Auf der Braderie de Lille stöbern, schlemmen und bummeln

Die von den Einwohnern Lillys, und den eigens dafür angereisten Besuchern, mit Spannung erwartete jährliche Veranstaltung, tauchte erstmals vor mehreren hundert Jahren, im Jahr 1127, auf. Unter den Namen Foire de Lille, Franche Foire oder Fêtes aux loques hat die Braderie de Lille die Epochen überdauert und sich immer wieder weiterentwickelt.

Die Beliebtheit der Veranstaltung stieg ab dem 16. Jahrhundert, als zu den Ständen der Gewerbetreibenden auch die der Dienstboten hinzukamen. Erst drei Jahrhunderte später beteiligen sich auch das Bürgertum und umherziehende Händler an den Verkäufen im Freien auf diesem großen Flohmarkt. Zwischen den bewährten Traditionen und den Neuheiten, die der Braderie einen zusätzlichen Reiz verleihen, herrscht in den Straßen von Lille eine ganz besondere Atmosphäre.

Zu Beginn des französischen Schuljahres verwandelt sich die Stadt für ein Wochenende. Schnäppchenjäger, die nach den kleinsten Hausschätzen Ausschau halten, Feinschmecker, die ihre Muschelhaufen vergrößern wollen, und Joggern, die nach der 10-Kilometer-Medaille streben, teilen sich die Gassen und Hauptstraßen mehrerer Stadtteile.

Bei jeder Veranstaltung werden über 100 Kilometer an Ständen von Fachleuten und Privatleuten von den zahlreich erschienenen Besuchern durchstreift. Zwischen Stammkunden und Neugierigen machen sich mehr als 2 Millionen Spaziergänger auf den Weg durch die Straßen von Lille, die zu diesem Anlass in eine Fußgängerzone umgewandelt wurden.

Von Vieux-Lille bis Wazemmes variieren die Aussteller und ihre Waren, aber die Feierlaune und die Begeisterung der Bevölkerung harmonieren miteinander. Während die kleinen gepflasterten Gassen und versteckten Gässchen den Trödlern vorbehalten sind, sind die großen Straßen den Kunsthandwerkern und Künstlern vorbehalten. Eine reizvolle Mischung für die Horden an angehenden Schnäppchenjägern, die den Charme der Braderie genießen wollen.

Auf dem größten Flohmarkt Europas ist es wichtig, seinen Besuch zu organisieren! Ob Sie nun eher auf Kleinkram, Second-Hand-Objekte, Antiquitäten oder Flohmarktfunde stehen, die Auswahl ist groß und die Bereiche sind gut abgegrenzt. Mit einem Plan in der Hand geht es los auf die jährliche Schatzsuche!

Zwischen den Vintage-Stücken finden auch Leckereien und Kunstwerke ihren Platz an den Ständen. Die legendären Pommesbuden und Straßenverkäufer zeigen ihre Show; das ist Lebenskunst à la lilloise, die man mit einem Bier in der Hand genießen kann.

Um in nur zwei Tagen auf die seltenen Perlen zu stoßen, müssen Sie Ihre Ellenbogen einsetzen, Ihren Charme spielen lassen, Scharfsinn beweisen und schnell sein! Für Besucher, die keine genaue Vorstellung von dem Schnickschnack haben, den sie finden möchten, ist die ideale Option, einfach als Spaziergänger nach Lille zu kommen, um an der Hektik des riesigen Trödelmarktes teilzuhaben und vielleicht zufällig auf das Schnäppchen des Jahrhunderts zu stoßen. Die dritte Alternative schließt jegliche Vorstellung von Kauf und Schnäppchen aus, denn sie besteht darin, diesen großen festlichen Moment zu nutzen, um ... zu feiern.

Was das Essen angeht, kann man unmöglich an Restaurants vorbeigehen, in denen Moules-frites auf der Speisekarte stehen. Dieses Gericht ist ein echtes Ritual für Einheimische und Touristen und in gewisser Weise das Wahrzeichen der Braderie. Gleich zu Beginn des Wochenende beginnen die Restaurantbesitzer auf dem Place Rihour mit einem Stapel leerer Muscheln, der sich im Laufe der Tage immer weiter aufbaut und am Ende des Wochenendes mehrere Tonnen erreicht. Eine Kunst aus Lille!

