Hoch auf einer felsigen Spitze sitzend, die das türkise Meer überragt, im Süden der Halbinsel im Staat Quintana Roo gelegen, charakterisiert sich diese vor fast 3 000 Jahren geborene Stadt durch ihr befestigtes Kap. Ihr ursprünglicher Name "Zama" bedeutet gleichzeitig Morgendämmerung und Anfang. Sie zeugt von der letzten großen Mayaperiode vor Ankunft der Spanier. Die Truppen von Cortés gaben ihr ihren jetzigen Namen Tulum ("Mauer"), als sie ihre Stadtmauer zum ersten Mal erspähten. Ihre Mauern mit fünf Zugängen und zwei Wachtürmen bildeten in dieser Epoche ein Bollwerk gegen die Invasoren. Obwohl sie während der post-klassischen Periode ein Handelszentrum war, diente die Hafenstadt dank Ausguck, Wachtposten und Leuchtturm in Richtung Meer, auch als Himmelobservatorium. Man geht davon aus, dass die Tempel im toltekischen Stil blau bemalt waren. Die geometrische Konzeption der 60 Konstruktionen beweist die Bedeutung des kosmischen Modells für die Städte. Man findet dort den Tempel "des absteigenden Gottes", Sohn von Ix Chel, Göttin des Mondes, der Ernte und der Fruchtbarkeit, im Pantheon der Maya. Andere skulptierte Gemälde stellen die Gesichter der Venus auf den zwei Giebeln des Tempels dar, das eine mit offenen Augen, das andere mit geschlossenen Augen. Sie bedeuten abwechselnd Leben und Tod, Gut und Böse. Aber das Hauptgebäude, das dem Venus-Stern gewidmet ist, der Castillo, steht am Kap der Küste in der Nähe des alten Handelshafens. Der Handel war für das Salz, den Honig, den getrockneten Fisch, den Obsidian (scharfer vulkanischer Stein), die Jade und andere wertvolle Steine wichtig. Die Boote, die von den Maya für den Tauschhandel benutzt wurden ("Chi Kle" wörtlich "Mund" und "Wort"), fuhren bis nach
Belize,
Honduras und
Guatemala. © Text: Jeanne Brette; © Foto: OT Mexiko.