Geposted 09.09.2015

#Gesellschaft #Deutschland

Gruppenreisen für Asperger-Autisten

REISEGRUPPEN - Es gibt auf dem Markt ein riesiges Angebot von Städtereisen oder anderen Gruppentouren - aber nicht für Menschen, die unter dem Asperger-Syndrom, einer milderen Variante des Autismus, leiden. Das will Claus Blumstengel ändern, indem er für genau diese Zielgruppe Touren anbietet.

Die Autorin Anne Lemhöfer führte für "Zeit" ein Interview mit Claus Blumstengel, der unter dem Asperger-Syndrom leidet. Claus Blumstengel arbeitet trotz seiner Krankheit als Lokalredakteur. In dem Gespräch warf er die Problematik auf, dass es keine passenden Reisen für Asperger-Autisten gibt. Und dem will er entgegensteuern: Seit Mai dieses Jahres bietet er Reisen für diese Zielgruppe an und will dies weiter ausbauen.

Normale Reisen sind für Menschen, die unter dem Asperger-Syndrom leiden, nichts. Laut Blumstengel sei schon der Gang zum Supermarkt für manche der Asperger-Autisten eine Herausforderung. Die Krankheit kann die Mimik und Gestik sowie die Kommunikation erschweren. Smalltalk gestaltet sich demnach eher schwierig und kann Missverständnisse nach sich ziehen. Dafür können sie sich intensiv und lange mit einem Thema auseinandersetzen und sich darüber fachmännisch austauschen.

Neben diesen physischen Differenzen zu "neuronal typischen Menschen", wie Blumstengel Menschen nennt, die nicht von dieser Krankheit betroffen sind, gibt es noch einen Aspekt, der für Asperger-Autisten ein Hindernis darstellt: Es ist das Geld. Der Großteil der Asperger kann nicht arbeiten gehen und hat daher wenig Geld.

Asperger-Autisten werden tolle Ausflüge ermöglicht

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Um Asperger-Autisten eine Reise zu ermöglichen, hat Blumstengel seit Mai 2015 drei Reisen angeboten, die auf diese Problematiken eingestellt sind. Dadurch, dass die Asperger unter sich sind, klappt ihre Kommunikation besser, es kommen weniger Missverständnisse und unangenehme Situationen vor. Kurz: Sie fühlen sich wohler. Außerdem können sie dort Gleichgesinnte treffen und neue Freunde finden. Viele der Asperger sind nämlich eher Einzelgänger und leben alleine. Zudem sind seine Reisen preisgünstig, da er nur Geld für die Fahrt, den Eintritt und eventuell noch den Reiseleiter verlangt. Die erste Reise war eine Fahrt zu der Bundesgartenschau in Havelberg und Stölln. Die nächste Tour führte die Reisegruppe zu dem Flughafen Berlin-Brandenburg, wo sie die Baustelle besichtigten. Wichtig ist bei solchen Reisen: Asperger-Autisten lieben Führungen, da sie aufgrund ihres oft höheren IQs gerne informative Berichte oder Auskünfte hören.

In der Zukunft will Claus Blumstengel weitere Bustouren anbieten. Die bisherigen Ausflüge sind gut verlaufen und bei der Zielgruppe auch gut angekommen. Kommerzielle Angebote wird es jedoch nicht geben, da sich der Lokalredakteur für diese Ausflüge jedes Mal Urlaub nehmen muss.

Quellen: Zeit online, Aspies unterwegs, Aspies e.V.