Geposted 02.01.2016

#Kultur #Indien

Der Ganges: Ein tödlicher Fluss, der heilig ist

GEWALTIG - Fast 3.000 Kilometer misst der heiligste Fluss Indiens. Er schlängelt sich durch Indien und Bangladesch, vom Himalaja zum Indischen Ozean. Er ist einzigartig und fordert doch jährlich unzählige Todesopfer. Er spendet Trinkwasser und dient gleichzeitig als Abwasserkanal und Massengrab. Der gewaltige Fluss Ganges, der nicht verschmutzt werden kann.

Unzählige Menschen waschen sich täglich im Ganges

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Für viele gläubige Hindus ist der Ganges die letzte Anlaufstelle vor dem Tod. In der heiligen Stadt Varanasi fließt die Göttin Ganga für die Länge von etwa fünf Kilometern von Süden nach Norden. Das ist die heiligste Stelle des Flusses. Deshalb begeben sich Alte, Kranke, Sterbende oft dorthin, um hier ihre letzte Ruhe zu finden. Wer in Varanasi im Ganges badet, hat Chancen auf eine spirituelle Reinigung oder auch auf Heilung von Krankheiten. Durch das Bad soll man auch leichter wiedergeboren werden.

Insgesamt sieben heilige Flüsse gibt es in Indien, der Ganges ist der heiligste. An ihm liegen drei Pilgerstädte, die Erlösung gewähren sollen. Deshalb finden sich auch täglich unzählige Menschen an den Ufern ein, um sich zu waschen oder Wasser für den täglichen Tee zu holen.

Leichname werden verbrannt und deren Asche in den Ganges gestreut

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Angehörige lassen ihre Toten auch oft in Varanasi verbrennen, da so die Seele ins Nirvana, das immerwährende Glück, gelangen kann. Dafür reisen gläubige Hindus aus der ganzen Welt in diese Stadt. Die Asche wird nach der Verbrennung im Fluss verstreut. Wer nicht genug Geld für die vollständige Verbrennung des Leichnams aufbringen kann, muss damit rechnen, dass der Leichnam halb verbrannt in den Fluss gekippt wird. Wenn jemand an Pocken oder an einem Schlangenbiss stirbt, ein Heiliger, eine Schwangere oder Kinder sterben, dann bedarf es keiner Verbrennung. Ganga Mata nimmt sie ohne dieses Ritual auf, da sie reine Menschen sind. Nur mit Steinen beschwert werden, werden diese dem Fluss übergeben. Jedes Jahr sollen etwa 50.000 Tote ihre letzte Ruhestätte in dem gewaltigen Fluss finden.

So kann es gut sein, dass beim Baden in dem heiligen Fluss halbverbrannte Leichname vorbei treiben, neben Müll, Tierkadavern und Industrieabfällen. Für gläubige Hindus ist der Ganges rein. Er kann gar nicht verschmutzt werden. Deshalb kann es auch nicht schädlich sein, wenn Fabriken ihre bunten Chemieabfälle und Haushalte ihren Müll darin entsorgen. Dabei ist das sehr gefährlich: Nach dem Tod tritt ein Fäulnisprozess im Körper auf, der ein Gift produziert. Dieses Gift kann schon ab 0,001 Milligramm die Atmung lähmen und zum Tod führen. Aber darauf wird nicht geachtet. Der Fluss wird als Göttin angesehen, die kein Mensch verschmutzen kann.

Dadurch, dass der Fluss so unglaublich viel Wasser fasst, bewahrt er sich selbst davor, umzukippen. 50 große Zuflüsse spülen Frischwasser in den Lauf, während der Monsunzeit fasst der Ganges mehr Wasser als alle Flüsse Westeuropas zusammen. Nur noch der Amazonas kann diese Mengen übertreffen. Wo der Ganges in den Indischen Ozean mündet, ist das größte Flussdelta der Welt, die wohl fruchtbarste Erde findet man hier.

Auch wenn es schmutzig ist, das Wasser des Ganges ist heilig

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Durch die große Armut und den tiefen Glauben ist es schwer, die Leute davon abzubringen, ihr Wasser aus dem Fluss zu holen. Jeder 13. Mensch der Welt soll vom Ganges abhängig sein. Es ist also schier unmöglich, die Menschen aufzuklären. Verschiedene Projekte dazu sind bereits gescheitert. Täglich baden etwa 60.000 Menschen im heiligen Fluss, die sich nicht davon abbringen lassen werden.

Quellen: deutschlandfunk.de, weltderwunder.de