New York: Miao Jiaxin lockt Menschen aus aller Welt in seine Zelle

New Yorks Hotels sind mit Abstand die teuersten weltweit, da erscheint das Angebot von Künstler Miao Jiaxin mit einer Unterkunft für einen Dollar pro Nacht extrem verlockend. Doch der Preis hat seine Gründe: Es geht hier nicht um ein Sofa, was Reisenden aus reiner Nächstenliebe zum Spottpreis angeboten wird. Nein, bei Jiaxin wird in einer Gefängniszelle übernachtet. 2,40 Meter lang, 1,80 Meter breit, ausgestattet mit Pritsche, Stuhl, Waschbecken, Spiegel und Toilette. Und das Ganze befindet sich unter dem Dach seines Hauses im New Yorker Stadtteil Brooklyn.

Schlafen, sprechen, lesen - verboten!

Jeder, der möchte, kann bei Jiaxin übernachten, sofern er seinen Spielregeln folgt. Und die haben es in sich: Der Aufenthalt jedes "Häftlings" wird nonstop gefilmt und live im Internet übertragen. Der Künstler gehört zu denjenigen, die es konzentriert verfolgen. Die Nacht muss komplett in der Zelle verbracht werden, ebenso der Vormittag von 9 bis 12 Uhr. Tabu sind dabei elektrische Geräte aller Art wie Smartphone oder Laptop. Auch sprechen, lesen, schlafen und Freizeitbeschäftigungen wie Yoga oder Sport sind verboten. Verstößt man gegen die Regeln, muss man 100 Dollar Strafe zahlen.

"Aus der eigenen Routine ausbrechen"

Und was soll das Kunstprojekt von Jiaxin für einen Sinn haben? "New York ist der schnellste Ort, den ich kenne. Deswegen will ich dazu animieren, bewusst Zeit zu verschwenden - und aus dem klassischen Touristenprogramm oder der eigenen Routine auszubrechen", erklärt er. Die Zelle steht außerdem symbolisch für das oft anonyme Nebeneinanderleben der Menschen in New York: "Wie in einem Käfig". Die Ergebnisse des Projekts werden gespannt erwartet, doch das kann noch eine Weile dauern. Die Zelle ist für die nächsten Wochen schon ausgebucht, von Touristen aus aller Welt, aber auch von New Yorkern selber.

Quelle: Spiegel Online