Geposted 24.09.2015

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Die Stunde des Friedens ist gekommen

FRIEDENSVERTRAG - Der Bürgerkrieg in Kolumbien forderte Hunderttausende Opfer. Nach einem halben Jahrhundert soll endlich Schluss sein: Kolumbiens Regierung und die linken Farc-Rebellen wollen den Konflikt jetzt juristisch aufarbeiten.

In einem 30-minütigen direkten Gespräch trafen der Anführer der linken Guerillaorganisation Farc, Timoleón Jiménez alias "Timochenko", und Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos im Beisein von Kubas Staatschef Raúl Castro gestern eine Übereinkunft. Die Einigung wurde am Mittwoch (Ortszeit) in Kubas Hauptstadt Havanna verkündet. Damit ist Kolumbiens Regierung und den Farc-Rebellen nach jahrzehntelangen Konflikten und fast dreijährigen Verhandlungen der Durchbruch gelungen und der Frieden in greifbare Nähe gerückt.

"Wir sind Gegner, wir stehen auf verschiedenen Seiten, aber heute gehen wir in dieselbe Richtung, in Richtung Frieden", erklärte Santos. Das Ereignis wurde von ihm als historischer Durchbruch gefeiert, aber es gebe noch einiges zu tun und jeder in Kolumbien müsste zu diesem Gelingen beitragen. In spätestens sechs Monaten werden nach Angaben von Santos die Verhandlungen abgeschlossen und der endgültige Friedensvertrag unterschrieben. "Wir werden nicht scheitern. Die Stunde des Friedens ist gekommen." Mit dem Ende des Bürgerkriegs zwischen staatlichen Sicherheitskräften, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs kehrt erstmals seit 50 Jahren wieder Frieden in Kolumbien ein.

Gewaltsam kämpften hier seit der Gründung der "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) im Jahr 1964 Rebellen gegen Großgrundbesitzer und die Regierung. Mit rund 7000 Mitgliedern ist die Farc heute die größte noch aktive Rebellengruppe Kolumbiens. Sie finanziert sich durch Drogenhandel, illegalen Bergbau und Entführungen. Offiziellen Angaben zufolge wurden während dieser Zeit mehr als 220.000 Menschen getötet und Millionen aus ihren Heimatdörfern vertrieben.

Die jüngsten Verhandlungen zwischen der Regierung und der Farc begannen 2012. Nachdem die Gespräche zwischendurch ins Stocken gerieten, verkündete die Farc im Juli 2015 einen Waffenstillstand. Wenig später rief die kolumbianische Regierung das Ende der Bombardierung von Farc-Stellungen aus.

Nach Unterzeichnung des Friedenabkommens haben die Farc-Kämpfer 60 Tage Zeit ihre Waffen abzugeben. Die Regierung und Rebellen einigten sich auf ein eigenes Justizwesen zur Aufarbeitung der Verbrechen des Bürgerkriegs in Kolumbien. Für politische Delikte werde eine weitreichende Amnestie gewährt. Ausgenommen seien hiervon Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie schwere Kriegsverbrechen. Sondergerichte mit kolumbianischen und ausländischen Richtern sollen in Zukunft über die Art der Strafe entscheiden. Verurteilte müssten mit einer Freiheitsstrafe von höchstens acht Jahren rechnen.

Geplanter Friedensvertrag wurde vorab mit einem Händedruck besiegelt

Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos (l) und Farc-Chef Timoleón Jiménez alias "Timochenko" (r) im Beisein von Kubas Staatschef Raúl Castro (m) - ©dpa

"Die Sonderjustiz ermöglicht es uns, nach vorne zu schauen und die Vergangenheit hinter uns zu lassen", meinte Farc-Chef "Timochenko". Mit der Festlegung einer moderaten Maximalstrafe kam die Regierung den Farc-Rebellen entgegen. Das spezielle Justizwesen soll ebenso für Soldaten und Polizisten gelten, die Menschenrechtsverletzungen begangen haben.

Quellen: Spiegel, n-tv, Die Welt