Geposted 26.11.2019

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Eröffnung eines ökologischen Unterwassermuseums in Cannes

Ende des Jahres 2020 entsteht das erste Unterwassermuseum Frankreichs. Sechs Statuen des britischen Bildhauers Jason deCaires Taylor werden hierfür vor der Küste Cannes' im Meer versenkt. Es ist bereits der zweite Versuch, das Projekt umzusetzen.

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Missglückte Eröffnung

Der ursprünglich angesetzte Termin zur Versenkung der Statuen fiel wortwörtlich ins Wasser. Bereits im Sommer dieses Jahres hätte das ökologische Unterwassermuseum vor der Inselgruppe Îles de Lérins nahe der Stadt Canne ins Leben gerufen werden sollen, doch der Präfekt der Region Provence-Alpes-Côte d'Azur hatte die Eröffnung verschoben, um zunächst eine Umweltverträglichkeitsstudie des Projektes durchführen zu lassen. Es ging um mögliche Auswirkungen auf die Biodiversität sowie auf die natürlichen Lebensräume und auf mehrere geschützte Arten, insbesondere die nahe gelegenen Neptungras-Wiesen. Die für das Mittelmeer typische Pflanze ist für das örtliche Ökosystem von großer Bedeutung. Nun wurde, nachdem die Stadt Einspruch gegen die Studie eingelegt hatte, der zweiter Termin für die Eröffnung für Ende 2020 festgelegt.

Der ökologische Aspekt

Gemäß David Lisnard, dem Bürgermeister von Cannes, werden die Statuen als künstliche Riffe dienen und die Entwicklung der Flora und Fauna im Meer unterstützen. Tatsächlich sollen die Figuren in einem Bereich südlich der Insel Sainte-Marguerite aufgestellt werden, welcher stark mit Makroabfällen belastet ist und den die Stadt zu säubern versucht. Nach Angaben der Gemeinde wird das Museum außerdem dazu dienen, "die Öffentlichkeit für die Notwendigkeit der Achtung und Erhaltung der marinen Biodiversität zu sensibilisieren". Der Ort soll also keine bloße Touristenattraktion für Taucher werden, sondern es werden kulturelle und ökologische Ziele verfolgt.

Ein weiterer Kritikpunkt der Präfektur war der zusätzliche Verkehr, den das neue Museum voraussichtlich in der Region, welche bereits das ganze Jahr über viele Besucher anlockt, erzeugen wird. Der Bürgermeister versicherte jedoch, dass die Anzahl der Schiffe, die zur Insel Sainte-Marguerite übersetzen, keinesfalls erhöht wird. Außerdem wird die bereits existierende ankerfreie Zone zwischen den Inseln erweitert und so die Schwimmzone von 7.000 auf 14.000 Quadratmeter verdoppelt.

Die Kunstwerke

Das Museum wird aus sechs Kunstwerken des englischen Bildhauers Jason deCaires Taylor bestehen, die auf dem Meeresboden versenkt werden. Jede Statue wird acht Tonnen wiegen und zwei Meter hoch sein. Zusammen werden sie voraussichtlich eine Fläche von 54 Quadratmeter einnehmen. Der Künstler formte für das Projekt die Gesichter von sechs Einwohnern Cannes' nach. Die Figuren aus PH-neutralem und ökologischem Meereszement werden später Masken tragen und so Bezug auf die berühmte "Eisenmaske" nehmen. Da Algen, Muscheln und Korallen die Installation im Laufe der Zeit überlagern werden, transformieren sich die Statuen auf einzigartige Weise und werden schließlich zu einem integralen Bestandteil des lokalen Ökosystems. Ihre raue Oberfläche ermöglicht es den Korallenlarven, sich an ihnen festzusetzen und zu gedeihen, während die Ecken und Kanten Zufluchtsorte für Fische und Krustentiere bieten. Die Kosten des Projektes belaufen sich auf rund 300.000 Euro. Die steinernen Kunstwerke sollen nach der Fertigstellung ohne spezielle Ausrüstung leicht und kostenlos für Badegäste zugänglich sein.

Die Unterwasser-Skulpturen vor Gili Meno in der Balisee

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Der Künstler

Dieses Projekt ist nicht das erste für den Künstler, der sich für den Umweltschutz einsetzt und bisher für die Herstellung von über tausend Wasserskulpturen verantwortlich war. Im Jahr 2006 eröffnete Jason deCaires Taylor das erste Unterwassermuseum weltweit in der Molinere Bay auf den Kleinen Antillen. Anfang November dieses Jahres machte er mit der Installation "The Pride of Brexit", welche aus drei an den Strand von Dover gespülten Löwen besteht, auf das Dilemma in Großbritannien aufmerksam. Seine steinernen Figuren sind außerdem bereits im Atlantik, im Indischen Ozean oder in der Balisee (siehe Foto) unter Wasser zu finden.