Geposted 14.08.2015 (Bearbeitet am 28.08.2015)

#Natur #Frankreich

Jagdtourismus - Großwildjagd wird immer beliebter

GROßWILDJAGD - Nachdem Simbabwe die Großwildjagd für kurze Zeit in Nationalparks verboten hatte, so sind die guten Vorsätze wieder hinfällig. Jagdreisen sind so beliebt, wie noch nie zuvor - und die Lust zu töten wird auf dem Rücken bedrohter Tierarten ausgetragen.

Das Leben des Löwen Cecil war 50.000 Euro wert - diesen Betrag jedenfalls bezahlte der amerikanische Zahnarzt für seinen Abschuss. Die Großwildjagd ist perfide und nimmt immer größere Ausmaße an, vor allem dadurch, dass der sogenannte Jagdtourismus immer beliebter wird. Die meisten Großwildjäger kommen aus den USA, wobei auch Schätzungen zu Folge rund 50.000 deutsche Jäger gerne ins Ausland reisen, um Tiere abzuschießen. Im Unterschied zu den Amerikanern, schießen die Deutschen jedoch keine Löwen , Giraffen und Co. , sondern viel mehr Rotwild, Rehe oder Vögel.

Mittlerweile ist das Geschäft mit der Jagd so lukrativ geworden, dass auch bedrohte Tierarten im wahrsten Sinne des Wortes zum "Abschuss freigegeben" werden. So gibt es beispielsweise nur noch 23.000 bis 25.000 Löwen in Afrika, das Töten dieser Spezies geht jedoch weiter - und das schwerwiegendste Problem ist vermutlich, dass es die Jäger, auf der Suche nach einer geeigneten Trophäe, vor allem auf die Tiere abgesehen haben, die stark und gesund sind und somit die Tiere sind, die den Fortbestand sichern könnten.

Es haben sich mit der Zeit richtige Preistabellen entwickelt - für jedes Tier muss zunächst ein gewisser Betrag gezahlt werden, bevor es erlegt werden darf. So sind Paviane 50 Euro, Löwen 18.000 bis 54.000 Euro oder Elefanten 16.000 bis 64.000 Euro wert. Auch vor massiv bedrohten Tierarten, denen nicht genug Zeit zur Erholung gegeben wurde, macht die Jagdlust der Touristen nicht halt. So kostet der Abschuss der bedrohten Breitmaulnashörner 35.000 Euro, die noch selteneren Spitzmaulnashörner kosten 240.000 bis 280.000 Euro und Leoparden bis zu 30.000 Euro. Aber nicht nur in Afrika wird geschossen, sondern auch in der Antarktis wird der Jagd seltener Tierarten nachgegangen. So kostet das Töten eines Eisbären beispielsweise 30.000 bis 40.000 Euro, obwohl die Zahl der Tiere weltweit gerade einmal noch bei 20.000 bis 25.000 liegt.

Viel zu schön für den Abschuss - ein Löwe in Afrika

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Bei den Preisen, die man für einen Abschuss zahlt, sind die Waffen, die Begleitung, die Unterbringung und natürlich die Jagd selbst inbegriffen. Nun fragen Sie sich, warum der Abschuss überhaupt teilweise legal ist? Der angebliche Grund ist die Bekämpfung der Armut - doch wenn man es realistisch betrachtet, kommt das meiste Geld nicht denen zugute, die es wirklich brauchen. Das Geld wandert meistens in die Taschen der Menschen, die den Abschuss vor Ort ermöglichen. Der Jagdtourismus in Afrika genießt jedoch, trotz der Machenschaften einiger Wilderer, einen hohen Stellenwert. Besonders deutlich wird dies, wenn man sich die Wirtschaft Südafrikas ansieht. Innerhalb von wenigen Jahren hat sich die Anzahl der Farmen, auf denen Wild geschossen werden darf, verdoppelt. Insgesamt 10.000 von 12.000 Farmen werden dazu genutzt, um Großwild, wie Löwen, Giraffen und Co. zu jagen. Das unglaubliche ist hier, dass die Tiere dort nur gehalten werden, damit Jagdtouristen sie zu einem späteren Zeitpunkt erschießen können. Die Jagdindustrie trägt somit jährlich umgerechnet beinahe 560 Millionen Euro zum Brutto-Inlandsprodukt Südafrikas ein. Jedoch gibt es durchaus Alternativen zum "blutigen" Urlaub - so gibt es Lodges, die geführte Touren anbieten, bei denen die Touristen die Tiere beobachten und auf eine friedliche Weise "abschießen" können, und zwar mit der Digitalkamera. Auch diese Art des Urlaubs trägt zu einer besseren Wirtschaft Afrikas bei und zudem müssen Tiere nicht leiden beziehungsweise ihr Leben lassen.

Es gibt kein generelles Gesetz, das besagt, ob ein Abschuss legal ist oder nicht. Die "Legalität" wird durch die Länder individuell festgelegt, so ist das Töten der Tiere in Sambia, Simbabwe und Namibia beispielsweise immer noch legal. Das sich der Mensch jedoch das Recht nimmt, Tiere zu bepreisen und somit zu sagen, wie viel ein Leben wert ist, ist vermutlich das unglaublichste an der gesamten Großwildjagd.

Quelle: Zeit online, Spiegel online