Alaçati, ein Bobo-Märchen in der Türkei

Jenseits der kitschigen Geschäfte, in denen Techno-Musik gespielt wird und bunte Armbänder die Regale zieren, einmal vorbei an den restaurierten Mühlen auf den Anhöhen, vorbei an der Moschee-Kirche... Willkommen im Herzen von Alaçati, wo der ohrenbetäubende Lärm einer fesselnden Jazzmelodie und den Rhythmen des "Buena Vista Social Club" weicht.

Topfpflanzen und Blumen in leuchtenden Farben, die neben einigen Holzbänken aufgestellt sind, die manchmal als Terrassen dienen, säumen die gepflasterten Straßen. Der Weg endet an Straßenkreuzungen, wo sich kleine Plätze befinden, die oft mit einem Restaurant und seiner mit einem Gewölbe aus Efeu oder fuchsiafarbener Bougainvillea überdachten Terrasse verschönert sind.

"Bazen"? Ah, das bedeutet "manchmal" auf Türkisch. Manchmal in Istanbul, manchmal in Alaçati", erzählt Banu Maga, die Stamboulianerin, die ihre Zeit wie in ihrer Kindheit zwischen der Großstadt und Alaçati aufteilt.

Banu Maga ist ein typisches Beispiel in Alaçati. Viele Jahre lang verbrachte sie ihre Ferien in dem Dorf. Als sie älter wurde, beschloss sie, eines der typischen Steinhäuser des Dorfes zu mieten. "Das ist ein Traum für mich, eine Mischung aus allem, was ich liebe.

Einige Werke von Banus Vater sowie seine eigenen Keramikkreationen werden in Bazen ausgestellt, obwohl keine davon zum Verkauf stehen. Dennoch kann man den Schmuck im böhmischen Stil und Seidenkaftane kaufen.

Banu ist in dieser Hinsicht nicht allein. Eskiden, der wunderbare Laden von Oktay Durna, verkauft 150 bis 400 Jahre alte Keramik- und Glasgegenstände. Und Yesim, ebenfalls Keramikkünstlerin, hat gerade ihren eigenen Laden, Sapa da Tilla, eröffnet, in dem sie ihre Kreationen (als ich vorbeikam, war der Laden ausverkauft...ein gutes Omen!) sowie biologische Produkte und lokale Textilien verkauft.

Wie in einem Märchen schlenderte ich durch die Straßen dieses kleinen Dorfes mit seinem eher entspannten Temperament und streifte durch die kleinen Sackgassen und menschenleeren Plätze auf der Suche nach unbekannten Orten - und meine Neugierde wurde belohnt.

Ich sehe eine türkisblaue Schubkarre an einer Mauer, die den Anfang eines Weges markiert, der von verlassenen blauen und weißen Stühlen in einer Gasse direkt am Eingang zu einem kleinen Platz, den man durch einen Steinbogen betreten konnte, angelegt wurde.

Dort sprechen mich kleine Kürbisse aus dem Garten an, die in der Sonne liegen gelassen wurden. Ich gehe durch den Steinbogen wie durch eine magische Tür und lande in einem verwunschenen Garten, der mit Bäumen bepflanzt ist, die mit Laternen geschmückt sind. Der von einer Steinmauer umgebene Platz diente als Restaurant: Asma Yapragi.

Das Agrilia ist ein familiäres, lokales Restaurant, das ebenso charmant, aber etwas schicker ist. Es serviert hauptsächlich italienische und argentinische Gerichte und ist zeitgemäßer eingerichtet als das Restaurant von Asma Yapragi. Für kühlere Nächte ist das charmante Restaurant Eflatun der richtige Ort, um die warme Atmosphäre zu spüren und die hausgemachten Gerichte von Nalan Kocaoglu zu probieren.

Um in einem weniger aufwendigen Rahmen zu Mittag zu essen oder einfach nur etwas zu trinken, ist der unumgängliche Ort im Dorf Sudan. Dabei genießt man auch noch den fachkundigen und scharfen Blick von Leyla, der Chefin. Die minimalistische, aber boboartige Einrichtung ist sehr schick und die Atmosphäre entspannt.

Unregelmäßige Fußbodenlatten, eine Art Kuriositätenkabinett aus Kunstgegenständen und lokalen Bio-Produkten auf Böcken, massive Holztische mit kleinen orangefarbenen Wildblumensträußen neben einer Kopie von Patti Smiths Buch "Just Kids" auf Türkisch und die größte Sammlung alter Ausgaben von "National Geographic" sind Teil der "cosy-chic"-Einrichtung.

Für ein moderneres Ambiente im Freien bietet sich das Alarga an, ein Neo-Bobo-Restaurant mit industriellen Nuancen, wie der gelbe Stahlschriftzug an der Außenseite verrät.

Als ich die Gelegenheit hatte, an der Etappe des PWA World Tournament teilzunehmen, die im August 2013 in Alaçati stattfand, habe ich die Gelegenheit natürlich sofort ergriffen. Erstens war es die Gelegenheit, zum ersten Mal in die Türkei zu reisen, und zweitens konnte ich das schicke, von Aperitifs auf der Terrasse geprägte Leben, von dem ich gehört hatte, ausprobieren.

Das Dorf Alaçati, das weniger als 16 km vom Hauptwindsurfspot entfernt liegt, ist nicht nur ein Paradies für Windsurfer und Kitesurfer, sondern beherbergt seit fünf Jahren auch zahlreiche Geschäfte, Kunstgalerien und Restaurants.

Engin merkte jedoch bald, dass die Surfer nicht genug Geld ausgaben, um das Projekt auf den Weg zu bringen. Daher begann er mit dem Bau von Schulen, um Neugierigen das Windsurfen beizubringen - ein Projekt, das sich zu seiner eigenen Überraschung als viel lukrativer erwies, als einfach nur Windsurfer einzuladen, um ihren neuen Spot zu testen.

Seit 2006 hat die jährliche Veranstaltung des PWA World Tournament - ein Highlight im gesellschaftlichen Kalender, egal ob in Istanbul oder Izmir - Alaçati auf die Landkarte gebracht.

Während meine Neugierde mich durch die Straßen führt, stoße ich auf ein Boutique-Hotel, ein weiteres und noch ein weiteres. Die Hotels in diesem kleinen Dorf sind in jeder Hinsicht "Boutique" - wenige Zimmer, viel Charme und eine intime Atmosphäre.

Schon allein deshalb, weil es selten ist, ein Hotel mit mehr als zehn Zimmern zu finden. Normalerweise haben sie nur vier oder fünf, die mit einem persönlichen Stil und viel Geschmack eingerichtet sind. Gemütlich und mit einem eher entspannten Service sind die Hotels in Alaçati wirklich wie ein zweites Zuhause.

Diese typischen Bobo-Hotels schmiegen sich in blumengeschmückte Hinterhöfe in Nachbarschaften, in denen sich die Einheimischen von Fenster zu Fenster unterhalten, eine Siesta halten, dem Gesang der Vögel und Zikaden lauschen und sich auf der Terrasse bei Sonnenuntergang zu einem Drink treffen.