Von Estland bis Litauen ist die Geschichte unterschiedlich verlaufen, die Einflüsse (auf die Bevölkerung, die Sprache, den Brauchtum und die Architektur) waren nicht die gleichen. Estland liegt vor oder fast an der Küste von Finnland. Estnisch ist in der Tat mit dem Finnischen verwandt: Es gehört, wie dieses, der komplexen linguistischen Familie der finno-ugrischen Sprachen an. Glücklicherweise sprechen fast alle Esten Englisch, was den deutschen Touristen erleichtern dürfte. Aber ihre Lebensweise, ihr Geschmack in Sachen Design erinnert an Skandinavien. Das heißt, in Estland gibt es viele Ideen zur Innenausstattung, die zugleich ungewöhnlich und kreativ sind. Dies sehen Sie z. B. den Möbelläden, in den Hallen von Hotels und in Gästezimmer umgewandelten Häusern oder auch in Gaststätten. Überqueren Sie die Grenze nach Lettland. Der erste Eindruck ist hier anders. Er ist russisch. Wahrnehmbar an der Sprache, am Verhalten und der jetzigen Bevölkerung, die 30 % Russen umfasst. Das Russland der Zaren drückte der Architektur Lettlands seinen Stempel auf. So stammen die schönen Häuser von Riga aus dem 19. Jahrhundert (einige wurden seitdem zu Hotels, wie beispielsweise das Europa Royale in Riga), genauso wie die meisten Villen des Badeortes Jurmala. Neue Grenze im Süden: Litauen. Fast nur von Litauern besiedelt, sind die polnischen Nachbarn nur mit 6 % vertreten. Da Weißrussland in unmittelbarer Nähe liegt, ist Litauen slawisch und südländisch zugleich. Man baute Barockpaläste wie in Warschau, Hütten aus Holz wie in den Dörfern um Minsk. Unerwartet, abwechslungsreich und sehr interessant!
© Texte: Estelle Mariotte. Fotos: Carlos Rodrigues.