse an dem Bergdorf aus. Die Gemeinde erhielt in kürzester Zeit über 2000 Anfragen von Interessenten. Mittlerweile sind bereits über 120 Häuser dank des Programmes in neuen Händen.

Tarent, die erste Großstadt

Das Modell hat bereits einige Nachahmer gefunden und die Liste abgelegener, idyllischer Bergdörfer in Italien, welche Schnäppchenhäuser anbieten, wird immer länger. Von der Insel Sizilien über die Toskana bis hin zu Piemont existieren derartige Modelle bereits landesweit. Neben der Stadt Gangi erhielt auch die Initiative der Gemeinde Sambuca in Sizilien große mediale Aufmerksamkeit. Diese wurden mit Tausenden von Anfragen überschwemmt, nachdem der US-Fernsehsender CNN über die PR-Aktion berichtet hatte. Die 16 Ein-Euro-Häuser wurden deshalb letztlich im Rahmen von Aktionen versteigert. Beim Kauf einer preisgünstigen Immobilie in der sizilianischen Stadt Mussomeli kann man sich nun sogar für eine Fernsehshow von einer Kamera begleiten lassen. - © lianem/123RF

Auch in der süditalienischen Küstenstadt Tarent fehlen Einwohner. Dies ist das erste Mal, dass eine Großstadt ein derartiges Konzept mit preisgünstigen Häusern anbietet. Von den knapp 200.000 Einwohnern leben lediglich 3.000 in der Altstadt. Diese soll nun wiederbelebt werden und das Image der Stadt verbessert werden. Tarent ist bekannt aufgrund des umstrittenen Stahlwerks Ilva, welches gleichzeitig den größten Arbeitgeber der Region darstellt. Die Altstadt gilt als wenig attraktiv, da sie viele enge Gassen besitzt und 1975 eine Familie beim Einsturz eines Hauses um Leben kam. Obwohl die Immobilien noch nicht offiziell ausgeschrieben wurden, gibt es jedoch bereits Interessenten aus aller Welt. Die erstandenen Objekte müssen als dauerhafter Wohnsitz und nicht als Ferienhäuser genutzt werden. Zunächst werden lediglich einige wenige Häuser zur Probe des Modells angeboten.