Nach einigen kurzen Rennen in Chicagos Innenstadt fand der erste offizielle Marathon im September 1977 erstmals in der Windy City am Lake Michigan statt. Dies ist auf das Engagement einer Gruppe von fünf begnadeten Rennern zurückzuführen, unter ihnen ein Finanzberater und ein Doktor. Einst unter dem Namen "Mayor Delaney Marathon" bekannt, geniest der Marathon in Chicago den Ruf als Schnellester, was auf die flache Beschaffenheit der Stadt ohne Hügel zurück zu fuhren ist. Jedoch leidet die Veranstaltung oft an den unvorhersehbaren Wetterbedingungen im Bundesstaat Illinois, zumeist an Regen und Windböen, weswegen Chicago auch den Spitznamen Windy City trägt. Mit 4700 Teilnehmern, die beim ersten Rennen mitmachten, war die Veranstaltung jahrelang der größte Marathon der Welt. Viele erfolgreiche Sportler nahmen in den vergangenen Jahrzehnten an dem Marathon in Chicago teil, auch Steve Jones (Weltrekordbrecher in 1984), Eamonn Martin (Weltrekordbrecher in 1995) und Paul Evans (Weltrekordbrecher in 1996).

Die 40 m lange Strecke führt durch die 29 unterschiedlichen, vielfältigen Stadtviertel von Chicago und beginnt am Stadtrand, in Chicagos Vorgarten, wie die Einheimischen diese Region zu nennen pflegen. Weiter geht die Route durch den Gran Park, Zuhause des Kunstinstituts, das Gebiet Streeterville, eine luxuriöse Einkaufsgegend und durch den Loop, das internationale Geschäftsviertel mit seinen duzenden Banken. Nachdem das Rennen die Nordstadt hinter sich gelassen hat, kriegen die Läufer einen Geschmack des grünen Chicagos: Der Lincoln Park, die größte Grünfläche der Stadt, beherbergt einen Zoo und ein Naturmuseum und den zweitältesten Baseballplatz in den USA, der Heimat der berüchtigten Cubs ist. Die Marathonläufer setzen die Strecke am Ufer des Sees fort, wo die größte Marathonparty mit renommierten DJs stattfindet und sie von schreienden Cheerleadern heldenhaft bejubelt werden. Nach 10 Meilen laufen die Sportler an der St.Michaels Kirche vorbei, die sich in der Altstadt befindet. Anschließend führt sie die Strecke in die West-Schleife mit einem griechischen Stadtviertel, Little Italie und Pilsen (das Latino-Viertel) der windy city. Nach diesem olfaktorisch verführerischen Streckenabschnitt ist Chinatown der nächste Stopp der Route. Hier rennen die Läufer unter einer Brücke durch, in der Nähe des Stadiums der zweiten Baseballmannschaft der Stadt: den white Sox! Nach 35 Meilen betreten die Renner das Jazz-Quartier der Stadt, namens Bronzeville, das in der internationalen Musikszene bekannt ist. In der Südschleife der Stadt erreichen sie endlich den Grant Park, wo sich die wohlverdiente Ziellinie befindet. Nach den verbrannten Kalorien in vierstelliger Höhe hat sich der Läufer eine gewaltige Chicago-Style Pizza verdient, berüchtigte Spezialität der Stadt.