Geposted 31.08.2015

#Ausgefallenes #Italien

Mauer in Strandbad trennt Männlein von Weiblein

STRANDBAD - In Triest gibt es ein Strandbad, in dem eine Sichtmauer steht, die Frauen von Männern abtrennt. Gerade in unserer heutigen Zeit, in der emanzipierte Frauen auf Chefsesseln sitzen und auf Gleichbehandlung pochen, ist dies nahezu unvorstellbar. Die Besucherzahlen sprechen aber Bände: Das traditionelle Bad erfreut sich großer Beliebtheit!

Das italienische Strandbad "La Lanterna" ist ungewöhnlich konservativ: Seit 1903 steht in seiner Mitte eine Mauer! Diese trennt den Badebereich für Männer und Frauen. Auch wenn es sehr traditionell und altmodisch erscheint, wollen die Einwohner nichts an dieser Regelung ändern. Vor einigen Jahren wurde eine Umfrage gemacht, die ganz klar entschied: Die Mauer bleibt! Die Sichtmauer ist ganze drei Meter hoch und bietet den Frauen und Männern einen ruhigen und entspannten Badeaufenthalt ohne neugierige Blicke vom anderen Geschlecht.

Vor allem weibliche Badebesucher erfreuen sich an der männerfreien Zone. So laufen dort 90% der Frauen ohne Bikinioberteil und lediglich knappen Höschen rum, wie sie es sich sonst nicht trauen würden. Ohne auf Männerohren achten zu müssen, wird dort der neueste Klatsch und Tratsch ausgetauscht. Das Bad wird aber vor allem gerne von einem älteren Publikum besucht, das sich dort sehr wohlzufühlen scheint. Aber auch Kinder findet man an dem Strand Sandburgen bauen. Sie dürfen mittlerweile auf die Frauenseite, bis sie 12 Jahre alt sind. Früher gab es die Regelung, dass Kinder nur einen Meter messen dürfen; dies wurde aber geändert. Durch die Kinder ist die Frauenseite meistens besser besucht, als die der Männer. Aber auch die Männerseite verbucht in den letzten Jahren bessere Zahlen, vor allem seitdem jüdische und muslimische Männer das Bad gerne besuchen.

Diese Mauer trennt Männlein von Weiblein

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Die Zahlen beweisen, dass das Bad in Triest beliebt und gut besucht ist: An sonnigen Tagen werden bis zu 2500 Eintritte verbucht. Um halb acht morgens öffnet das Schwimmbad und eine halbe Stunde vorher sieht man bereits eine lange Schlange vor den Türen stehen. Aber nicht nur an heißen Sommertagen sieht man dort Besucher hinströmen; die Mittagspausen eignen sich im ganzen Jahr für ein kleines Sonnenbad. Die Rahmenbedingungen tragen auch dazu bei, dass das Bad viele Besuche verzeichnet: Das Strandbad ist zentrumnah gelegen und der Eintritt kostet lediglich einen Euro. Beim Kartenkauf müssen die Eintrittskarten lustigerweise sogar noch abgestempelt werden.

Manch einer wird sich jetzt fragen: Haben Männer und Frauen denn gar keine Chance in dem Schwimmbad zusammen zu kommen? Die Antwort lautet "Jain!". Im Strandbad selbst kann man den Kontakt zum anderen Geschlecht vergessen, denn der Bademeister passt ganz genau auf, dass dies nicht passiert. Er macht es sich auf einem Hochstuhl über der Mauer bequem und ist somit der einzige, der über beide Bereiche blicken kann. Wenn die Strandbesucher jedoch mehr als zehn Meter ins Meer gehen, können sie mit dem anderen Geschlecht zusammen schwimmen gehen. Denn dort endet die Mauer. Das Wasser bildet also einen Treffpunkt für verliebte Pärchen, die es nicht lange ohne einander aushalten.

Das Strandbad "La Laterna" von oben

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Quelle: Süddeutsche Zeitung