Geposted 19.01.2016

#Kultur #Montenegro

Ehemaliges KZ soll Luxushotel werden

MAKABER? - Ein ehemaliges KZ in Montenegro soll zu einem Luxushotel umgebaut werden. Die Idee hat einen leicht makabren Hauch. Auch die Angehörigen von einstigen Gefangenen sind dagegen.

Schlafen, wo Menschen eines grausamen Todes gestorben sind. Das passiert öfter als man meint. In Hotels kann dies schon einmal vorkommen. Aber dann weiß der darauffolgende Gast im Normalfall nicht, was passiert ist. Aber mit dem Wissen, dass Menschen an diesem Ort gefangen gehalten wurden, in einem Hotel übernachten, ist nicht so attraktiv.

Vor der Bucht von Kotor liegt Mamula

© Google Maps

Die kleine Insel Mamula liegt in der Adria, am Eingang zur Bucht von Kotor. Im 19. Jahrhundert wurde die Festung auf der Insel von den Habsburgern errichtet. Genauer gesagt von General Lazarus von Mamula. Unter dem Begründer des italienische Faschismus, Benito Mussolini, wurde die Festung als Gefängnis genutzt. Seit dem 30. Mai 1942 mussten die Gefangenen dort Folterungen und andere Grausamkeiten überstehen. Mindestens 80 Gefangene sollen in dem Konzentrationslager hingerichtet worden sein. 50 weitere Insassen starben den Hungertod.

Die Festung auf Mamula zerfällt

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Der Durchmesser beträgt nur etwa 200 Meter. Aber die ruhigen Strände locken auch heute schon viele Touristen an. Dass nun ein Luxushotel mit Spa-Bereich aus den Folterräumen gebaut werden soll, trifft vor allem bei den Hinterbliebenen der Gefangenen auf Unverständnis. Olivera Doklestic, deren Vater, Großvater und Onkel auf Mamula inhaftiert waren, ist entrüstet. "Auf der ganzen Welt ist noch kein Konzentrationslager zu einem Hotel umgebaut worden."

Doklestic fordert, dass die zerfallende Festung restauriert und eine Gedenkstätte errichtet wird. Besucher sollen dann die Geschichte hautnah erfahren können. Für 15 Millionen Euro soll die schweizerisch-ägyptische Investmentfirma Orascom Mamula zu einem Luxushotel verwandeln. Das Tourismusministerium wies die Vorwürfe zurück. Für die Gefangenen sei auch ein Denkmal auf der Insel geplant. Ob überhaupt Touristen in den Zellen der Gefangenen schlafen wollen?

Quelle: WELT