Die Gastronomen haben nur ein Ziel: das Wochenende mit dem größten Haufen an Moules-frites in der ganzen Stadt zu beenden! Ein inoffizieller Wettbewerb, der in der Traditon verankert ist und dessen Gerüche ebenso überraschend wie reizvoll sind...

Bevor der Verkaufsstart erfolgt, wird am Samstagmorgen der Startschuss für den 10-Kilometer- und den Halbmarathonlauf gegeben. Tausende von Läufern stellen sich jedes Jahr der Herausforderung, ihre Medaille zu erringen, bevor viele Stunden lang gefeiert und genossen wird.

Fast 48 Stunden lang reiht sich in allen Ecken der Stadt ein Unterhaltungsprogramm an das andere und bestimmt den Rhythmus der Promenade. Festlichkeiten, Kultur, Gastronomie und Veranstaltungen aller Art kommen zu dem ohnehin schon vollen Programm der Braderie hinzu.

In den Bars legen DJs auf, um die Menge mit Pop, Disco, Rock oder Techno zum Tanzen zu bringen! In ruhigeren Tönen werden an vielen Orten Secondhand-Kleider verkauft. Eher Maroilles, Sahne oder Chorizo? Spezielle und zeitlich begrenzte Rezepte stehen auf den Speisekarten der meistbesuchten Restaurants, in denen Moules-frites an der Tagesordnung sind. Wer sein Glück nicht versucht hat, die Medaille des Morgenlaufs zu ergattern, kann sich in die Kolor Bar begeben und versuchen, den Titel der Miss oder des Mister Moule zu gewinnen.

Um die Braderie unter den besten Bedingungen genießen zu können, sollten Sie die Turnschuhe auspacken! Die kilometerlangen Stände lassen sich nicht in ein paar Minuten durchlaufen, und der Tag kann manchmal zu einer Tretmühle werden... Um zusätzliche Anstrengungen zu vermeiden, sollten Sie Ihre Route mithilfe des Plans im Voraus planen, denn es ist leider nicht möglich, alles zu schaffen. Die perfekte Ausrede, um sich verführen zu lassen und beim nächsten Mal wieder dabei zu sein!

Bringen Sie Kleingeld mit! Natürlich akzeptiert keine Privatperson die Zahlung per Bankkarte oder Scheck und nur wenige Gewerbetreibende verfügen auf dem Basar über einen eigenen Zahlungsterminal. Wenn Sie vorausschauend handeln, vermeiden Sie Warteschlangen vor den Automaten und Versorgungsengpässe...

Lille ist eine Stadt, die dank zahlreicher Verkehrsmittel sehr gut auf Reisende eingestellt ist; Flughäfen, Bahnhöfe, Hauptverkehrsstraßen... In der Metropole sind Straßenbahn, Busse und Metros bevorzugt, und das besonders am Wochenende der Braderie. Die Hauptverkehrsadern sind den Trödlern gewidmet und der Andrang sorgt ab dem frühen Morgen für kilometerlange Staus. Lassen Sie Ihr Auto also auf einem Park-and-Ride-Platz stehen und entscheiden Sie sich für die öffentlichen Verkehrsmittel oder gehen Sie zu Fuß!

Am Wochenende der Braderie werden die Hotels in Lille überrannt, daher sollten Sie weit im Voraus buchen! Für Partygänger ist es ideal, eine Unterkunft im Zentrum zu wählen, in der Nähe der zahlreichen Unterhaltungsangebote.

Spontan sollten Sie vielleicht etwas weiter von Lille wegfahren und in La Madeleine, Marcq-en-Baroeul, Villeneuve-d'Ascq oder sogar Roubaix buchen, da diese Städte ebenfalls sehr gut an das Verkehrsnetz angebunden sind. Reisende, die eine ruhigere Braderie erleben möchten, sollten ebenfalls in diesen Nachbarstädten buchen!