Geposted 17.07.2017

#Kultur #Israel

Hebron - neues UNESCO-Weltkulturerbe in Israel

Die Sonne steht im Zenit, die Wipfel der Bäume schaukeln im Wind sanft hin und her und israelische Soldaten bewachen den Checkpoint am Stacheldraht - ein gewöhnliches Bild in Hebron. Nun wird der Alltag dieser kleinen Stadt in Westjordanland aber ein bisschen aufgewirbelt, denn die UNESCO erklärt Hebrons Altstadt zum Weltkulturerbe.

Häuser am Stadtrand von Hebron bei Sonnenaufgang

© Vladimir Liverts/123RF

Am vergangenen Freitag erklärte die UNESCO die Altstadt Hebrons zum Weltkulturerbe und setzte sie somit zugleich auf die Liste der gefährdeten Stätten. Auf Grund der zunehmenden Zerstörungen in der Altstadt hatten sich Palästinenser mit einem Notfallantrag für den Schutzstatus von Hebron eingesetzt. Der neue Titel soll die Stadt vor weiteren Zerstörungen bewahren und Touristen anlocken.

Hebron ist mit seinen rund 200.000 Einwohnern zwar nicht sehr groß, genießt dank seiner Nähe zu Jerusalem, das nur zirka 30 Kilometer entfernt ist, jedoch einen besonderen Status. Darüber hinaus ist die Stadt im Westjordanland auch eine der ältesten ununterbrochen bewohnten Städte der Welt. Die Stadt wurde in der Bibel an zahlreichen Stellen erwähnt und wurde den Nachkommen Judas und Kaleb als Erbteil übergeben.

Seit 1998 wird Hebron teils von der Palästinensischen Autonomiebehörde, teils von Israel kontrolliert. Mitten im Zentrum der Stadt, geschützt vom israelischen Militär, wohnen 800 jüdische Siedler - eine ungewöhnliche Situation. Denn anderorts im Westjordanland leben Juden in separaten Siedlungen auf palästinensischem Grund. Laut der UNO verstoßen sie damit gegen internationales Recht.

Immer wieder kommt es in Hebron zu Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern, die in ihrem Stadtteil nur bestimmte Straßen nutzen dürfen. Wie kommt hier jemand auf die Idee, Touristen herumzuführen?

Nun, auf diese Frage hat der 25-jährige Palästinenser Mustasem Hashlamoun eine Antwort. "Ich will den Menschen das Leben der Palästinenser in Hebron zeigen. Wie wir wohnen, wie unser Alltag aussieht", sagt Hashlamoun. "Meine Touren sind nicht besonders fröhlich, aber sie geben einen guten Einblick in die Situation."

Seine Führungen organisiere er selbst, bekannt werde er durch Mund-zu-Mund-Propaganda. Außer ihm bieten noch eine Handvoll Freunde Touren durch Hebron an. "Inzwischen haben wir in der Stadt einen guten Ruf, so dass wir auch in Gästeunterkünften weiterempfohlen werden."

"Die Touristen - überwiegend Europäer und US-Amerikaner - kommen nicht wegen der Sehenswürdigkeiten, sondern weil sie sich für die politische Situation und das Leben der Palästinenser interessieren", sagt Hashlamoun. Die meisten seien Deutsche und zwischen 20 und 30 Jahre alt.

Am Ende einer Führung knipst Hashlamoun mit jeder Gruppe ein Selfie - oft direkt vor einem der Checkpoints, wo die israelischen Soldaten patrouillieren. Die Führungen mache Hashlamoun für sich selbst. "Mir ist wichtig, dass wir Palästinenser den Menschen aus dem Ausland zeigen, wie es uns hier geht." Das Vertrauen der palästinensischen Bevölkerung von Hebron hat der junge Aktivist schon gewonnen. Bei den Israelis steht er unter Beobachtung. Aufhören würde er deshalb jedoch nicht.