Geposted 13.10.2020

#Gesellschaft #Deutschland

Ausbildungsstopp für zahlreiche Nachwuchspiloten bei der Lufthansa

Ein Sprecher des Schulbetreibers Lufthansa Aviation Training (LAT) hat vor kurzem verkündet, dass die Pilotenausbildung an der Verkehrsfliegerschule für die 700 Nachwuchspiloten beendet werde. Der Traumberuf des Piloten scheint besonders seit der Coronakrise vor keiner rosigen Zukunft zu stehen. Zudem drohen in Deutschland zahlreiche Piloten die Arbeitslosigkeit und weitere bürokratische Probleme aufgrund des Lizenzverfalls.

Hat der Traumberuf ''Pilot'' noch eine Zukunft?

© Lukas Gojda/123rf

Aufgrund der Coronakrise, die beträchtliche wirtschaftliche Einbrüche für die Lufthansa Group verursacht hat, werden keine Piloten in der Verkehrsfliegerschule Bremen mehr ausgebildet. Den 700 Nachwuchspiloten wurde daher empfohlen sich einen neuen Karriereweg zu suchen, da auch für die nächsten Jahre bei der Lufthansa Group keinen Bedarf mehr nach neuen Piloten vorhanden sein wird. Angehende Piloten, die jedoch kurz vor ihrem Abschluss stehen versuche die Verkehrsfliegerschule noch selbst auszubilden. Anderen Pilotenschüler unterstützt man zudem bei der Suche nach einer anderen Flugschule. Dabei hatte die deutsche Pilotengewerkschaft ''Vereinigung Cockpit'' (VC) den Nachwuchspiloten schon bereits vor der Coronakrise geraten sich nach einem alternativen Karriereweg umzuschauen, sollte der Traum vom Fliegen aus diversen Gründen platzen. So können die Insolvenz einer Airline wie jüngst Thomas Cook, internationale Konflikte oder auch die plötzliche medizinische Fluguntauglichkeit dazu führen, dass man nicht mehr fliegen kann und darf. Viele gehen jedoch mit der Prämisse, dass sie ihre komplette berufliche Karriere zwischen den zahlreichen Ländern fliegen werden, zumal auch die Kosten für die Pilotenausbildung mindestens 60.000 Euro betragen.

Piloten drohen zahlreiche Entlassungen

Doch nicht nur die Nachwuchspiloten erleben die negativen Konsequenzen der stark angeschlagenen Flugindustrie. Derzeit drohen laut der europäischen Cockpitvereinigung (ECA) 15.000 Piloten allein in Europa ihre Arbeit zu verlieren. Die (VC) versuchte noch bis vor einigen Monaten mit der deutschen Lufthansa Group zu verhandeln, bei der nach den Worten von Lufthansa-Chef Carsten Spohr 800-5000 Pilotenstellen in den nächsten Jahren gestrichen werden sollten und das auch trotz der finanziellen staatlichen Unterstützung, bei der vor kurzem knapp eine Milliarden Euro an die Lufthansa Group ausgezahlt wurde. Die Pilotengewerkschaft hatte daher einen Gehaltsverzicht von 45% bis zum Sommer 2022 und Teilzeitverträgen vorgeschlagen, um eine Massenentlassung von zahlreichen Piloten zu verhindern. Nach einigen Verhandlungen mit der Lufthansa Group soll auf die betriebsbedingte Kündigung vorübergehend bis Ende März 2021 verzichtet werden.

Die Lufthansa-Tochter SWISS sieht zudem eine Kooperation mit der schweizerischen Eisenbahngesellschaft SBB in Erwägung. In dieser Weise versucht auch die schweizerische Eisenbahngesellschaft sein Lokpersonal aufzustocken, das seit einiger Zeit unterbesetzt ist.

Lizenzverfall als weiteres Problem für Piloten

Da seit der kurzzeitigen Grenzschließung in vielen Ländern während des ersten Lockdowns und selbst nach der Grenzöffnung viele Piloten aufgrund der angehenden Coronakrise nicht mehr fliegen konnten, befinden sich viele Piloten aufgrund der momentanen sinkenden Nachfrage nach internationalen Flügen weiterhin noch im ''Grounding''. Da jedoch alle 90 Tage Piloten drei Starts und Landungen vorweisen müssen, um ihre Lizenz behalten zu können, müssen sich viele Piloten einer weiteren bürokratischen Herausforderung stellen.

Obwohl normalerweise in solchen schwierigen Fällen alternativ auch ein Flugsimulator vom Kapitän und Kopilot im Trainingszentrum genutzt werden kann, ist dies momentan auch nicht möglich. Flugsimulatoren wurden derzeit auch aufgrund der Kontaminierungsgefahr geschlossen, weshalb nur ein gewisser Teil der Piloten lizenziert bleibt, während andere mit erheblichem Aufwand ihre Lizenz nachholen müssen. Dementsprechend stehen neben Lufthansa viele weitere Airlines vor diesem Problem, das in Zukunft bei keiner Verbesserung der Situation, weitreichende Konsequenzen mit sich bringen könnte.