Für Christian Cécile, Anthropologe an der Universität Saint-Denis in Cayenne, Guyana, ist der Karneval ein starker Moment, in dem das französische Übersee-Departement seine eigene Identität voll ausleben kann. "Guyana ist ein Schmelztiegel aus verschiedenen Kulturformen und Religionen. Die eigentliche Kultur Guyanas ist kreolisch. Die Kreolen sind aus der Begegnung der schwarzen Bevölkerung mit den weißen Siedlern hervorgegangen", so der Wissenschaftler. Für diesen scharfen Beobachter der guyanesischen Gesellschaft erinnert der Karneval an die Geschichte Guyanas, die einen Schmelztiegel aus verschiedenen Volksgruppen hervorbrachte (Indianer, Maroons, Kreolen, Hmongs, Brasilianer, Chinesen...). Es handelt sich um eine Art rituelle Veranstaltung, die zur Entwicklung der guyanesischen Kultur beiträgt. In den Masken, Kostümen, Gesängen, Musikinstrumenten kommt die kulturelle Identität jeder einzelnen Karnevalsgruppe zum Ausdruck. Der Anthropologe umschreibt die Bedeutung des Karnevals in der südatlantischen Region sogar als Strategie mit einer identitätsbezogenen Botschaft, die in einem festlichen Rahmen präsentiert wird.
© Julien Nessi (Text und Foto).