Geposted 05.11.2015

#Gesellschaft #Deutschland

Klassenfahrt nach New York für 38.085 Euro

RAFFINIERT - Ein Lehrer möchte mit seiner Klasse auf Klassenfahrt gehen. Aber nicht in ein Freizeitheim auf Sylt. Er plant etwas ganz besonderes und das Beste daran: Es wird vom Staat finanziert!

Vom 8. Bis zum 15. Oktober sollte der Englisch-Leistungskurs des Robert-Koch-Gymnasiums in Berlin-Kreuzberg nach New York reisen. Pro Schüler kostet das 2189 Euro für Flug und Unterkunft, 140 Euro für Verpflegung und 210 Euro für Nebenkosten, für die Gruppe von fünfzehn Schülern also eine Gesamtsumme von 38.085 Euro. Doch diesen Betrag mussten die Schüler bzw. deren Eltern keinesfalls selbst aufbringen. Es wurden Anträge gestellt, auf denen nicht einmal die Unterschrift des Schulleiters fehlte.

Damit waren alle Bedingungen erfüllt, die es braucht, um durch Gelder aus dem Bildungs- und Teilhabepakets (BuT) gefördert zu werden. Das Paket soll Eltern ohne oder mit nur sehr geringem Einkommen ermöglichen, ihre Kinder zu fördern. Im Fall des Robert-Koch-Gymnasiums überschritt keine Familie der fünfzehn Schüler die vorgegebene Grenze, alle hatten Anspruch auf die Zahlungen aus dem BuT.

New York for free!

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Dann bleibt aber noch zu klären, warum Schulleiter Völkel eingewilligt hat. Er wurde von den Argumenten des Lehrers überzeugt. Zu denen zählte, dass in der Reisegruppe etliche Schüler gewesen seien, die neben Englisch auch Kunst als Leistungskurs belegen: Ein Besuch im Museum of Modern Art erschien da nicht abwegig. Auffällig ist auch der Hintergrund des Lehrers, dass es bei einigen seiner Schüler einen "latenten Antiamerikanismus" gebe, dem man mit so einer Reise vielleicht begegnen könne. Rund 400 Euro könnten pro Schüler zurückgezahlt werden, weil das Ganze letztlich etwas billiger ausgefallen sei. Eine solche Reise bleibe jedenfalls ein "singuläres Ereignis", betont Völkel.

Quellen: tagesspiegel.de, n-tv.de