Geposted 07.10.2015

#Natur #Ukraine

Wildtiere in Tschernobyl verbreiten sich trotz Strahlungen

NUKLEARKATASTROPHE - Die Region um Tschernobyl nutzen viele Wildtiere wie Wildschweine, Wölfe und Elche als neuen Lebensraum. Dadurch, dass Menschen die Region verlassen haben, breiten sich die Tiere in dem Sperrgebiet aus.

30 Kilometer ist der Radius groß, in dem keine Menschen mehr wohnen. In der Sperrzone lebten vor der Nuklearkatastrophe mehr als 100.000 Einwohner. Jetzt, wo sie weg sind, erobern die Tiere die Region für sich. Wildtiere wie Wildschweine, Wölfe, Elche, Rehe und Hirsche haben sich in den letzten 30 Jahren in dem 4200 Quadratkilometer großen Sperrgebiet so ausgebreitet, dass ihre Zahl so groß ist wie in den vier unverstrahlten Naturreservaten der Region, wie es Forscher im Fachmagazin "Current Biology" bekannt gaben. Der Wolfsbestand habe sich um sieben Mal vergrößert. Jim Smith von der University of Portsmouth in Großbritannien vermutet: "Sehr wahrscheinlich gibt es inzwischen mehr Wildtiere um Tschernobyl als vor dem Unglück".

Um zu diesem Ergebnis zu kommen, haben Forscher Tierspuren im Schnee sowie die Tiere bei Helikopterüberflügen gezählt. Der Anstieg der Säugetiere habe aber nichts mit der Atomkatastrophe an sich zu tun. Der Grund ist der Mensch, bzw. die Nichtanwesenheit des Menschen. Durch die Freiheit von menschlichem Einfluss konnte die Region zu einem Naturreservoir werden. Smith betonte, dass die Auswirkungen der menschlichen Besiedlung, darunter die Jagd, Land- und Forstwirtschaft, noch schlimmer sind als die Strahlungen. Der Mitautor Jim Beasley von der University of Georgia machte aufmerksam: "Unsere Daten zeigen, wie widerstandsfähig und flexibel die Natur reagiert, wenn sie von direktem Druck wie dem Verlust von Habitaten, der Fragmentierung und Verfolgung befreit ist".

Die Wolfspopulation in Tschernobyl hat sich versiebenfacht

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Inwiefern sich die Strahlungen auf die einzelnen Tiere auswirken, konnte in dieser Untersuchung jedoch nicht untersucht werden. In früheren Erhebungen wurde festgestellt, dass sich sowohl Tiere als auch Pflanzen an die hohe Radioaktivität anpassen. Vögel stellten ihre Zellstoffwechsel auf die erhöhte Strahlung ein und auch bei Nadelbäumen wurden teilweise genetische Veränderungen erforscht. Dennoch kann es zu Fehlgeburten oder Missbildungen kommen. Die erhöhte Population der Tiere lässt jedoch vermuten, dass die radioaktiven Strahlen nicht stark genug sind, um eine Auswirkung auf den Tierbestand zu haben.

Die Reaktorkatastrophe ereignete sich am 26. April 1986 bei der Stadt Prypjat in der Nordukraine. Damals brannte das Kernkraftwerk nach einer Explosion, da es bei einer Simulation eines Stromausfalls teilweise schwere Verstöße gegen die Sicherheitsvorschriften gab. 100.000 Quadratkilometer Land wurden in der Umgebung durch radioaktiven Niederschlag verseucht, 125.000 der 600.000 betroffenen Menschen sind laut der WHO schwer erkrankt.

Eine Explosion führte zu der Nuklearkatastrophe

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Quellen: n-tv, scinexx, Wikipedia